Lokalsport

Experiment am Dachsbühl ist gelungen

Radsport Die "Bissinger Meile" gab es dieses Jahr in einem zweiwöchigen Zeitfenster. Schnellster der 134 Teilnehmer war Profi Jannik Steimle. Von Reimund Elbe

Utz Schulze war einer von 134 Meile-Teilnehmern. Foto: pr

Wenn schon nicht das Original, dann wenigstens etwas annähernd Vergleichbares. Das dachten sich Falk Meyer und Andreas Henssler vom TV Bissingen, als sie nach offizieller Absage der „Bissinger Meile“ vor wenigen Wochen als Organisatoren einen Plan B für das Bergzeitfahren aus der Schublade zogen - kompatibel mit den jeweils aktuell herrschenden Corona-Verordnungen.

Das Experiment, die berühmt-berüchtigte Hatz auf den Dachsbühl mithilfe einer App über mehrere Tage abzuwickeln, hat funktioniert. 134 Pedaleure in der Wertung, kaum Wetterkapriolen und einige Topzeiten - die Bilanz lässt Falk Meyer glücklich dreinschauen. „Eine schöne Resonanz“, stellt der Organisator mit Blick auf die Abläufe im Zeitfens- ter vom 30. Mai bis 14. Juni fest.

Exakt so lange hatten Interessenten Luft, die 1600 Meter lange Strecke mit ihren 100 Höhenmetern in Eigenregie in Angriff zu nehmen. Voraussetzung: Sie mussten Mitglied der Gruppe „Bissinger Meile“ innerhalb der Tracking-App Strava sein und die Zeiten online erfassen lassen. Besonderheit: Statt aus dem Stand, wie ansonsten bei der offiziellen Bissinger Meile vorgeschrieben, war fliegender Start erlaubt, was einen Zeitvorteil von einigen Sekunden bringt.

Premiere zur Geisterstunde

Geschichten wurden einige geschrieben. Fabian Lübker lieferte eine ganz besondere. Der Naberner war am 30. Mai nicht nur erster Starter, sondern trat sogar zur Geisterstunde um 0.12 Uhr an - genau zwölf Minuten nach dem offiziellen Öffnen des Zeitfensters. „Ich musste am nächsten Morgen schon etwas schmunzeln, als ich die Startzeit in der App gesehen habe“, erinnert sich Falk Meyer. Lübker, bekannter Landschaftsmaler, ließ am schönen Albtrauf noch sieben weitere Fahrten folgen.

Schwerpunktmäßig tagsüber verschlug es weitere lokale VIPs auf die Strecke. Skisport-As Jan Andersen legte ordentliche 3,20 Minuten als beste Zeit aufs Betonband, wurde Gesamt-Fünfzehnter.

Kurz vor Schluss reichte es auch Jannik Steimle zum Vorbeischauen. Einen Tag vor Schließung des Zeitfensters bog der Radprofi während einer Trainingstour nach Bissingen ab, legte überragende 2,27 Minuten hin. „Der Wind kam nicht ganz günstig“, trauerte das Mitglied des Deceuninck-Quick-Step-Teams dem ein oder anderen Sekündchen hinterher. Anfreunden wollte sich der Weilheimer mit der außergewöhnlichen Meile-Abwicklung nur halbwegs: „Ohne Zuschauer fehlt natürlich das übliche Flair, aber anderseits ist es cool, dass die Bissinger so eine Alternative überhaupt möglich gemacht haben.“

Triathletin hat die Nase vorn

Karoline Brüstle, mehrfache baden-württembergische Triathlon-Meisterin, wurde mit 3,20 Minuten Schnellste in der Frauenwertung - ein kleines Trostpflaster für die Neidlingerin. Ihren Traum, den erstmaligen Start bei einem Ironman, musste sie früh im Jahr ad acta legen, nachdem das Langstreckenevent in Roth aus Pandemiegründen ausgefallen war.

„Not macht erfinderisch“, stellte Falk Meyer nach der erstmals mit virtueller Unterstützung durchgezogenen „Meile“ fest. Daran gewöhnen mag er sich nicht. „Die soziale Komponente mit Zuschauern an der Strecke, die Atmosphäre und die Gespräche im Festzelt haben sehr gefehlt“, sagt er.