Lokalsport
Ein Hoch auf „Buffy“ Ettmayer

Fußball In seinem neuen Buch verneigt sich Sportjournalist Oskar Beck aus Weilheim vor der VfB-Legende aus Österreich, die im Frühjahr in Notzingen verstarb. Von Klaus Schlütter

Tor in Stuttgart – so lautet der Titel eines neuen Buchs des Sportjournalisten Oskar Beck vom Weilheimer Egelsberg. Ein unterhaltsamer Rückblick auf die amüsantesten Fußball-Geschichten der Stadt. Augenzwinkernd erzählt der Autor von Menschen, die den Fußball in Stuttgart bewegt haben. Er schreibt über Tore, Triumphe, Tragödien und Tränen von Wundermännern, Trainerhexern und bunten Vögeln. So vergnüglich, dass ihn Gerhard Mayer-Vorfelder, der Ex-Präsident des VfB, einmal die „Stradivari unter den Arschgeigen“ genannt hat.

Einer von Becks Helden lebte bis zu seinem Tod im Frühjahr 2023 in Notzingen: Johann „Buffy“ Ettmayer. Ein Unikum auf dem Platz und als Erzähler. Ein Star mit Gewicht, von bösen Zungen auch „Fettmayer“ genannt. VfB-Trainer Hermann Eppenhoff wollte sein Gewicht unter 80 Kilo trimmen. Aber der Gefolterte fiel darauf vor Schwäche in eine Krise, worauf Eppenhoff ihn anflehte. „Friss wieder, Buffy.“ Zum Dank führte der – mollig und stramm wie eh und je – den VfB 1974 ins UEFA-Cup-Halbfinale.

„Der gebürtige Wiener war beileibe nicht nur ein großer Esser, sondern auch ein virtuoser Zauberer, der mit seinen besten Tricks im Zirkus hätte auftreten können“, so der Verfasser. Buffy stoppte den Ball mit der linken Pobacke und schlenzte ihn mit der rechten weiter. Er schlug einen Eckball mit der Hacke vors Tor, indem er das rechte Bein um das linke schlängelte. Legte sich eine Münze auf den linken Zauberfuß und kickte sie an seinem stattlichen Buch vorbei – von oben herab direkt in seine Hemdtasche. Oder er stellte sich vor einem Freistoß auf den Ball und salutierte.

Buffy spielte die weitesten Pässe und schoss die gewaltigsten Tore. In München gab es mal einen Freistoß für den VfB von der Mittellinie. „Mauer!“, rief Bulle Roth. „Seid’s deppert? Das sind ja 50 Meter!“, lachte sich Sepp Maier schlapp. Als das Geschoss neben ihm an den Pfosten krachte, stand der Sepp wie angewurzelt daneben und staunte mit offenem Mund. Zischte Roth: „Und nun, du Blinder?“

Unter Trainer Albert Sing war Schluss mit fehlgeschlagenen Diät­versuchen. Buffy flüchtete erst zum HSV, dann nach Freiburg. Am Ende der Karriere ist er in Notzingen sesshaft geworden. Als er einmal mit dem Buchautor im „Wachthaus“ in Kirchheim im Biergarten saß, schwärmte der Beute-Schwabe: „Der Ruhestand ist etwas Herrliches, man kann schließlich nicht ewig den Bauch einziehen. Und wenn ich morgens meine Schwäbische Alb sehe, ist das wie Tirol.“