Lokalsport

Elfer verdient sich eine Eins

Fußball: Felix Hummel als Weilheimer Glücksbringer – Nächster Calcio-Patzer

Felix kommt aus dem Lateinischen und heißt „der Glückliche“. Als erfolgreiche Sportler mit diesem passenden Vornamen kommen einem sofort Ski-As Neureuther, Meistertrainer Magath oder Rodel-Weltmeister Loch in den Sinn. Beim ersten Heimspiel das Jahres 2016 war nun auch Fußball-Landesligist TSV Weilheim mit einem Felix in seinen Reihen vom Glück begünstigt.

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Weilheim. Felix Hummel (Foto: Deniz Calagan) heißt der Spieler, der mit einem Supertor das Derby gegen FV 09 Nürtingen entschied. Am linken Flügel ließ er drei Gegenspieler stehen, kurvte nach innen und zimmerte den Ball aus spitzem Winkel ins lange obere Eck. „Erst habe ich mir überlegt, ob ich in den Strafraum flanken soll. Aber das war mir zu riskant wegen Abseits. Deshalb habe ich‘s selber gemacht“, erzählt der Mann mit der Rückennummer 11. Die richtige Entscheidung. 1:0, das Tor des Tages. Sein vierter Saisontreffer.

Es war die passende Antwort auf seine Kritiker in Weilheim. Noch kurz vor dem Bravourstück hatte ein Zuschauer gelästert: „Der isch vielleicht guat g‘nuag für die SGEH. Aber ons bringt er in der Landesliga et weiter.“ Dazu muss man wissen: Felix Hummel ist aus der Jugend von Erkenbrechtsweiler/Hochwang hervorgegangen. Kam mit 19 nach Weilheim, wo er zwei Jahre den Joker spielte. Unzufrieden mit seiner Rolle wechselte er 2014 zum SV Bonlanden in der Hoffnung auf einen Stammplatz. „In meinem jugendlichen Leichtsinn hatte ich gedacht, dass ich das schaffe. Das war ein Fehler.“ Nach einem verlorenen Jahr voller Frust kehrte er vor dieser Saison zum TSV Weilheim zurück.

Seine Leistungen in der Vorrunde waren durchwachsen. „Aber seit ein paar Wochen läuft‘s besser“, freut er sich. In den Vorbereitungsspielen hat er die meisten TSV-Tore geschossen. Das Selbstvertrauen ist gestiegen. Felix Hummel ist bereit für weitere spektakuläre Auftritte wie in der 80. Minute.

Ansonsten war wenig los im Lindachstadion. Wenig Erwärmendes für frierende 160 Zuschauer, enttäuschend wenig für dieses Nachbarschaftsduell. Stark ersatzgeschwächt quälte sich der TSV zum ersten Rückrundensieg. Vor allem im zentralen Mittelfeld, dem Herzstück jeder Mannschaft, wurden Ferdi Er (Rückenprobleme), Emrah Polat (Grippe) und Michele Latte (langzeitverletzt) schmerzlich vermisst. Ohne den wendigen André Kriks (Magen-Darm-Infektion) blieben Torchancen Mangelware.

Trainer Alexander Hübbe sah das Positive in dieser Notlage: „Da können sich unsere jungen Spieler präsentieren, das ist wichtig für ihre weitere Entwicklung. Und sie haben es gut gemacht.“ Noch etwas Erfreuliches: Es war das achte Weilheimer Ligaspiel in Folge ohne Niederlage – vier Siege, vier Unentschieden, 18:7 Tore seit der letzten Bauchlandung am 25. Oktober 2015 in Bad Boll (2:3).

Auf Ferdi Er werden die Fans wohl noch geraume Zeit warten müssen. Der Routinier, der am Freitag seinen 35. Geburtstag feierte, ist seit einem Unfall auf der B 313 bei Köngen vor sechs Wochen außer Gefecht. Ein anderer Autofahrer nickte am Steuer ein und rammte Ers Wagen. Der schleuderte und prallte heftig gegen die Leitplanke. Ferdi Er verletzte sich an Hals und Rücken, sein Auto war Schrott. Seither hat er Schmerzen und ist Stammgast beim Physiotherapeuten.

Sieg und Geburtstag wurden trotzdem gefeiert. Im Vereinslokal „Dolce Vita“ wurde nach dem Spiel gekegelt und viel gelacht. Der harte Kern ging anschließend in Kirchheim in die Verlängerung. Der Matchwinner war da nicht mehr dabei. Er musste am nächsten Morgen früh raus, eine Wohnung renovieren. Hummel verlässt Erkenbrechtsweiler, zieht in Neuffen mit seiner Freundin zusammen.

Enger zusammengerückt ist auch das Spitzenquartett der Landesliga. Der Tabellenzweite Calcio Echterdingen leistete sich nach der 1:3-Schlappe in Stammheim den nächsten Ausrutscher. Nur 1:1 gegen Hofherrnweiler. Personell ist Calcio von allen Mannschaften wahrscheinlich am besten bestückt, unter anderem mit den drei Ex-Profis Dennis Berger, Josip Pranjic und Gökhan Gümüssu. Aber das Betriebsklima stimmt nicht. In der Vorrunde hat sich die Truppe mit vielen Turbulenzen den Ruf eines chronischen Chaosklubs erworben. Die Selbstzerstörung scheint sich fortzusetzen.

Spitzenreiter SV Ebersbach verpasste mit dem 1:1 in Buch, sich weiter abzusetzen. Der bisherige Tabellendritte TSV Bad Boll leistete sich gar eine 1:2-Heimpleite gegen Abstiegskandidat Stammheim. Profiteur des Wochenendes war der TSV Weilheim mit seinem Hummel-Flug auf Platz drei.