Lokalsport

Es geht nicht nur um Fußball

Abseits des Spielfelds gibt der VfB Stuttgart dieser Tage ein schwaches Bild ab. Stark dafür das dreitägige Fußballcamp der „Roten“ in Holzmaden.

Holzmaden. Die VfB-Fußballschule rief – und 61 Jungs und zwei Mädchen im Alter zwischen sieben und 14 Jahren kamen. Dabei waren die Nachwuchsspieler von der SG Holzmaden/Ohmden, aber auch aus der näheren und weiteren Umgebung wie Weilheim, Deggingen, Göppingen, Neuffen oder Zell. Und der kleine Mohammed. Der TSV Holzmaden zeigte Herz und spendierte dem Flüchtlingskind aus Syrien die Gebühr für das Camp. Dazu gab es ein VfB-Shirt, Hose, Stutzen und einen Zuschuss zum Mittagessen. Am Sonntag wurde in der TSVH-Gaststätte Spaghetti Bolognese aufgetischt – nicht für Mohammed. Aus Rücksicht auf seine Religion bereitete ihm Koch Salvatore die Spaghetti mit Tomatensoße zu.

Mit reichlich Kohlehydraten gestärkt, legten sich die Kids mächtig ins Zeug. In vier Gruppen wurde gedribbelt, gepasst, aufs Tor geschossen, was die Füße hergaben. Bei einem der vier Trainer stand das Thema Koordinationsfähigkeit im Mittelpunkt, bei den anderen wurden vormittags verschiedene Spielformen geübt. Nachmittags folgten kleine Wettbewerbe oder Turniere, in denen das Erlernte umgesetzt werden konnte.

„Es geht uns aber nicht nur um Fußball“, betont Philipp Ackermann, der Leiter der Schulungsgruppe. „Werte wie Disziplin, Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und Hilfsbereitschaft sind uns sehr wichtig. Eben das ganze Sozialverhalten auf und neben dem Platz.“ Wie er das meint, bekamen zwei Störenfriede gleich zu spüren. Die beiden waren im Spiel mehrmals aneinandergeraten. Ackermann stellte sie vor versammelter Mannschaft „in den Senkel“ und ergänzte unmissverständlich: „Beim nächsten Mal könnt ihr zuschauen.“

Unruhestifter wie diese sind die Ausnahme, auch wenn es bei den ehrgeizigen Älteren oft richtig zur Sache geht. Dagegen kann es bei den Minis, bei denen das Spiel im wörtlichen Sinne noch im Vordergrund steht, mitunter zu kuriosen Szenen kommen. So pflückte einer mitten im Spiel gedankenverloren Gänseblümchen vom Rasen, um Mama eine Freude zu bereiten. Ein anderer erledigte sein „G‘schäftle“ direkt neben den Torpfosten.

Ackermann hat am Karlsruher Institut für Technologie Sportwissenschaft studiert. Er ist einer der Nachfolger von Günther Schäfer, der als Sportlicher Leiter die Fußballschule von 2008 an zu einer Erfolgsgeschichte gemacht hat. Der eisenharte Verteidiger, „Eisen-Günne“ genannt, ist beim VfB eine lebende Legende. Er bestritt 331 Ligaspiele und war zweimal deutscher Meister. Unvergessen sein akrobatischer Fallrückzieher auf der Torlinie beim Titelgewinn 1992 in Leverkusen. Jetzt ist Schäfer Teammanager bei den Profis.

Beim Nachwuchs der SG Holzmaden/Ohmden hat Frank Nowak das Sagen. Der rührige Jugendleiter hat nach 2013 und 2014 bereits das dritte VfB-Fußballcamp im Brühl initiiert. Er hat überall Plakate aufgehängt, E-Mails verschickt, Flyer verteilt. Seine Motivation: „Wir bauen auf die Zukunft.“ Zahlen belegen, dass seine intensiven Bemühungen Früchte tragen. Im Spielbetrieb stehen 18 Bambinis, 18 F-, 14 E- und 15 D-Jugendliche. Nowak: „Wir haben seit langer Zeit leider keine A-Jugend-Mannschaft mehr. Aber ich bin mir sicher, bei dem Zulauf wird es bald wieder so weit sein.“

Das Highlight am Sonntagnachmittag war der Auftritt von VfB-Maskottchen Fritzle. Bei seiner Ankunft im Brühl standen die Kids Spalier. Fritzle tollte mit der Meute über den Platz, gab fleißig Autogramme. Und klatschte Beifall, wenn einem der Jungs beim Jux-Spiel gegen die Eltern ein Beinschuss gelang – trotz Dauerregens der sonnige Schlusspunkt unter ein gelungenes Wochenende.