Lokalsport

Eine „Win-win-Situation“ für alle Beteiligten

Sportstättenbau Bürgermeister Günter Riemer hat den neuen Kunstrasenplatz am Kirchheimer Stadion seiner Bestimmung übergeben. Von Helge Waider

Günter Riemer nimmt Maß: Am Samstag hat Kirchheims Bürgermeister den neuen Kunstrasen offiziell eingeweiht. Foto: Markus Brändli
Günter Riemer nimmt Maß: Am Samstag hat Kirchheims Bürgermeister den neuen Kunstrasen offiziell eingeweiht. Foto: Markus Brändli

Strahlender Sonnenschein, 16 Grad - eigentlich ideales Wetter, um ein neues Rasenspielfeld einzuweihen. Am vergangenen Samstag war es jedoch ein Kunstrasenplatz, der von Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Es ist jener Platz, der von Hagen Zweifel, VfL-Mitglied und ehemaliger Stadtrat, ob seiner Rasenqualität einst als „Wembley-Platz“ tituliert worden war. Ein Name, der in letzter Zeit auch Eingang in den offiziellen Sprachgebrauch in der Stadtverwaltung gefunden hat.

Tatsächlich hat der Platz, der im Stadionbereich zwischen dem Hauptspielfeld und dem vereinseigenen VfL-Platz liegt, eine bewegte Vergangenheit hinter sich. VfL-Abteilungsleitungsmitglied Armin Meissner erinnerte sich an die frühen 1970er-Jahre, als der Platz ein „Rumpelrasen“ war. Danach folgte die Umwandlung in einen Ascheplatz. In den 1990er-Jahren erfolgte dann der Rückbau in einen Naturrasenplatz mit guter Drainage, was ihm den löblichen Beinamen der Londoner Sportarena einbrachte. Nun also Kunstrasen - genauer betrachtet war es freilich auch ein cleverer Kunstgriff von Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker.

Dem Kirchheimer Stadtoberhaupt erschien der ob seiner Nähe zu einem ehemaligen Autohaus sogenannte Ott-Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Stadions für eine sportliche Nutzung zu wertvoll. Vielmehr sollen an dieser Stelle, so erklärte Günter Riemer am Samstag nochmals, Gewerbebetriebe angesiedelt werden. Dies entspricht freilich sowohl dem Bebauungsplan als auch der optischen Charakteristik des Gebiets.

Da bislang nur ein Kunstrasenplatz im Stadiongelände (jenseits der Lindach) zur Verfügung stand, und dieser in der Herbst- und Winterzeit mit bis zu fünf Mannschaften je Trainingseinheit überbelegt war, zog die Stadt Kirchheim die Spendierhosen an. Der Gemeinderat winkte den 1,2 Millionen Euro teuren, neuen Kunstrasen ohne Antrag auf Landesförderung zügig durch, da dies den spitz kalkulierten Zeitplan durcheinander gebracht hätte. Schließlich sollte der neue Platz, dessen Planung im April dieses Jahres gestartet wurde, im Oktober fertig sein.

Hermann Schnizler vom sowohl planenden als auch ausführenden Unternehmen „Freiraumplan“ war dann auch entsprechend stolz, den Zeit- wie den Kostenplan exakt eingehalten zu haben: „Wir haben den gesamten Sommer über ohne Urlaub gearbeitet - und das ist bei solchen Objekten eher ungewöhnlich.“ Bürgermeister Riemer zeigte sich ebenso begeistert: „Die Stadt hat nun Bauplätze für Gewerbetreibende geschaffen, die Sportvereine haben ein allwettertaugliches Spielfeld erhalten und die Bevölkerung wird einen 60 mal 40 Meter großen Bolzplatz jenseits der Lindach erhalten, dessen Grundlage entsorgungskostensparend der Aushub des Wembley-Platzes ist - das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“

Armin Meissner war sich ob seiner Gefühle in dieser Sache freilich nicht ganz so sicher: „Ich schwanke zwischen Freude und Trauer.“ Was das VfL-Abteilungsleitungsmitglied zum Ausdruck bringen wollte, ist die Frage, was denn nun besser sei - im Sommerbetrieb den zusätzlichen Rasenplatz zu vermissen, oder die Winterkapazitäten verdoppelt zu haben. Vorstandskollege Oliver Klingler sah‘s hingegen praktisch und berichtete von seinen ersten Erfahrungen: „Der Belag ist super, aber man muss dem Ball viel Druck mitgeben.“

Der Mix macht‘s

103 mal 69 Meter misst der neue Kunstrasenplatz an der Jesinger Allee. Damit liegt das Spielfeld ziemlich mittig zwischen den DFB-Vorgaben. Danach sollte ein Platz eine Länge von 90 bis 120 Meter und eine Breite von 45 bis 90 Meter aufweisen.

In Sachen Beleuchtung liegt der neue Platz deutlich über der geforderten Mindestnorm von 75 Lux: die Lampen rund um den neuen Platz leisten 103 Lux.

Beim Unterbau kommt es laut des SfL-Vorsitzenden Hermann Schnizler auf den Mix an: „Es muss eine elastische Tragschicht sein.“ Dafür musste der bestehende Platz fast einen halben Meter tief abgegraben werden. Insgesamt wurden rund 9 500 Tonnen Sand und Rasensubstrat entfernt, zum neuen Bolzplatz befördert und etwa 7 000 Tonnen Schüttgüter neu eingebracht - das entspricht locker 600 LKW-Ladungen. Der 7 400 Quadratmeter große FIFA-zertifizierte Rasenteppich mit einer Faserhöhe von 42 Millimeter wurde verfüllt mit 37 Tonnen Gummigranulat und beschwert mit 150 Tonnen Quarzsand.

Haltbarkeit ist damit laut Hermann Schnizler gewährleistet: „Der Rasenteppich hält rund 18 Jahre und muss dann für etwa 200 000 Euro erneuert werden.“ Macht rund 12 000 Euro, die die Stadt jedes Jahr für diese vorhersehbare Maßnahme zurücklegen sollte.wai