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Fanta Sechs

Basketball: Die Knights gewinnen gegen Köln zwei Punkte und viele Sympathien

Am Ende war sogar noch Kraft für Humba Täterä. Selten hat ein Basketballerfolg mehr Energien freigesetzt, als der Heimsieg der fantastischen Sechs gegen die Rhein Stars aus Köln. Vor dem nächsten Heimspiel am Samstag gegen Essen könnte sich das Lazarett der Knights endlich lichten.

Rote Übermacht? Von wegen. Besnik Bekteshi narrte die Kölner Defensive ein ums andere Mal - sehr zur Freude des Kirchheimer Anha
Rote Übermacht? Von wegen. Besnik Bekteshi narrte die Kölner Defensive ein ums andere Mal - sehr zur Freude des Kirchheimer Anhangs.Fotos: Ralf Just

Kirchheim. Wer beim Fazit eines denkwürdigen Abends um passende Worte verlegen war, dem reichte ein einziges Bild: Zwei Minuten waren im Schlussviertel gespielt, als Besnik Bekteshi auf dem rechten Flügel Maß nahm. Sein Dreier-Versuch landete am Ring, doch Kirchheims auffälligster Spieler an diesem Abend war längst durchgestartet und angelte sich auf der gegenüberliegenden Seite der Zone den Rebound seines eigenen Distanzwurfs. Eine Szene, die symbolisch war für den Verlauf der gesamten Partie. Kämpfen bis zum Umfallen, das beherzigten selbst die Big Man wie Andreas Kronhardt oder Dennis Tinnon, die häufiger als sonst in der Horizontalen anzutreffen waren, Ball und Gegner unter sich begrabend.

Köln spielte nicht schlecht. Die Domstädter unternahmen alles, um ihre zahlenmäßige Überlegenheit zum Vorteil zu nutzen. Immer neue, gut ausgeruhte Bewacher, die Williams und Bekteshi, die beiden einzigen Optionen im Kirchheimer Spielaufbau, aufreiben und an die Kette legen sollten. Die hatten nicht nur etwas dagegen, sondern auch die Kraft, um über 35 (Bekteshi) beziehungsweise 37 (Williams) Minuten unter Volllast zu bestehen. Fast überflüssig zu betonen, dass sich jeder der sechs „überlebenden“ Stammkräfte im Kirchheimer Team an diesem Abend Bestnoten verdiente.

Die Kabinen-Ansprache des Trainers nach dem Spiel fiel ungewohnt kurz aus: „Ich habe den Jungs gesagt, dass ich stolz auf sie bin“, sagt Coach Michael Mai. Mehr gab es in diesem Moment schlicht nicht zu sagen. Alles perfekt? Mitnichten. „Wir sind noch weit entfernt vom Optimum“, sagt Michael Mai, auch wenn ihm dieser Satz mit einem entspannten Lächeln über die Lippen kommt. So emotional wie am Sonntag hatte man den stets reserviert wirkenden Amerikaner bisher selten erlebt. Sekunden vor dem Ende, als die Partie längst gelaufen war, rief Mai noch immer lauthals und wild gestikulierend seinen Spielmacher zur Ordnung, Nicht nur bei Richie Williams hatte das angestaute Adrenalin in den Schlussminuten die Risikobereitschaft erhöht. Unnötig, meint der Trainer. Diesmal hatte seine Mannschaft eine Führung energisch behauptet. Die Woche zuvor in Gotha war das noch anders. „In diesen Situationen müssen wir noch souveräner werden“, sagt Michael Mai, der bis auf eine miserable Dreier-Quote diesmal wenig auszusetzen hatte. Dafür glänzten die Knights mit bisher kaum gekannter Präzision aus der Nah- und Halbdistanz, wo 67 Prozent der Würfe saßen.

Am Samstag heißt es nun, den gerade zurückeroberten dritten Tabellenplatz nicht gleich wieder aus der Hand zu geben. Einen Heimerfolg Gothas gegen den Drittletzten aus Paderborn vorausgesetzt, müsste Kirchheim zu Hause gegen Essen gewinnen, um Platz drei zu verteidigen. Die Voraussetzungen für einen Erfolg werden besser sein als in der Vorwoche, als an reguläres Training nicht zu denken war. Ex-Spielmacher Cedric Brooks, der für ein paar Wochen in Kirchheim zu Gast war und gestern wieder in die USA zurückreiste, entspannte die Lage im Training leicht. Diese Woche ist Besserung in Sicht. Mit etwas Glück könnten die Knights am Samstag zwar nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, aber immerhin in Bestbesetzung auflaufen. Der stark erkältete Johannes Joos trainierte in Begleitung von Fitnesscoach Tobias Unger gestern erstmals wieder individuell im Studio, während die Kollegen, die tags zuvor im Einsatz waren, ausnahmsweise trainingsfrei hatten. Bei Jordan Wild, der am Sonntag noch geschont wurde, hofft man, dass der starke Bluterguss nach einer Prellung am Oberarm bis zum Wochenende abgeklungen ist. „Sein Bizeps leuchtet in fünf verschiedenen Farben“, sagt Michael Mai. „Er hat noch immer starke Schmerzen und keine Kraft in diesem Arm.“ Auch Tim Koch ist nach einer Bänderdehnung im Sprunggelenk auf dem Weg der Besserung. Ob für ihn am Wochenende zumindest ein Kurzeinsatz infrage kommt, soll eine abschließende Untersuchung heute klären.

Platz drei ist also weiter drin. „Das Schönste daran ist, es liegt allein an uns“, sagt der Trainer Michael Mai. „Die Mannschaft hat das Potenzial, wenn wir weiter hart und konzentriert arbeiten.“