Lokalsport
Ein Tag der großen Sprünge

Sportlerehrung Die Kirchheimer Sportlerehrung geht wieder ohne Einschränkungen über die Bühne. Gastgeber SV Nabern sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Von Reimund Elbe

Draußen kühles Schmuddelwetter, drinnen heiße Rhythmen plus Heiterkeit: Die Kirchheimer Sportlerehrung hat am Sonntag nicht nur in dieser Hinsicht Kontrastreiches geboten. Die Ausrichter hatten sich reichlich Mühe gegeben. Blaugelber Blumenschmuck in Kirchheimer Stadtfarben, ein grün-weißes Gesteck in den Farben des SV Nabern auf der dezent beleuchteten Bühne und Showeinlagen der Kindergruppe sowie des Jumping-Teams ließen den in früheren Jahren zähen Ehrungsmarathon in der Gießnauhalle zum Sprint mutieren. Was auch an der diesmal überschaubaren Zahl an Geehrten (77) lag.

Dass der Kirchheimer Oberbürgermeister am Sonntagmittag vor knapp 150 Gästen (darunter auch lokale Politprominenz) sogar zum Vorturner wurde, trug zur lockeren Atmosphäre bei. Theresa Romer, Trainerin der Jumping-Fitnessgruppe des SV Nabern, gehörte mit ihrer Crew zu den Einheizerinnen
 

„Ich habe schon Selfies gemacht, als es noch gar
keine gab.
Tilo Holighaus
Der Segelflugpilot zu Erinnerungsfotos während des Wettkampfes.
 

des Treffens. Nach eindrucksvollen Tanz- und Sprungeinlagen auf Trampolins zu Technomusik animierte sie Stadtoberhaupt Pascal Bader zum Mitmachen. „Die Frage an ihn war eigentlich als Gag gedacht“, merkte die Nabernerin nach Ende der Veranstaltung schmunzelnd an. OB Bader, der zuvor dem Ehrenamt seinen Dank ausgesprochen hatte, ließ sich nicht zweimal bitten, wickelte die Trampolinsprünge mit Lachen im Gesicht und unter Applaus fehlerfrei ab.

Große Sprünge plant die Stadt bekanntlich in Sachen Hallenbad-Neubau. Natürlich ein Gesprächsthema beim sonntäglichen Meeting. „Wir arbeiten mit Nachdruck daran“, verdeutlichte Pascal Bader. Nächster Schritt sei eine fundierte Bedarfsanalyse. Auch das Aufregerthema des Winters streifte er: „Im Nachhinein ist man immer schlauer“, kommentierte Bader rückblickend den Streit um die Duschwassertemperatur in Kirchheimer Sporthallen. Am Ende sei es wichtig, zu informieren, abzuwägen und letztlich zu entscheiden. Der Oberbürgermeister wirkte enorm erleichtert angesichts der Tatsache, dass das Thema nach dem Anpassen der Temperaturen zu den Akten gelegt werden konnte.

Es gab angenehmere Punkte in der Gießnauhalle. Die Ehrungen zum Beispiel. „Froh und glücklich“, zeigte sich Hans-Joachim Brenner über die Tatsache, dass Nabern so etwas wie einen Neustart bedeute. Zwar gab es noch deutlich weniger Geehrte als in Vor-Corona-Zeiten (siehe auch Interview), einige Stars der Szene wie Tennis-Ass Lasse Pörtner oder Ski-Athlet Jan Andersen fehlten zudem aufgrund von Wettkämpfen. Diejenigen, die da waren, hatten jedoch allerlei zu berichten und plauderten munter aus dem Nähkästchen.

„Rat eher von Kumpels“

Sportschütze Marcel Riek stand mit Vater Karl auf der Bühne, gab Einblick in den sportlichen Alltag. „Bei uns geht es harmonisch zu“, sagte der Jüngere. „Rat holt er sich eher bei seinen Kumpels“, scherzte der Vater. Britta Weil holte sich im vergangenen Jahr Platz drei bei den Deutschen Meisterschaften im Armbrustschießen. Das Töchterchen (sieben Monate) ist, wenn immer möglich, bei den Wettkämpfen der Kirchheimerin dabei. „Die Oma kommt auch oft mit, das entlastet“, sagt die 28-Jährige.

Triathletin Birgit Zimmermann sang ein Hohelied auf den Kirchheimer Silvesterlauf („einfach schön, denn man trifft Leute, die man sonst das ganze Jahr nicht trifft“) und Basketball-Kultspieler Uli Tangl nahm sich selbst auf die Schippe. Auf die Frage des Moderators Oliver Forstner nach einem etwaigen Karriereende, meinte der 66-jährige Tangl kurz und knapp: „Ich habe schon so oft meine Rücktritt verkündet, dass ich mich jetzt bei dem Thema bedeckt halte.“

Extra-Applaus gab es für die neuen deutschen Segelflug-Rekordhalter Tilo Holighaus und Sebastian Nagel. Holighaus kam im sogenannten Zielrückkehr-Flug in der 18 Meter-Klasse rund 905 Kilometer weit („man sitzt dabei fast zehn Stunden halb liegend im Flugzeug“), Nagel knackte in der Standardklasse den Rekord. Holighaus sorgte mit einer kleinen Randgeschichte für Schmunzeln. Während des Wettkampfs gebe es Phasen, in denen er auch mal Fotos von sich zur Erinnerung an den Flug schießen könne. Das praktiziere er schon lange. „Ich habe damit schon Selfies gemacht, als es noch gar keine Selfies gab“, scherzte der Weltmeister des Jahres 2020.

Gut gelaunt zeigte sich auch Lisa Otto. Die Sportakrobatin aus Nabern erhielt ebenso wie Leichtathlet Lukas Melzer (LG Teck) den Sonderpreis der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, der für Talente aus der Region alljährlich ausgelobt wird. „Meine Sportart macht mir einfach Spaß“, bekannte die Schülerin – und steht damit sinnbildlich für alle Geehrten.