Lokalsport

Ein Krimi ohne Happy End für den VfL

Turnen Kirchheims Zweitliga-Team muss nach einer hauchdünnen Niederlage im letzten Saisonwettkampf wieder in die dritte Bundesliga absteigen. Von Heiko Paul

Kirchheims Turnwelt steht kopf: Trotz reger Fan-Unterstützung im letzten Heimwettkampf in der Raunersporthalle müssen Kirchheims
Kirchheims Turnwelt steht kopf: Trotz reger Fan-Unterstützung im letzten Heimwettkampf in der Raunersporthalle müssen Kirchheims Zweitliga-Cracks absteigen. Foto: Mirko Lehnen

Die Zweitligaturner des VfL Kirchheim müssen zum Saisonabschluss in den sauren Apfel beißen. Nach der hauchdünnen Heimniederlage im Turnkrimi gegen die KTV Ries steigen die Kirchheimer in die dritte Liga ab - auch, weil der bisherige Tabellenletzte, TSV Buttenwiesen, zeitgleich seinen Wettkampf gegen das TT Schiltach gewonnen und dabei sieben Gerätepunkte ergattert hatte. So muss der VfL wegen eines einzigen Gerätepunkts runter. „Knapper kann man nicht absteigen“, stand VfL-Cheforganisator Matthias Pohl die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Ohne unser Verletzungspech hätten wir uns gut in der zweiten Liga behauptet“, analysierte er.

Die Ausgangslage vor dem letzten Saisonwettkampf war klar: Der VfL Vorletzter mit einer gewonnenen Partie und der TSV Buttenwiesen siegloser Letzter, aber beide nach Gerätepunkten - entspricht in etwa dem Torverhältnis bei Ballsportarten - exakt gleich. Weil nur der Tabellenletzte absteigt, schien die Chance auf den Klassenerhalt für die VfL-Turner groß - wäre da nicht die unglückliche Konstellation mit unterschiedlich starken Gegnern gewesen.

Der TSV Buttenwiesen hatte das TT Schiltach zu Gast. Anfangs der Saison noch bärenstark, ging den Turnern aus dem Schwarzwald zum Ende hin offenbar die Luft aus und sie haben mit Verletzungen zu kämpfen. Der VfL hingegen bekam es zum Abschluss mit der KTV Ries zu tun: Ein erfahrener Gegner aus dem Tabellenmittelfeld in Vollbesetzung, der mit dem Russen Ilya Kibartas den erfolgreichsten Score-Punkte-Sammler der Saison in den Reihen hat. Zudem musste der VfL nach wie vor verletzungsbedingt auf Marcus Bay verzichten.

Dass die Favoritenrolle beim Gegner lag, schreckte die VfL-Turner nicht. Julian Hausch begann am Boden furios, holte gleich die ersten zwei Score-Punkte für den VfL, Daniel Lee dann ganz souverän drei. Manuel Hofmann musste Ilya Kibartas ziehen lassen aber Yasin el Azzazy auf Kirchheimer Seite stockte das Ergebnis auf 8:3 Score-Punkte auf - das erste Gerät war gewonnen.

Am Pauschenpferd ist die KTV Ries hingegen eine Macht. Henning Weise, Manuel Hofmann, Julian Hausch und Daniel Lee mussten ihren Gegnern trotz fehlerfreier Übungen die Punkte überlassen. Aus dem Vorsprung war ein Rückstand (8:12) geworden. An den Ringen ging die Rieser-Gala weiter, nur unterbrochen von einem glänzend aufgelegten Julian Hausch, der die einzigen drei Score-Punkte für den VfL an diesem Gerät holte. Ries lag nun mit 23:11 in Front.

Die Kirchheimer Aufholjagd startete am Sprung. Manuel Halbischs Gegner hatte einen schwierigeren Sprung zu bieten, aber Daniel Lee, Yasin el Azzazy und Manuel Hofmann gewannen ihre Duelle. Mit 9:3 ging auch diese Gerätewertung an den VfL, der so auf 20:26 verkürzte. Nachdem Julian Hausch das erste Barren-Duell gewonnen hatte, betrug der Rückstand sogar nur noch vier Score-Punkte. Daniel Lee und Moritz Pohl mussten sich aber trotz furioser Übungen an den Holmen jeweils mit einem Unentschieden begnügen - damit gab es weder Score-Punkte für sie noch für die Gegner. Ilya Kibartas holte dann wieder mit seiner Traumübung am Barren vier Score-Punkte gegen Manuel Halbisch. Die Barrenwertung ging damit knapp mit 4:2 Punkten an die Rieser, deren Vorsprung damit wieder auf acht Score-Punkte gewachsen war.

Moritz Pohl holte anschließend das erste Duell am Reck nach Kirchheim. Julian Hausch hatte trotz seiner exzellenten Übung gegen Ilya Kibartas keine Chance - wieder lag Ries acht Score-Punkte vorn. Daniel Lee zaubert am Reck die beste Kirchheimer Übung an diesem Gerät und halbierte den Rieser Vorsprung.

Yasin el Azzay musste als letzter Kirchheimer ans Gerät. Sollte er wie Daniel Lee noch einmal vier Score-Punkte schaffen? Die Kirchheimer Fans hofften: Ein Unentschieden gegen den KTV Ries hätte die VfL-Turner gerettet. Nervenstark zog der Kirchheimer seine Bahnen um die Reckstange, stand auch seinen riskanten Abgang. Banges Warten auf die Wertung, doch Yasins Vorsprung auf seinen Gegner war zu knapp - nur zwei Score-Punkte für ihn und den VfL, die KTV Ries war mit 33:31 der Sieger des Wettkampfs.

Bay kündigt Riesern Revanche an

Der Pechvogel der VfL-Turner in dieser Saison schaut bereits wieder nach vorne: Allrounder Marcus Bay, der sich im zweiten Saisonwettkampf Anfang Oktober einen Mittelfußbruch zugezogen hatte, gab den siegreichen Riesern am Samstag schon mal Revanchegelüste mit auf den Heimweg. „In zwei Jahren will ich gegen Ries einen Sechskampf turnen“, nimmt er aller Enttäuschung zum Trotz den sofortigen Wiederaufstieg ins Visier.hp