Lokalsport

Ein Traum und die Hoffnung auf Zentimeter

Die 15-jährige Laura Bast arbeitet hart an ihrer Karriere als Volleyballerin beim MTV Stuttgart

Anfang Mai hat Laura Bast zum ersten Mal das Trikot des Zweitligisten MTV Stuttgart übergestreift. Doch die 15-jährige Volleyballerin aus Owen will mehr.

Punkt, Satz und Sieg: Für Volleyballerin Laura Bast geht es beim MTV Stuttgart zurzeit steil bergauf. Foto: Sasa Komlen
Punkt, Satz und Sieg: Für Volleyballerin Laura Bast geht es beim MTV Stuttgart zurzeit steil bergauf. Foto: Sasa Komlen

Owen. Es gibt viele Fragen, die man einer 15-jährigen Sportlerin stellen kann. Die hier muss sein: Wie kommt man zum Volleyball, wenn sich in der Familie seit zwei Generationen die Welt um den Tennissport dreht? Opa Dusan Dabic verdient sein Geld seit fünf Jahrzehnten als Tennislehrer, Mutter Suzanna galt als eines der größten Talente in Württemberg und spielt bis heute in der Oberliga. Laura war drei Jahre alt, als sie zum ersten Mal einen Schläger in der Hand hielt. Im TC Owen zweifelte niemand daran, wohin dieser Weg führen würde.

Er nahm eine deutliche Biegung und schuld daran ist der Patenonkel, der ihr zum Geburtstag einen Ball schenkte. Ein Ball, der deutlich größer war und der etwas mit sich brachte, was Laura vom Zweikampf am Netz bis dahin nicht kannte: eine Mannschaft. Seitdem spielt sie Volleyball – und zwar äußerst erfolgreich. Nach einem Jahr in der U 14 des TTV Dettingen war schnell klar: Das Mädchen hat Talent. Seit jenem Abend vor zwei Jahren, an dem sie droben in Vaihingen ihr erstes Probetraining absolvierte, ist ihre sportliche Heimat die Volleyballakademie des deutschen Vizemeisters MTV Stuttgart.

Dort hat sie sich inzwischen durchgebissen. Mit eisernem Willen und einer Menge Disziplin. Hat sich als Diagonal-Angreiferin einen Stammplatz in der U 18 erkämpft und ist als eine der Jüngsten in der Mannschaft im Frühjahr mit dem MTV zum zweiten Mal süddeutscher Meister geworden. Für den größten Moment ihrer noch jungen Karriere hingegen genügte vor wenigen Wochen ein kurzes Telefonat. Ein Anruf des Trainers auf dem Nachhauseweg von der Halle. Kurze Zeit später stand die 15-jährige Gymnasiastin zum ersten Mal mit der zweiten Mannschaft des MTV im Verbandspokal auf dem Spielfeld. Zwanzig Minuten Zweitliga-Luft als Dankeschön der Trainer für gute Leistungen und Trainingsfleiß. Für Laura Bast war es mehr. Eine Art Initialzündung. Im August wird sie sechzehn. Mit 19 Jahren will sie es in den Erstliga-Kader der Stuttgarter geschafft haben. Ihr größtes Handicap: fehlende Zentimeter. Mit 1,70 Meter Körpergröße ist sie als Angreiferin zu klein, um auf höchstem Niveau zu bestehen. Eine Alternative wäre der Wechsel auf die zentrale Position der Libera. Eine Option, die auch ihre Trainer sehen. Laura hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Vielleicht kommen ja noch ein paar Zentimeter hinzu“, meint sie, auch wenn sie zuletzt kaum mehr gewachsen ist.

Gewachsen ist der Druck. Viermal pro Woche trainiert sie in Stuttgart. Zwei Stunden Fahrt mit der S-Bahn daheim von der Haustür bis zur Halle. Wenn es abends zu spät wird, holt sie der Opa ab. Dass aus der Tenniskarriere nichts wurde, hat er ihr nie verübelt. Im Gegenteil: „Er ist mein größter Fan“, sagt Laura. Die Familie unterstützt sie, gibt ihr Halt und bewahrt die Ruhe, wenn es mal nicht so läuft. In der achten Klasse am Kirchheimer Schlossgymnasium tat sie sich schwer, Sport und Schule zeitlich zu vereinbaren. Die Versetzung war gefährdet. „Ein Durchhänger“, sagt sie rückblickend. Seitdem hat sich ihr Notendurchschnitt stetig verbessert. Sie hat sich in Disziplin geübt und gelernt, ihren Tag sinnvoll zu strukturieren. Das Wichtigste: Sie hat ein Ziel – nicht nur im Sport. Ihr Berufspraktikum an der Schule hat sie bei einem Orthopäden absolviert, möchte eines Tages Medizin studieren. „Der Sport frisst nicht nur Zeit, er macht auch reifer“, sagt sie. Ein bemerkenswerter Satz für eine 15-Jährige, die verkörpert, was eher selten ist: einen Teenager, der weiß, was er will.