Lokalsport

Einrollen und Kaffee trinken

Manuel Fumic startet am Sonntag in Australien in die Weltcup-Saison

Erste Nagelprobe in der olympischen Saison für Manuel Fumic. Kirchheims Profi-Mountainbiker bestreitet am Sonntag im australischen Cairns den Weltcup-Auftakt. Ziel des 34-Jährigen: das Fünfer-Podium.

Seit einer Woche down under: Manuel Fumic peilt beim ersten Weltcup-Rennen in Cairns das Fünfer-Podium an. Foto: Thomas Weschta
Seit einer Woche down under: Manuel Fumic peilt beim ersten Weltcup-Rennen in Cairns das Fünfer-Podium an. Foto: Thomas Weschta

Cairns. Tropischer Regenwald, ­Great Barrier Reef, Sonne satt – in den Ohren reiselustiger Urlauber klingt das nach Abenteuerurlaub am anderen Ende der Welt. Fast könnte man neidisch werden auf die Mountainbiker, die im nordostaustralischen Cairns am Wochenende in die Weltcup-Saison 2016 einsteigen.

Doch die sind alles andere als glücklich, dass sie für ein Rennen ans andere Ende der Welt fliegen müssen. Je nach Flugverbindung und Ausgangsort benötigen die Europäer 30 bis 40 Stunden von Tür zu Tür – eine Reise, die einen empfindlichen Hochleistungskörper ziemlich aus der Balance bringen kann. Acht Stunden Zeitverschiebung, 28 bis 30 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent sind gewaltige Herausforderungen. Von den Kosten, die das ganze Unternehmen verursacht, ganz zu schweigen.

Aber wenn der Weltcup ruft, sollte man als Profi dabei sein. Manuel Fumic muss zwar keine Olympia-Norm mehr erfüllen, das hat er 2015 erledigt. Doch auf die Reise zu verzichten, war aus mehreren Gründen keine Option. Einerseits braucht der Verband die Weltranglistenpunkte, die Fumic holen kann, für die Nationenwertung und damit für einen möglichen dritten Startplatz bei Olympia. Anderseits ist ein Weltcup-Auftritt auch für seinen Arbeitgeber Cannondale wichtig. Auch wenn Australien nicht wirklich ein Markt für das US-Unternehmen ist.

Ein Verzicht wäre auch für die sportlichen Ambitionen von Nachteil. Würde er doch bedeuten, beim Heim-Weltcup in Albstadt (22. Mai) nur in der dritten Startreihe zu stehen. Auch Weltmeister Nino Schurter führt das als Grund für die weite Reise nach Down Under an.

Also hat sich Manuel Fumic am Freitag vergangener Woche auf den Weg gemacht, mit dem Ziel „die Reise so gut wie möglich zu überstehen und keine Fehler zu machen“, wie er sagt. Auch nach der Ankunft im Training „das richtige Maß“ zu finden. Etwas, das ihm vor zwei Jahren nicht gelang, als der Weltcup-Zirkus zuletzt in Cairns gastierte. Nach einem zweiten Platz zum Auftakt in Südafrika, wurde er zwei Wochen in Australien nur 20. „Da war ich im Training zu euphorisch“, blickt er zurück .

Ob er sich diesmal im Zaum halten kann, wird sich zeigen. Am Mittwoch meldete Fumic jedenfalls eine „lange, aber entspannten Anreise“ und die „langsame Adaption“ an den Zeitunterschied. Ansonsten „einrollen und Kaffee trinken“, wie Fumic mit einem Grinsen wissen lässt.

Der 4,31 Kilometer lange Kurs war bis Donnerstag noch gesperrt, sodass man dort erst kurzfristig Eindrücke sammeln konnte. Es gibt einen 2,5 Kilometer langen, fast flachen Teil und einen anspruchsvollen Anstieg im Regenwald.

Mit der hohen Luftfeuchtigkeit hat der Kirchheimer keine Probleme, und so ist das Ziel für das Rennen am Sonntag (6.20 Uhr MESZ) das Altbekannte: das Fünfer-Podium. Weil Fumic außer in Ansätzen in Nals noch keinen Vergleich mit der Weltelite hatte, speist sich der Optimismus nur aus dem eigenen Körpergefühl und den jüngsten Testwerten. „Nals war ein kleiner Türöffner für meinen Körper. Ich fühle mich definitiv gut vorbereitet und reise mit einem positiven Gefühl nach Australien“, ließ Fumic vor dem Abflug wissen.

Ein guter Start in die Olympia-Saison würde vieles erleichtern und wäre eine Steilvorlage für den zweiten Weltcup in Albstadt (22. Mai). Nach den bisherigen Saison-Eindrücken muss man allerdings davon ausgehen, dass sich Nino Schurter und Julien Absalon weiter in einer eigenen Liga befinden. Nachdem Olympiasieger Jaroslav Kulhavy wegen eines komplizierten Handbruchs für Cairns ausfällt, dürfte der Rest erst mal um Platz drei kämpfen.

Übrigens hat sich Manuel Fumic in der Weltrangliste hinter Absalon und Schurter auf die dritte Position verbessert. So gut war er nur einmal in seiner Karriere platziert, im Frühjahr 2013 – eine Woche lang, ehe er im Training in Albstadt stürzte und sich das Schlüsselbein brach. „Platz drei zeigt, dass ich konstant auf hohem Niveau fahre“, sagt Fumic und fügt mit einem Lachen hinzu: „Jetzt will ich mir nichts brechen und den Platz verteidigen.“