Lokalsport

Es „menschelt“ im Fußballbezirk

Streit Nach Stradingers Rücktritt vom Vorsitz versuchte sein Kontrahent, der Debatte die Schärfe zu nehmen.

Kirchheim. Es herrscht mächtig Unruhe im Fußball-Bezirk Neckar-Fils: Nach dem Rücktritt des Vorsitzenden Karl Stradinger und dessen Stellvertreter Josef Roth schlägt nun ausgerechnet jener leisere Töne an, den der nach Weihnachten zurückgetretene Fußball-Boss als Mitverursacher der Krise sieht: Achim Frank, Obmann der Schiedsrichtergruppe Göppingen.

Mit einem Schreiben an den Württembergischen Fußballverband (WFV) hatte der Funktionär aus Birenbach, seit 1980 als Schiedsrichter und seit fünf Jahren als Obmann tätig, für Unmut an der Bezirksspitze gesorgt. Verfahren der Neckar-Fils-Sportrichter zur falschen Spesenabrechnung einiger Schiedsrichter seien so nicht hinnehmbar, teilte Frank in seinem Schreiben mit. Der Verband möge sich doch stattdessen dieser Fälle annehmen. Der WFV reagierte tatsächlich und entzog dem Bezirkssportgericht die Verfahren. Der damalige Vorsitzende Siegfried Bippus und dessen Mitstreiter erklärten daraufhin ihren Rücktritt. Stradinger empfindet das Verhalten des Verbandes und Franks Intervention bis heute als Ungeheuerlichkeit.

Sein Kontrahent geht nun auf die Vorwürfe (Intrigen, Verbreitung von Unwahrheiten) ein, aber nur indirekt. „Ich werde mich in dieser Sache weiter ruhig und sachlich verhalten, genauso, wie ich es bisher auch getan habe“, betonte Frank gestern gegenüber dem Teckboten. Seine Aufgabe sei es, „die Interessen der Schiedsrichter zu vertreten“, Rechenschaft darüber habe er „einzig dem WFV gegenüber abzulegen“.

Um den Spielbetrieb macht sich Frank trotz der Rücktritte an der Spitze des Bezirks und weiterer, die bereits angekündigt wurden, keine Sorgen. „Die Staffelleiter sind alle gewählt, das ist die Basis“, betont der Schiedsrichter-Obmann. Zudem ist er sich sicher, dass beim Fußball-Bezirkstag in Jesingen im Februar die frei gewordenen Positionen besetzt werden können.

Alte Wunden brechen auf

Offenkundig ist: Bei dem Streit geht es um alte Wunden und um offene Rechnungen. Es „menschelt“ gewaltig. Das Verhältnis zwischen der Schiedsrichtergruppe Göppingen und dem Bezirksvorstand gilt seit Jahren als belastet. Vor fünf Jahren trat Schiedsrichterobmann Jürgen Schwöbel zurück - der Schritt wurde ihm vom Bezirksvorstand nahegelegt. Auch damals ging es unter anderem um das Verhalten des Bezirkssportgerichts im Zuge der Ermittlungen gegen zwei Unparteiische, die ihre Fahrtkosten offenbar falsch abgerechnet hatten und deshalb gesperrt wurden. Schwöbel meinte, beweisen zu können, dass der Bezirksvorstand die Referees damals hatte beobachten lassen und damit „auf kriminalistische Weise“ tätig geworden sei. Für ihn ein ungeheuerliches Vorgehen, zumal es sich bei den Verstößen um geringe Beträge handelte.

Seitens des Württembergischen Fußballverbandes war gestern keine Stellungnahme zum Funktionärs-Chaos im Bezirk Neckar/Fils zu erhalten. Die Stuttgarter Geschäftsstelle ist bis 2. Januar geschlossen.Reimund Elbe