Lokalsport
Energiesparmaßnahmen fordern den Sport heraus

Stadtverband Kältere Hallen und kein Heißwasser: Die Mitgliederversammlung des SfL hat die Vorgaben der Stadt kontrovers diskutiert. Von Helge Waider

Eine der großen Herausforderungen für den organisierten Sport in Kirchheim ist die Umsetzung der Ener­giesparmaßnahmen in Sporthallen – dies war eine der wichtigsten Erkenntnisse, die im Rahmen der Mitgliederversammlung des Stadtverbands für Leibes­übungen (SfL) im Ötlinger Rübholz gewonnen und bisweilen kontrovers diskutiert wurde.

Bereits seit einiger Zeit ist die Raumtemperatur in den städtischen Sporthallen auf 17 Grad reduziert – eine Maßnahme, die auf breites Verständnis traf. Deutlich kritischer gesehen wurde aber die Abschaltung der Heißwasserbereitung in den Duschen. Die VfL-Vorsitzende Doris Imrich befürchtet einen Mitgliederschwund im Jugendfußball, weil einige Eltern ob ihrer Fürsorgepflicht kein Verständnis dafür hätten, dass die Kinder nach dem Training oder einem Spiel auf dem bitterkalten Platz sich nicht aufwärmen könnten. Für den TSV Ötlingen berichtete Vorstandsmitglied Helga Spieth gar von einem Vorstoß seitens der Fußball-Abteilung, den Abteilungsbeitrag zu erhöhen, wenn es nur wieder heißes Wasser gäbe.

 

19 Grad im Rathaus ist ganz schön kalt
Pascal Bader Kirchheims Oberbürgermeister zur Umsetzung der Energiesparmaßnahmen

Doch daraus wird nichts: Marco Wanzke vom Schul- und Sportamt der Stadt Kirchheim bestätigte, dass das Einsparpotenzial durch die Abschaltung der Heißwasserbereitung immens sei. Einen aus dem Plenum angefragten Kompromiss des „Warmduschens“ gebe es, so Marco Wanzke, gleichfalls nicht.

Die Gründe liegen auf der Hand beziehungsweise bei Nichtbeachtung in den Atemwegen: Legionellen, kleine Stäbchenbakterien, vermehren sich im lauwarmen bis warmen Wasser überproportional gut und setzen sich gerne im menschlichen Organismus fest, wo sie zur gefährlichen Legionärskrankheit führen können. Nur regelmäßige Spülungen der Leitungen mit 60 Grad heißem Wasser töten die Bakterien wirkungsvoll ab. Einzige Alternative: Eiskaltes Wasser lässt die Schlauchbakterien gar nicht erst entstehen.

Mit gutem Beispiel voran geht in Sachen Energiesparen die Verwaltung, die die Temperaturen aller öffentlichen Gebäude ebenfalls hat senken lassen. „19 Grad in den Amtszimmern im Rathaus ist ganz schön kalt“, stellte Oberbürgermeister Pascal Bader im Selbstversuch fest.

Das Stadtoberhaupt freute sich im Rahmen der SfL-Versammlung, dass der zweite Fördertopf für Investitionskos­ten und Sportgeräte genehmigt sei und ausgeschöpft werden könne. Darüber hinaus sei eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht worden, die eine weitere Schulsporthalle in Verbindung mit einer Großsporthalle untersuche. Im Stadion stehen mit der Sanierung des Rasenspielfeldes sowie der umlaufenden Tartanbahn umfangreiche Maßnahmen an. Eine weitere Herausforderung könnte die erneute Unterbringung von Flüchtlingen darstellen. Hierfür sei im ersten Schritt aktuell zunächst die Konrad-Widerholt-Turnhalle vorgesehen.

Bei den Berichten der Arbeitsgruppen stand einmal mehr das Hallenbad im Fokus. SfL-Vorstandsmitglied Stefan Gölz stellte eine Zeitschiene zur besseren Übersicht dar: Nach der Grundsatzentscheidung 2021 sowie dem Projektantrag und den Gesprächen über interkommunale Beteiligungen in 2022 stehen für 2023 Bedarfsanalysen auf dem Plan. 2024 soll über das Projekt im Gemeinderat entschieden werden, ehe 2025 die Durchführung der Planungswettbewerbe stattfindet. Ab 2026 könnten dann die Bagger am Standort Freibad anrücken. „Wenn wir früher fertig werden, endet auch die Zusammenarbeit mit Dettingen früher“, gibt Stefan Gölz schon einmal die Marschrichtung vor. Gleiches gilt freilich auch umgekehrt: „Sollte bis zum Vertragsende mit Dettingen in 2030 kein Badebetrieb in Kirchheim möglich sein, wird uns Dettingen sicher nicht außen vor lassen“, ist sich Gölz sicher.

Satzung wird gendergerecht

Das Ende der Veranstaltung läutete Marc Eisenmann ein. Der Sportfunktionär und Stadtrat unterrichtete das Plenum über Satzungsänderungen. Nach 63 Jahren waren die Statuten in vielen Bereichen formell überholt. Auf diesem Weg hielt nun auch die Gendergerechtigkeit Einzug beim SfL, die mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit verabschiedet wurde. Nur an die gleichzeitige Modernisierung des etwas antiquierten Verbandsnamens wollten sich die Funktionäre (noch) nicht heranwagen.

Einig ist man sich im Stadtverband, dass 2023 wieder ein Tag des Sports in Kirchheim stattfinden soll, bei sich dem die Vereine vorstellen können. Gleichfalls fest im Terminkalender verankert ist für Oktober 2023 die Klausurtagung von Stadtverwaltung, Gemeinderat und SfL im VfL-Haus in Riezlern.