Lokalsport

Endspielsieg als Motivationspille

Teckbotenpokal-Sieger setzen in Punkterunde meist zum Höhenflug an – Ausnahme TSV Jesingen

Eine Statistik mit erwärmenden Zahlen mitten im Winter: Teckbotenpokal-Sieger sind, so belegt der Rückblick auf die vergangenen 19 Turnierjahre, in der folgenden Pflichtspielrunde meist an der Tabellenspitze zu finden. Einziger Verein, der ­bisher dem Trend nicht folgt, ist der TSV Jesingen.

Kirchheim. Der Gewinn des Teckboten-Fußballpokals ist meistens die Initialzündung für einen Höhenflug in der Liga: Das ist die wichtigste Erkenntnis aus der Statistik der letzten 19 Jahre. Elf von 19 Cupgewinnern seit der Turnierreform 1996 landeten zum jeweiligen Saisonende auf einem Rang unter den ersten vier. Umgekehrt gab es keine einzige Mannschaft, deren Leistungskurve nach einem Endspielsieg aufgrund von Selbstüberschätzung ins Bodenlose fiel: Zu einem Absteiger wurde kein einziger Teckbotenpokal-Sieger.

Der erste Coach, der den Teckboten-Cup jubelnd in die Höhe recken konnte, war Stephan Schwarz. Beim Premierenturnier ‘96 in Neidlingen war der heutige Chefscout des Bundesligisten FC Augsburg Spielertrainer des TSV Jesingen und feierte dank des Siegtreffers von Günther „Waldi“ Waldschmidt mit seiner Mannschaft einen 2:1-Endspielsieg über den TV Hochdorf vor 750 Zuschauern. Schwarz (45) erinnert sich an das Turnier noch gut, spricht von einer „idealen Saisonvorbereitung“, die das Turnier damals bot. Der These, dass das Turnier zu Substanzverlust bei manchen Mannschaften führen könne, widerspricht Schwarz.

Kurioserweise waren es just die Spieler des TSV Jesingen, die am eigenen Leib erfahren mussten, dass Triumphe bei Teckbotenpokal-Turnieren mitunter nur für den Moment glücklich machen. Die TSV-Cupstatistik ist, pathetisch ausgedrückt, eine zwischen Triumph und Tragik. Vier Mal in den letzten 19 Turnieren waren die Jesinger die strahlenden Helden – drei Mal gab es in den anschließenden Punkterunden zwar nicht den

ganz großen Absturz, aber einen herben Dämpfer in Form einer Mittelfeld-Platzierung. Dabei waren die eigenen Erwartungen nach dem Coup beim Zeitungscup eher hochgesteckt gewesen.

Ob unterschwellige Überheblichkeit, persönliche Spielerprobleme oder das ein oder andere Siegerbierchen zu viel seinerzeit die Jesinger Leistungen beeinflussten – niemand weiß es. Auch Ex-Abteilungsleiter und TSV-Urgestein Heinz Augustin (75) findet bis heute keine plausible Antwort darauf. Nur eines weiß er sicher: „Nach jedem Sieg beim Teckbotenpokal verlief die Runde für uns saubeschissen. Auf diesem Turnier lastet ein Fluch für uns“. Ob aller schlechten Dinge vier für den aktuellen Teckbotenpokal-Sieger sind, wird sich am Kreisliga-A-Schlussspieltag, 5. Juni 2016, weisen.

Für die restlichen sechs Sieger-vereine seit 1996 – TSV Weilheim (6 Titel), SF Dettingen (4), VfL Kirchheim II (3), TSV Boll, TSV Notzingen und TSG Zell (je 1) – brachte der Endspielsieg beim Zeitungscup hingegen neben einer extra Portion Selbstvertrauen auch einen Spitzenplatz in der Liga. Rekordsieger TSV Weilheim kennt das Gefühl, gleich zwei Mal in einer Saison zu triumphieren, besser als jede andere Mannschaft. 1, 4, 2, 10, 3 und 2 lauteten seine Runden-Endplatzierungen in den Spielzeiten mit dem Gewinn des Teckbotenpokals.

Bestes Beispiel dafür, wie sehr ein Cup-Sieg buchstäblich Flügel verleihen kann, ist Weilheims Nachbarverein TSV Boll. Nach dem 1:0-Endspielsieg über die SF Dettingen beim Turnier 2007 in Ohmden ließen die Kicker aus der Kurgemeinde Bezirkspokalsieg, Bezirksliga-Meisterschaft und Landesliga-Aufstieg folgen, anfangs der Saison war bereits Platz eins beim Raum-Bad-Boll-Turnier geglückt. Vier Titel – Bolls erfolgreichste Saison aller Zeiten – war auch der guten Arbeit eines bis heute unlizenzierten Trainers geschuldet: Manfred Weisl. „In der Saison 2007/08 lief alles perfekt. Beim Teckbotenpokal-Turnier blieb meine Mannschaft ohne Verletzte, und in der folgenden Bezirksligarunde zeigte sich keinerlei Kräfteverschleiß bei uns“, rekapituliert der 45-jährige Ottenbacher sein wohl schönstes Fußballjahr.