Lokalsport
Fechtturnier lockt die Massen nach Kirchheim

Fechten Der renommierte Teckpokal des VfL Kirchheim hat nach rund dreijähriger Pause ein bemerkenswertes Comeback gefeiert. In der Eduard-Mörike-Sporthalle sorgen rund 160 Startende für eine gute Atmosphäre. Von Reimund Elbe

Matthias Kurz geht unverkennbar in seiner Rolle als Hans Dampf in allen Gassen auf. Der erst kürzlich ins Amt gewählte Chef der VfL-Fechter hat nach drei Jahren ohne Teckpokal gleich einen absolut anspruchsvollen Job: als oberster Organisator den Re-Start des weit über die Kirchheimer Stadtgrenzen hinaus bekannten Wettbewerbs erfolgreich zu managen.

Vergangenes Wochenende wird das Comeback zur Realität, Macher Kurz zeigt sich glücklich und dankbar. 140 Florettfechtende aus dem Jugend- und Juniorenbereich rücken samstags an, 20 Degenfechtende tags darauf. Mit einem Team von rund zwei Dutzend Helferinnen und Helfern hat der neue Abteilungsleiter, Nachfolger des langjährigen Fechtchefs und jetzigen Stellvertreters Thomas Großstück, Wochen mit Detailarbeit hinter sich. „Die Mühen haben sich gelohnt, wir können uns nicht beschweren“, stellt Kurz beim Blick in die gut gefüllte Halle fest.

Zwar liegen die Meldezahlen leicht unter den Vor-Corona-Werten, doch die Atmosphäre ähnelt jener früherer Veranstaltungen. „Wir hatten befürchtet, dass viele in Corona-Zeiten aufhören oder es zu wenig Neueinsteiger geben könnte“, gibt Ronja Habermann zu bedenken, beim Teckpokal in Doppelfunktion als Pressesprecherin sowie Kampfrichterin unterwegs. Umso mehr sei das Kirchheimer Orga-Team überrascht gewesen, dass etliche bekannte Gesichter wieder in Ötlingen aufgekreuzt seien. „Viele sind mit dem gleichen Feuereifer dabei wie vor der Pandemie“, freut sich die Fecht-Expertin.

Das Organisationsteam hat beim Re-Start auch deshalb leichteres Spiel, weil die gelockerten Corona-Vorgaben solch einen Hallen-Wettbewerb überhaupt erst ermöglichen. „Alles normalisiert sich“, formuliert es Matthias Kurz pointiert.

Thomas Kießling gehört als Bezirksfechtwart Schwaben zu den Machern in der bayerischen Fechtszene. Der Insider sieht das Teckpokal-Turnier als Baustein für eine sich im Aufbruchmodus befindende Szene, als wichtigen Gradmesser in Corona-Zeiten. „Der Teckpokal bietet vor allen Dingen eine optimale Möglichkeit für junge Fechterinnen und Fechter, sich nach der langen Wettkampfpause auf kommende nationale Qualifikationsturniere vorzubereiten“, unterstreicht der Funktionär, mit einem halben Dutzend Nachwuchsfechtern aus Neu-Ulm angerückt. Kießling-Sohn Joshua bietet das beste Beispiel. Sein zweiter Platz in der U 17 (Florett) sorgt für einen letzten Härtetest vor einem am kommenden Wochenende folgenden Event in München, bei dem es für ihn um die Qualifikation für überregionale Titelkämpfe geht.

Der Stellenwert des Teckpokals? Scheint genauso hoch zu sein wie noch bei der letztmaligen Auflage 2019. Am späten Freitagabend hatte die Kirchheimer Fechtabteilung die 13 Bahnen wettkampftauglich gemacht, samstagmorgens letzte Feinjustierungen vorgenommen. „Wir haben alles dafür getan, um pünktlich starten zu können“, betont Abteilungsleiter Kurz.

In der Tat geht der Wettkampfbetrieb ohne große Reibungspunkte über die Bühne. Was nicht selbstverständlich erscheint. „Denn auch beim Fechten gibt es ruhigere und eher emotionalere Typen“, weiß VfL-Sprecherin Ronja Habermann. Als am Sonntagabend der Abbau beginnt, wirken die Organisatoren in erster Linie erleichtert. Der Re-Start? Gilt als geglückt. Ein Problem sind die Organisatoren allerdings noch nicht ganz los. „Die Zahl der Jugendfechter ist während Corona insgesamt schon etwas zurückgegangen, regional wie überregional“, weiß Matthias Kurz, es werde deshalb noch eine Weile dauern, bis sich die Werte wieder normalisierten.

Dreimal auf dem Podest

Die Kirchheimer Fechterinnen und Fechter verkauften sich beim eigenen Turnier passabel. Fabienne Lang siegte in der Altersklasse U 20 (Degen) wie auch Jona Neher in der Degen-Altersklasse U 17. Bruno Vicke-Efler (Florett) sicherte sich Platz drei. Weitere Ergebnisse der Kirchheimer Fechterinnen und Fechter: U 11 Florett Damen: Iva Jelenkovic: 7. Platz; U 13 Florett Damen: Beyzanur Üstüner: 11. Platz; U 15 Florett Damen: Anna Schönstein: 16. Platz, Nicole Reichenecker: 17. Platz; U 17 Florett Damen: Laura Dyshekov: 6. Platz; U 13 Florett Herren: Fridjof Schößler: 8. Platz; Nick Bosch: 13. Platz; U 15 Florett Herren: Bruno Vicke-Efler: 3. Platz; Gregor Tenzer: 15. Platz; U 20 Degen Damen: Fabienne Lang: 1. Platz U 17 Degen Herren: Jona Neher: 1. Platz.

Einmal von Riad nach Ötlingen und zurück

Die Fechtszene befindet sich im Aufbruch. Turniere sind gesucht, dienen nach der Corona-Zwangspause als willkommener Einstieg. Dass eine Sportlerin aus Saudi-Arabien kurzfristig in der Eduard-Mörike-Sporthalle vorbeischaute, war doch bemerkenswert. Leen Al-Fouzan war am Freitag per Flugzeug im Schwabenland eingetroffen, startete in der U 17 (Florett) und gewann dort. Am Sonntag ging’s zurück nach Riad. Eine etwas kürzere Anfahrt nahmen Emmanuel und Tom Eby auf sich. Vater und Sohn rückten aus dem Elsass an, freuten sich schon vor dem Wettkampfbeginn über freie Straßen. „Als wir vor Corona letztmalig hier beim Teckpokal in Ötlingen waren, standen wir vor Stuttgart stundenlang im Stau“, erinnert sich Emmanuel Eby in fließendem Deutsch an nervige Stunden. Sohn Tom, er startet kommendes Wochenende bei einem hochkarätigen nationalen Turnier in Paris, gewann in der U 17 (Florett). „Das Turnier in Kirchheim war sehr wichtig für mich, um wieder in den Rhythmus zu kommen“, kommentierte der talentierte Franzose seinen Triumph. Grundsätzlich habe es ihm in Ötlingen sowieso gut gefallen. rei