Lokalsport

Eine Pulle Sekt auf den Plattenhardter Plattenhardt

Fußball Der Neu-Nationalspieler von Hertha BSC lernte einst in der Region das Kicken und macht nicht nur seine Großeltern in Esslingen-Berkheim froh. Von Klaus Schlütter

Schwäbischer Exportschlager in Berlin: Marvin Plattenhardt. Foto: dpa

Es ist selten genug, dass jemand Plattenhardt heißt. Aber wenn derjenige auch noch in Plattenhardt auf die Welt kam - die Filderklinik liegt genau auf der Markungsgrenze zu Bonlanden -, ist das mehr als Zufall.

Zufällig ist dieser Marvin Plattenhardt, von dem hier die Rede ist, auch noch ein ausgezeichneter Fußballer von der Sorte, von der in der Bundesliga Mangelware herrscht: ein linker Verteidiger mit deutschem Pass. Bundestrainer Jogi Löw war heilfroh, dass er beim 3:1 gegen Nordirland nach dem Ausfall von Kölns Jonas Hector auf den „linken“ Schwaben von Hertha BSC zurückgreifen konnte. Plattenhardt durfte erstmals 90 Minuten ran. Er bedankte sich für das Vertrauen mit einer soliden Leistung, in der zweiten Halbzeit mit mehr Mut zur Offensive und der Vorarbeit zum dritten Tor durch Joshua Kimmich.

Grund genug für Großvater Walter und seine Erna, zur Feier des Tages eine Pulle Sekt zu köpfen. „Wir sind alle stolz auf den Jungen. Das muss gefeiert werden“, sagte er zu Hause in Esslingen-Berkheim vor dem Bildschirm. Der 81-Jährige ist das Oberhaupt einer äußerst sportlichen Familie. Walter Plattenhardt: „Wir haben zehn Enkel. Und fast alle sind gute Sportler.“

Er selber war wie Marvin linker Verteidiger. Während es den Enkel über den 1. FC Frickenhausen, FV 09 Nürtingen, SSV Reutlingen und 1. FC Nürnberg vor drei Jahren zu Hertha BSC zog, ist der Opa immer in Berkheim geblieben. Sohn Kurt war einst Torjäger im Heimatort, dann beim FV 09 Nürtingen und den Stuttgarter Kickers. Später Trainer in Oberboihingen und Bernhausen. Jetzt arbeitet er als Spielerberater mit dem ehemaligen VfB-Profi, -Trainer, -Chefscout und -Sportdirektor Herbert Briem („Briem Soccer Connection“) zusammen. Ihr Zugpferd ist natürlich der Neu-Nationalspieler mit einem derzeitigen Marktwert von acht Millionen Euro. Marvins Bruder Luca spielte erst bei 1860 München, nun beim SSV Reutlingen.

Opas Enkelin Julia turnt, gehört dem Bundeskader an und trainiert im Turnforum Stuttgart. Nico und David kicken beim TSV Berkheim in der Kreisliga, Malte und Lasse bei den Bambinis. Timo Dorscht ist Handballer und zählt als Rückraumspieler zu den Leistungsträgern beim Drittligisten Neuhausen/Filder.

Wenn sich der ganze Plattenhardt-Clan trifft, kommen mehr als 25 Personen zusammen. Bei besonderen Anlässen, wie zu Opas Geburtstag, ist auch Marvin aus Berlin mit von der Partie. „Wenn ich frei habe, fahre ich oft nach Hause zu meinen Familie und meinen Kumpels“, sagt er.

Der nächste Besuch wird allerdings vom Bundesliga-Spielplan diktiert: Hertha BSC bestreitet das erste Rückrundenspiel nach der Winterpause beim VfB Stuttgart. Der Großvater freut sich schon drauf: „Dann werden wir, mein Sohn Kurt und ich, am Mannschaftsbus stehen und Marvin herzlich begrüßen.“