Lokalsport

Faurndauer Leid ist Nürtinger Freud

Frauenfußball: Oberligist FVF kann kein Team stellen und steht als erster Absteiger in Verbandsliga fest – FV 09 profitiert

Die Krise im lokalen Frauenfußball geht weiter. Nach dem TSV Weilheim kann nun auch Oberligist FV Faurndau keine Mannschaft stellen.

Den Rang abgelaufen: Der FV Vorwärts Faurndau (Spielszene der zweiten Mannschaft im Bezirkspokalfinale gegen Wendlingen/Ötlingen
Den Rang abgelaufen: Der FV Vorwärts Faurndau (Spielszene der zweiten Mannschaft im Bezirkspokalfinale gegen Wendlingen/Ötlingen) kann zur neuen Saison nur noch ein Team melden. Foto: Markus Brändli

Göppingen/Nürtingen. Pure Freude war in den Gesichtern der Spielerinnen des FV Vorwärts Faurndau zu erkennen, nachdem der Schiedsrichter das Spiel gegen den FV Niefern abgepfiffen und man sich ein Unentschieden hart erkämpft hatte. Damit stand fest: Der FV Faurndau hat den Klassenerhalt geschafft und spielt auch in der Saison 2016/17 in der Oberliga. Das war Anfang Juni. Kurz danach begann der Zerfall der Mannschaft.

Nachdem Spielführerin Nadine Gairing und ihrer Stellvertreterin Sina Heitzler suspendiert worden waren, erklärten sich die anderen Spielerinnen solidarisch und verließen ebenfalls die Mannschaft (wir berichteten). FVF-Abteilungsleiterin Annette Krotz erklärte damals, dass „im Verein einiges nicht stimmt“. Die vielen Abmeldungen seien „das Todesurteil für den Verein“, befürchtete Krotz. Der FVF stand ohne oberligareife Mannschaft da, konnte sich aber nicht mehr vom Spielbetrieb abmelden. Das bedeutet: Zwangsabstieg.

Gleich das Handtuch werfen wollte man aber nicht. Nachdem der Vertrag von Trainer Michael Breier zum Saisonende ausgelaufen war, hatte man bereits einen Ersatz gefunden. „Ich bin mir sicher, dass die Zusammenarbeit fruchtbar gewesen wäre“, so Krotz. Wer der neue Trainer gewesen wäre, wollte sie nicht verraten.

Fehlte also nur noch ein Team, das der neue Trainer unter seine Fittiche nehmen konnte. Mit Hochdruck wurde nach Ersatzspielerinnen gesucht: „Wir haben viele Gespräche mit anderen Mannschaften geführt, und es gab auch Spielerinnen, die Wechsel-Interesse gezeigt hatten“, sagt Krotz. Allerdings seien nicht genügend dabei gewesen, um eine gesamte Mannschaft stellen zu können.

Auch hatte man in Betracht gezogen, die zweite Frauenmannschaft des FV Faurndau, die in der abgelaufenen Saison immerhin in die Regionenliga aufgestiegen war, aufrücken zu lassen: „Wir haben eine gute zweite Mannschaft. Aber das Niveau in der Oberliga ist doch noch ein ganzes Stück höher“, so Krotz.

Deshalb habe man sich dagegen entschieden, „die Mannschaft mit aller Gewalt in die Oberliga zu bringen und am Ende vielleicht ganz ohne Frauenmannschaft dazustehen“. Jetzt steht man zumindest ohne Oberliga-Team da – und wird absteigen. „Es ist uns nicht gelungen, ein wettbewerbsfähiges Team für die kommende Oberligasaison auf die Beine zu stellen“, teilten Krotz und der Vorsitzende Karl Braunsteiner per Pressemitteilung mit.

„Eine Teilnahme am Spielbetrieb würde unserer Meinung nach eine Verzerrung der kompletten Saison verursachen, da wir nicht gewährleisten können, ob, wann und mit welcher Spielstärke wir in den Partien antreten könnten oder nicht“, heißt es weiter. Den mit dem Rückzug verbundenen Abstieg sehen Krotz und Braunsteiner „als Herausforderung und große Aufgabe, aber auch als Chance und Neubeginn, um im kommenden Jahr ein schlagkräftiges Frauenteam für die Verbandsligasaison 2017/18 zusammenzustellen“.

Während man sich in Faurndau schwertut, neue Spielerinnen zu finden, können sich die Verantwortlichen beim FV 09 Nürtingen über mangelndes Interesse nicht beschweren. Vier der ehemaligen Faurndauerinnen haben sich dem Verbandsligisten angeschlossen: die beiden Abwehrspielerinnen Gina Teschner und Sarah Twardoch, Mittelfeldakteurin Stella Endlicher und Angreiferin Melisa Vural. „Nach ein paar kurzen Gesprächen und einigen Trainingseinheiten war klar, dass sie zu uns wechseln wollen“, sagt Nürtingens Trainer Luis Domingos. Die vier Spielerinnen hätten auch Kontakt zu anderen Vereinen gehabt, unter anderem zu Oberligist VfB Obertürkheim. „Am Ende war es wohl die Überredungskunst des Trainers“, scherzt Domingos. Dass eine von den ehemaligen Faurndauerinnen in Nürtingen wohnt, dürfte für die Wechselentscheidung nicht unerheblich gewesen sein.

Neben den Faurndauerinnen schließen sich außerdem noch drei Spielerinnen des TSV Weilheim den Nürtingerinnen an – der TSVW hatte sein Frauenteam bekanntlich Anfang Juli aus der Landesliga abgemeldet, nachdem der Kader zusammengeschrumpft war.

Auch Nürtingens Co-Trainer Joachim Morgenthaler freut sich über die Verstärkung: „Die Spielerinnen passen sowohl menschlich als auch charakterlich sehr gut zu uns ins Team.“ Die Erwartungen an die kommende Saison habe man aber nicht weiter nach oben geschraubt: „Wir haben ja auch einige Abgänge zu verzeichnen. Unser Saisonziel ist weiterhin, im oberen Tabellendrittel mitzuspielen.“