Lokalsport
Ein Sieg wie ein Urschrei

Basketball Kirchheims Korbjäger stellen gegen starke Trierer ein Spiel auf den Kopf und zählen in der Pro A plötzlich zum Kreis der Favoriten. Von Bernd Köble

Es war die Szene, die wohl am meisten verdeutlicht, wie wichtig dieser Sieg aus Kirchheimer Sicht ist: Mit geballter Faust und einem Urschrei schnellte Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt mit der Schlusssirene von der Bank hoch. Einige der Spieler im grün-schwarzen Trikot hatten da schon mit gesenktem Kopf die Kabinentür im Blick. Ein rasches Shakehands und dann nichts wie weg hier. Niederlagen tun immer weh. Die an diesem Samstagabend hier in Kirchheim ganz besonders.

Es gibt Spiele, in denen hat man sich nichts vorzuwerfen. Da genügt es, zu akzeptieren, dass der Gegner besser war. Ein solches Spiel erlebten die Zuschauer in der Sporthalle Stadtmitte gegen starke Trierer eine Halbzeit und ein halbes Viertel lang. Die Knights kämpften, wehrten sich nach Kräften, doch der Gegner hatte auf fast jede Aktion die passende Antwort. Die Gladiators aus der Römerstadt boten alles: hohes Tempo, eine kompromisslose Defensive und klare Dominanz an den Brettern. 14:24 Rebounds zur Halbzeit, so die ernüchternde Bilanz aus Sicht der Gastgeber. Warum es am Ende anders kam, warum die Knights ein Spiel gewannen, das lange Zeit nicht zu gewinnen schien, lässt sich mit einer erneut starken Teamleistung erklären. Trotzdem kommt man an zwei Namen nicht vorbei: Noah Starkey und Jonathon Williams – der Anfang und das Ende, wenn man so will. Starkey legte den Grundstein, als längst niemand ahnte, was dieser Abend bringen würde. Kirchheims Big Man genügten wenige Szenen zu Beginn, um seinem Gegenüber Radoslav Pekovic den Spaß am Spiel zu verderben. Der beste Center der Liga zeigte sich zunehmend genervt und blieb trotz acht Rebounds weit unter seinen Möglichkeiten. Gleiches gilt für Topscorer Brody Clarke, für den der Abend mit drei Punkten und drei frühen Fouls in die falsche Richtung lief. „Beide haben sich zu einfach aus dem Spiel nehmen lassen“, übte Triers Headcoach Marco van den Berg Kritik an seinen beiden wichtigsten Stützen. Noah Starkey hingegen, der sein bis dahin bestes Saisonspiel im Knights-Trikot bot, ging mit lediglich zwei Fouls vom Feld und war mit Abstand effektivster Kirchheimer. Am Ende war es dann nicht zum ersten Mal Jonathon Williams, Kirchheims Mann für die Crunchtime, der den Deckel drauf machte. Williams hatte sich seine zwölf Punkte für die letzten und entscheidenden zehn Minuten aufgehoben.

„Zu sehen, wo wir stehen in der Liga, war mir heute wichtiger als der Sieg“, meinte Knights-Coach Igor Perovic, der nach einem Disput mit den Unparteiischen sein erstes technisches Foul in dieser Saison kassierte. Tabellarisch bedeutet der Erfolg Platz vier. Wichtiger dürfte sein, dass sich die Mannschaft inzwischen als stabile Einheit ohne nennenswerte Schwachstellen zeigt. Jetzt ist zwei Wochen Zeit, um zu regenerieren. Wie schwerwiegend Williams’ Leis­tenprobleme sind, muss sich in dieser Zeit zeigen. Bis Donnerstag hat Perovic der Mannschaft freigegeben. Dann beginnt die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel am 4. Dezember in Paderborn, wo mit Neuzugang Jordan Loveridge und Rückkehrer Aleksa Bulajic die Knights womöglich erstmals komplett sein werden.

Loveridge und Astros vor letzter Chance

Jordan Loveridge hat mit Astros de Jalisco in der Nacht auf Dienstag mitteleuropäischer Zeit letzte Gelegenheit, im Titelrennen der ersten mexikanischen Liga zu bleiben. Nach der 73:85-Niederlage gegen Endspielgegner Fuerza Regia – der dritten in der Finalserie Best of seven – brauchen Kirchheims Neuzugang und sein Team aus ­Guadalajara zwingend den ersten Sieg.
Kirchheims Coach Igor Perovic, der fest damit rechnet, dass Loveridge am 4. Dezember in Paderborn für die Knights auflaufen wird, verfolgt seit Wochen die Spiele in Mittelamerika. Im dritten Finalspiel am Sonntag war Loveridge mit 18 Punkten zum wiederholten Mal bester Werfer seiner Mannschaft. „Er spielt schon seit Monaten auf hohem Niveau“, sagt Perovic über den 27-jährigen Forward. Kirchheims Coach bleibt trotzdem zurückhaltend: „Er kann uns weiterhelfen“, meint Perovic. „Sicher wissen wir es aber erst, wenn er da ist.“ bk