Lokalsport
Ein Rücktritt, ein Rudel und viele Genervte

Der TSV Notzingen muss sich einen neuen Fußball-Abteilungsleiter suchen. Der bisherige Amtsinhaber ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.

Notzingen. Die Bilanz, die Martin Habram nach rund neunmonatiger Amtszeit an der Spitze der Notzinger Fußballer zieht, ist ernüchternd. „Ich wusste, dass ich kein leichtes Amt übernehme“, so der 30-Jährige, „aber ich hätte die Unterstützung aller gebraucht, um etwas zu bewegen. Diese Unterstützung hat es jedoch nicht gegeben und es wurden auch Zusagen nicht eingehalten.“ Habram hatte einst fünf Jahre das Tor des damaligen Bezirksligisten TSVN gehütet und war nach einer Station bei der SGEH im Februar 2011 als Funktionär in den Eichert zurückgekehrt. Zusammen mit den Spielern Mario Mettang und Peter Müller führte der Dettinger die Abteilung und war zudem Abteilungssprecher.

Wolfgang Schäfer, Vorsitzender des TSV Notzingen, zeigte sich vom Rücktritt überrascht. „Bei mir hat sich Martin Habram noch nicht abgemeldet“, sagte Schäfer, der voraussichtlich interimsmäßig in die Abteilungsleitung einsteigen wird. „Wir werden sicherlich einen Nachfolger suchen, dürfen aber nicht vergessen, dass wir mit Mario Mettang und Peter Müller noch ein Duo haben, das weiter im Amt ist.“ Die Notzinger Fußballer standen nach dem äußerst erfolgreichen Unternehmen Wiederaufstieg in den vergangenen Wochen vermehrt in den Schlagzeilen. Diskussionen um die vermeintliche Suspendierung des Spielers Ingo Schäfer, die Klage von Gegnern über angebliche Unsportlichkeiten auf dem Platz, eine Flut an Platzverweisen in den vergangenen Spielen sowie am vergangenen Donnerstag der Flutlichtausfall in der Kreis­li­ga A-Partie gegen den TV Neidlingen (wir berichteten). Die Notzinger waren von übereifrigen gegnerischen Fans sogar verdächtigt worden, beim Stande von 0:3 den Strom absichtlich abgedreht zu haben. Für Hab­ram („absurde Vorwürfe, es war nachweislich ein Problem mit der Sicherung“) ein weiteres Argument, aufzuhören. „Das muss ich mir nicht antun, von irgendwelchen Leuten blöd angemacht zu werden, obwohl ich versucht hatte, die Fluchtlichtanlage wieder in Betrieb zu bekommen.“ Bis zur Winterpause will er pausieren. „Vielleicht steige ich auch wieder als Torwart ein“, lässt Hab­ram seine sportliche Zukunft offen.

Bereits klare Vorstellungen über sein künftiges Handeln hat dagegen Pasquale Martinelli, Fußball-Abteilungsleiter des Bezirksligisten AC Catania Kirchheim. „Ich gehe zu keinen Auswärtsspielen meiner Mannschaft mit, das ist mir nervlich einfach zu anstrengend“, sagte der Italiener nach dem dramatischen 4:4 des ACC beim VfB Reichenbach. Catania hatte in der Schlussphase durch Tore von Gabriele Rizzo und Michel Forzano aus einem 2:4 noch ein 4:4 gemacht.

Ziemlich genervt waren gestern die Kicker beider Dettinger Teams. Sowohl die Bezirksligamannschaft als auch die „Zweite“ in der Kreisli­ga B kassierten in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit noch einen Gegentreffer. „Das ist bitter“, ärgerte sich SFD-Pressewart Tobias Bezler. Schmerzlich war das Gegentor insbesondere für das Bezirksligateam von Spielertrainer Heiko Blocher, das durch den Treffer des Neckartailfingers Benjamin Frimmel wieder tiefer im Abstiegssumpf steckt. Die SFD-„Zweite“ musste gegen den TSV Holzmaden das Gegentor zum 5:5 hinnehmen, obwohl der Gegner zu diesem Zeitpunkt nur noch mit neun Spielern auf dem Platz stand. „Wir haben für unsere beiden Kreisliga B-Teams aktuell nur 23 Spieler zur Verfügung. Das sagt alles über unser aktuelles Personalproblem“, unterstrich Marius Remmler, Pressewart des TSV Holzmaden. Der TSVH hatte in Dettingen nur elf Akteure zur Verfügung. Nach einer Verletzung und einem Platzverweis erkämpften sich die verbliebenen neun Kicker den Punkt. Die Holzmadener „Zweite“ verlor personell ähnlich geschwächt zeitgleich bei der SGM Lenningen 0:3.

Das Spiel des Tages fand gestern in Ohmden statt: Allerdings nur, was die Zahl der Platzverweise und die Länge der Spielunterbrechung betrifft. Bis zur 86. Minute hatte es nach einem unspektakulären Kreisliga B-Match ausgesehen, die Ohmdener waren mit einem beruhigenden 2:0 auf der Siegesstraße. Dann ging‘s los. Zunächst bekamen sich Claudio da Silva (TSVO) und Marc Schmid (SVN) in die Haare – Schiedsrichter Jens Henzler zeigte jeweils Gelb-Rot. Nur drei Minuten später: Im Anschluss an ein Foul kam es zu einer Rudelbildung, auch einige Zuschauer mischten auf dem Platz eifrig mit, die beiden Ohmdener Ordner versuchten zu schlichten. Platzsprecher Frank Zeller rief die zeitweise sehr wild Agierenden über Mikrofon zur Besonnenheit auf, „doch ich glaube, die haben mich in dem Trubel gar nicht gehört“, wie er anmerkte. Erst nach rund sieben Minuten löste sich das Knäuel auf, es gab Gelb-Rot für Marius Maier (SVN) sowie die Rote Karte für Markus Attinger (SVN) und Robin Schmidt (TSVO). Doch die Gemüter beruhigten sich. „Nach dem Abpfiff klatschten die Spieler ganz normal ab, auch die vom Platz gestellten waren dabei“, so Zeller.

Geradezu langweilig wäre es im Vergleich dazu bei der Partie des Spitzenreiters TSV Oberlenningen gegen die SGEH II gewesen, hätte nicht TSVO-Angreifer Alen Grosic mit fünf Toren innerhalb von 25 Minuten für eine echte fußballerische Rarität gesorgt. Sein Trainer Alessandro Di Martile war nach dem 7:0-Sieg wunschlos glücklich, weil man auch „endlich mal wieder zu Null gespielt hat“. Das erste Mal übrigens seit dem 22. September – damals siegte der TSVO 2:0 in Jesingen.