Thomas Großstück lacht. „Ja, wir betreiben eine Randsportart“, sagt der Chef der VfL-Fechter und blickt dabei ganz entspannt in die Eduard-Mörike-Halle. Es ist Samstagmittag in Ötlingen. Zwölf mit Fechtern gefüllte Planchen sowie eine gut besetzte Zuschauertribüne signalisieren eindrucksvoll, dass diese Sportart durchaus anlockend wirken und ein gutes Flair haben kann - eine Wohlfühloase in der Nische sozusagen.
Bei der zehnten Auflage des Kirchheimer Teck-Pokals zeigt sich allerdings noch mehr. Das Turnier ist im Laufe der Zeit zu einer echten Hausnummer geworden. Von den Altersklassen U11 bis U20 kämpfen diesmal rund 175 junge Sportler mit Florett und Degen. „Vor der Premiere hätte ich nicht für möglich gehalten, dass aus uns mal solch eine große Veranstaltung wird“, erinnert sich Thomas Großstück an den Turnierauftakt im Jahr 2010 mit weniger als 50 Startern und einem noch sehr lokalen Anstrich.
Bei der zehnten Auflage kommt bereits rund ein Drittel der Teilnehmer nicht aus Süddeutschland, sondern anderen Bundesländern sowie dem benachbarten Ausland. So setzt beispielsweise Frans Posthuma die gute Tradition der niederländischen Stippvisiten ins Schwäbische fort. Der Jugendtrainer des Zaal Amsterdam Zuid Klubs kennt sich als aktiver Fechter bestens aus. Vor wenigen Wochen belegte er beim Weltcup in Kairo Rang drei in der Seniorenklasse.
Posthuma findet Gefallen am Ambiente in Ötlingen. Drei Jugendfechter hat der 59-Jährige unter die Teck mitgebracht, zudem einen Obmann. „Für uns sind solche Turniere extrem wichtig“, erläutert er. Posthuma findet, dass das Niveau bei den Turnieren in Deutschland grundsätzlich etwas höher sei als in seinem Heimatland. „Für unsere jugendlichen Fechter sind sie deshalb eine gute Erfahrung“, sagt er.
Die zehnte Auflage des Teck-Pokals wartet darüber hinaus mit einer Premiere auf. Mit Nils Neumann vom SV 1845 Esslingen macht erstmals ein Rollstuhl-Fechter mit. „Einfach toll, hier dabei zu sein“, freut sich der 18-Jährige. Noch stellt der junge Esslinger einen Solisten beim Teckpokal dar, was allerdings kein Problem ist: Zum Fechten kommt Neumann trotzdem. „Die Besonderheit ist, dass seine Gegner auch im Rollstuhl fechten müssen, selbst wenn sie eigentlich Fußgänger sind“, erklärt Ira Ziegler, Trainerin beim SV 1845, die den veranstaltenden VfL lobt. „Dass immer mehr Veranstalter den Inklusionsgedanken mittragen, ist super.“
Positive Rückmeldungen erhalten die Turniermacher nach zwei begeisternden Veranstaltungstagen auch von vielen anderen Teilnehmern - keine schlechte Basis für den Start in die womöglich nächsten zehn Auflagen des Teck-Pokals.