Lokalsport

Eine Meerjungfrau auf Erfolgskurs

Exotensport Die Kirchheimerin Julia Wollny spielt in der Unterwasserrugby-Nationalmannschaft.

Julia Wollny
Julia Wollny

Kirchheim. Wenn Julia Wollny von ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung erzählt, fängt sie an zu strahlen: „Es ist ein Stück weit ein Kindheitstraum, den man sich damit erfüllt, weil man sich wie ein Delfin oder eine Meerjungfrau fühlt.“ Die 21-jährige Kirchheimerin ist aber keine Biologin oder Fischexpertin, nein: Julia Wollny spielt Unterwasser-Rugby.

Bei der wohl exotischsten aller Wassersportarten soll ein mit Salzwasser gefüllter Ball in den unter Wasser befestigten Korb gespielt werden. Die Besonderheit dabei ist, dass das Spiel weitestgehend unter Wasser stattfindet.

Die noch relativ unbekannte Sportart, die ihren Ursprung in den sechziger Jahren in Deutschland hat, gewinnt seit einigen Jahren immer mehr an Popularität. So trainiert der TC Ratisbona unter anderem im Hallenbad der Universität Regensburg, an der Julia Wollny seit etwa zwei Jahren Physik studiert. Durch ihre Liebe zum Wasser getrieben, die sie mit sechs Jahren in der Schwimmabteilung des VfL Kirchheim gefunden hatte, meldete sie sich zu Studienbeginn zum Unterwasser-Rugby beim TC Ratisbona an. Seitdem trainiert sie durchschnittlich dreimal die Woche mit der Mannschaft und geht jeweils einmal joggen und schwimmen.

Dass sich der Trainingseinsatz lohnt, beweist ihre Erfolgsbilanz, die sie sich in nur zwei Jahren erarbeitet hat. Unter anderem gewann sie mit der deutschen Nationalmannschaft im Juni vergangenen Jahres den Vize-Europameistertitel in Helsinki. War die Stimmung in der Mannschaft nach der knappen Finalniederlage gegen Norwegen eher schlecht, bedeutete der Vizetitel Julia in ihrer noch jungen Karriere sehr viel: „Ich habe bei der EM unter anderem das Halbfinale spielen dürfen. Da hatte ich das Gefühl dazuzugehören.“

Keine Selbstverständlichkeit für Julia Wollny, da sie erst im Mai in die Nationalmannschaft berufen worden war und kurz vor der EM für eine erkrankte Stammspielerin nachrücken durfte. „Das ging alles zu schnell, um es wirklich begreifen zu können.“

Die nächsten Ziele sind bereits gesteckt: In diesem Jahr will die gebürtige Lindorferin mit ihrer Mannschaft in der Landesliga den Titel nach Regensburg holen und in die zweite Bundesliga aufsteigen. Doch das höchste aller Ziele rückt mit ihren bisherigen Erfolgen in greifbare Nähe: Die Teilnahme an der WM 2019. Hierfür motiviert sie vor allem ein Spruch ihres ehemaligen VfL-Schwimmtrainers Viktor Knysch, der nach harten Intervalltrainings zu sagen pflegte: „Der Sprint ist deine Pause“. Ein Blick in ihre Augen verrät: Man darf den Coach beim Wort nehmen. Aline Müske

Was ist Unterwasser-Rugby?

Ein Spiel im Unterwasser-Rugby dauert zweimal 15 Minuten, dazwischen liegt eine fünfminütige Pause. Die Spieler sind mit Schwimmflossen, Schnorcheln, Tauchmasken sowie Kappen mit eingenähtem Ohrenschützern und natürlich Badekleidung ausgestattet.

Eine Mannschaft besteht aus maximal 15 Spielern, wobei immer nur sechs davon aktiv sind. Sechs weitere sind Wechselspieler, die durchschnittlich alle zwei Minuten einen Spieler im Wasser ablösen. Maximal drei Reservespieler sind zulässig. Es gibt Damen-, Herren-, und Mixed-Teams.

Die Spieler sind in drei Positionen eingeteilt: Obertorverteidiger (Torwart), Untertorverteidiger und Stürmer. Gespielt wird auf Punkte.

Außer Deutschland stellen vor allem die Türkei, Kolumbien sowie Norwegen die Top-Mannschaften im Unterwasser-Rugby.am