Lokalsport
Fabio Morisco: Mit Vorschusslorbeer in den Krautgarten

Fußball Der ehemalige VfL-Stürmer übernimmt zur neuen Saison den Trainerposten beim FC Heiningen. Seine früheren Kirchheimer Weggefährten trauen ihm trotz des drohenden Verbandsligaabstiegs einiges zu. Von Max Pradler

Der Stress könnte weniger sein: „Es ist schon sehr viel. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, das würde spurlos an mir vorbeigehen“, sagt Fabio Morisco. Dass der 38-jährige Italiener auf der Saisonzielgeraden viel um die Ohren hat, ist verständlich. Aktuell noch Trainer bei Fußball-Bezirksligist FV Plochingen übernimmt Morisco im Sommer bekanntlich das Zepter beim abstiegsgefährdeten Verbandsligisten 1. FC Heiningen. „Ich will mit dem FVP noch das Optimum rausholen, gleichzeitig war ich aber seit dem Frühjahr auch schon viel in Heiningen involviert und führe Spielergespräche für kommende Saison“, erklärt der ehemalige Vollblut-Stürmer.

Bei seinem neuen Klub jedenfalls war das junge Trainertalent „der absolute Wunschkandidat“, wie FCH-Teammanager Steffen Bantle bestätigt. Ins Rollen gebracht hatte den Wechsel allen voran Heiko Oßner, unter anderem Torwarttrainer bei den beiden beteiligten Klubs aus Plochingen und Heiningen. Als der frühere VfL-Oberligakeeper Wind davon bekam, dass der momentane Heininger Chefcoach Denis Egger kürzertreten will und deshalb ein Nachfolger gesucht wird, begann er zu vermitteln. „Ich arbeite jetzt schon so lange mit Fabio zusammen und mir imponiert seine akribische, positive Vorgehensweise. Für mich war sofort klar: Das ist der richtige Mann für den 1. FC Heiningen“, ist Oßner überzeugt. Gesagt, getan: Es dauerte nicht lange und die Drähte liefen heiß.

Morisco jedenfalls weiß das verbale Empfehlungsschreiben zu schätzen: „Ich fühlte mich wahnsinnig geehrt, dass ich überhaupt als Kandidat infrage komme. Dann habe ich mich mit dem Verein zusammengesetzt und es hat sofort gepasst. Plötzlich ging alles ganz schnell.“ Wohlwissend, dass er nun über die Grenzen des Bezirks Neckar/Fils hinaus im Fokus steht, geht Morisco die künftige Herausforderung mit breiter Brust an. „Das ist eine riesige Chance, die ich unbedingt nutzen will.“ An die neue Belastung mit deutlich mehr Trainingseinheiten und weiteren Auswärtsfahrten müsse er sich zwar gewöhnen, „aber so hat man auch mehr Zeit mit dem Team, gewisse Dinge zu erarbeiten und genauer ins Detail zu gehen“.

Beim VfL viel gelernt

Auch unter der Teck ist Fabio Morisco ein bekanntes Gesicht, prägte er als Spieler Anfang der 2000er-Jahre immerhin eine der spektakulärsten Zeiten des VfL Kirchheim. Aus der A-Jugend der Stuttgarter Kickers zog es den talentierten Angreifer zum damaligen Verbandsligisten an die Jesinger Allee. „Robin Dutt, der damals Trainer der ‚Zweiten‘ war bei den Kickers, wollte mich nicht in den Oberligakader übernehmen. Dann bin ich halt zum VfL gewechselt“, schildert „Morre“, wie ihn seine Freunde nennen.

In der Anfangszeit hatte das junge Talent aber erst einmal ordentlich zu knabbern in Kirchheim. „Damals hatten wir einige gestandene Spieler im Kader. Da war es enorm schwierig, sich in die Mannschaft zu kämpfen und auf Minuten zu kommen. Aber ich habe die Zeit eben genutzt, um mir Dinge von den anderen anzuschauen und einfach zu lernen.“

Nach dem sensationellen WFV-Pokalsieg im Jahr 2003 folgte bei den Teckstädtern der Umbruch – und plötzlich gehörte der kleine, wuselige Torjäger zu den Leistungsträgern des Teams. In der größten Partie der Kirchheimer Vereinsgeschichte, dem DFB-Pokal-Erstrundenspiel gegen Hannover 96 am 31. August 2003, stand Morisco in der Startelf. Seine direkten Gegenspieler damals: der spätere Weltmeister Per Mertesacker sowie Ex-VfB-Bundesligacoach Thomas Schneider. Auf der Trainerbank der Niedersachsen zudem kein geringerer als Ralf Rangnick, mittlerweile Trainer von Superstar Cristiano Ronaldo beim englischen Rekordmeister Manchester United. „Das sind Momente, die vergisst man natürlich niemals“, schwärmt Morisco, „ich weiß noch genau, wie wir zusammen die Auslosung angeschaut haben und beinahe ausgeflippt sind, dass es gegen einen Bundesligisten geht.“ Dass die Partie letztlich „nur“ mit 0:3 verloren ging, „zeigt, was für ein gutes Team wir zu diesem Zeitpunkt hatten“.

Lob von den Ex-Kollegen

Ebenfalls das VfL-Trikot trugen damals Oliver Klingler und Christopher Eisenhardt, mit denen Morisco auch noch heute regelmäßigen Kontakt pflegt. „Als ich in meiner letzten Station als Weilheimer Trainer gegen Fabio und den FV Plochingen ranmusste, habe ich ihn vor dem Spiel beobachtet. Wie er mit dem Team umgegangen ist, hat mich beeindruckt“, erzählt Klingler. Schon damals sei Morisco einer der wenigen Spieler gewesen, der sowohl auf dem Platz als auch in der Kabine Verantwortung übernommen hat. „Er ist einfach ein total angenehmer Charakter, der immer einen guten Draht zu seinen Spielern hat“, betont der einstige Spielmacher des VfL und langjährige Weggefährte Moriscos.

Ähnlich sieht es auch Christopher Eisenhardt, aktuell Trainer beim Stuttgarter Bezirksligisten TSV Bernhausen: „Ich kenne Fabio seit der Jugend. Mit seiner ehrlichen und zuverlässigen Art war er schon immer beliebt, deshalb freut es mich sehr, dass er jetzt die Chance bekommt.“

Ein Ur-Deizisauer mit VfL-Vergangenheit

Fußballspielen hat Fabio Morisco beim TSV Deizisau gelernt, wo er bis zur U 17 sämtliche Jugendmannschaften durchlief, ehe er sich den Stuttgarter Kickers anschloss. Beim Traditionsklub aus Degerloch durfte der schnelle Stürmer bei den A-Junioren Ober- und Regionalligaluft schnuppern.
Mit Eintritt in den aktiven Fußball zog es Morisco dann unter die Teck. Insgesamt fünf Jahre lang ging er für den VfL Kirchheim auf Trefferjagd, war Teil der Mannschaft, die 2003 in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Hannover 96 stand.
Anschließend folgte ein kurzes Intermezzo beim damaligen Landes­ligisten FC Nürtingen 73. Nach der Rückkehr zum Heimatverein nach Deizisau spielte Morisco noch acht weitere Jahre für den TSV und durchlief dabei alle Klassen von der Kreis- bis zur Landesliga.
Seine Trainerlaufbahn begann Morisco als Spielertrainer beim TV Hochdorf in der Kreisliga. Nach drei Jahren wechselte er, dieses Mal als Trainer ohne Spielerfunktion, zum FV Plochingen, den der 38-Jährige 2019 von der Kreisliga in die Bezirks­liga führte. max