Kirchheim. Diesmal hatte auch der allzeit vergnügte Kölsche Jung nichts zu feiern. Gut, dass morgen Karneval beginnt und vor allem: dass es den FC gibt. Ohne den 2:1-Erfolg der Geißbock-Elf im Derby gegen Nachbar Leverkusen wäre Lukas Podolskis freies Wochenende in der Domstadt eher trostlos verlaufen. Der Heimaturlauber aus der Süper Lig sorgte beim Kirchheimer 2:0 in der rheinischen Dreier-Konferenz gegen die Kölner Basketballer am Sonntag für den Promi-Faktor am Spielfeldrand.
Dass das Duell mit den Rhein-Stars zum Katz-und-Maus-Spiel geriet, unterstreicht die Konstanz, mit der die Kirchheimer in beiden Spielen agierten. Immer, wenn die Gastgeber ihre Chance witterten, holten die Ritter zum nächsten Schlag aus. Nach dem ungefährdeten Erfolg gegen Leverkusen am Freitag folgte zwei Tage später gegen offensiv stärkere Kölner die Fortsetzung . Der hart erkämpfte Sieg gegen Heidelberg vor gut einer Woche, so scheint es, hat das Kirchheimer Räderwerk in Gang gesetzt. Das Kollektiv funktioniert ohne nennenswerte Schwachstellen. Selbst eine relativ hohe Ballverlustquote bei Antreiber Richie Williams lässt sich verschmerzen, angesichts des gnadenlosen Tempos, das der 28-jährige Point Guard über die volle Distanz aufs Parkett zaubert. Anders als so häufig bei brillanten Solisten, steht Williams nicht für brotlose Kunst. Seine Pässe finden Abnehmer, manchmal so spektakulär wie am Sonntag im Schlussviertel, als ein blind gespielter Rückhandpass nach atemberaubendem Dribbling millimetergenau bei Keith Rendleman landete, sodass der den Ball nur noch zu stopfen brauchte.
Williams ist der Schlüssel zum Erfolg. In einem Team, das zur Stunde gar keinen Star benötigt. Wie Besnik Bekteshi, Tim Koch und Johannes Joos als „restdeutsches Trio“ die Verletzungs-Misere meistert, verdient Beachtung. Mit ebenso starker wie kluger Defense, kaum sichtbarem Kräfteverschleiß und mit Würfen, die von neu gewonnenem Selbstvertrauen zeugen. Dazu mit Rendleman, Tinnon und Wild drei konditionsstarken athletischen Big Men, die sich nicht als Konkurrenten im Wege stehen, sondern das Teamplay beflügeln. Für Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt der entscheidende Faktor: „Jeder ordnet momentan persönliche Interessen dem Teamgedanken unter.“ Ein Glücksfall für jeden Mannschaftsverantwortlichen.
Auch Knights-Coach Michael Mai erlebt zurzeit eine Mannschaft, die das hohe Spielniveau über 40 Minuten halten kann. „Wir sind auf dem Weg, den wir uns vorgenommen haben“, sagt der Trainer. Das, obwohl mit Center Andreas Kronhardt und Dennis Nawrocki zwei wichtige deutsche Stützen noch immer fehlen. Kronhardt wurden am Freitag 42 Metallklammern aus dem Schädelknochen über dem Auge entfernt. Mit etwas Glück könnte er in zwei Wochen im Heimspiel gegen Gotha erstmals wieder auf dem Parkett stehen.
Bis dahin werden die Knights weiterhin anfällig für Foulprobleme bleiben. Mit einer Defense wie am Sonntag, die den Gegner vor Ablauf der Shotclock mehrfach zu Verzweiflungswürfen zwang, muss das kein ernstes Problem sein. Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt warnt vor verfrühter Euphorie. „Dieser Sport ist so kurzlebig“, sagt er. „Eine einzige Niederlage, und die Welt sieht schon wieder anders aus.“ Mit Hamburg und Gotha erwarten die Ritter an den beiden folgenden Spieltagen zwei Topteams in der Sporthalle Stadtmitte. Dann wird sich zeigen, ob die neue Kirchheimer Mannschaft tatsächlich auf Augenhöhe mit den Großen der Liga operiert. Eine spannende Frage, die offenbar auch das Kirchheimer Publikum bewegt. Nach einer Saison mit enttäuschenden Zuschauerzahlen haben die Knights in den ersten drei Heimspielen die Tausender-Marke jeweils locker übersprungen. Sollte am Samstag gegen Hamburg ein Platz leer bleiben. An der Werbung lag‘s nicht.