Lokalsport
Festtage unter dem Reußenstein

Fußball Der TV Neidlingen feiert ein halbes Jahrhundert Vereinsgeschichte mit einem Spiel der Legenden und der Meister-Gala im Erdinger-Cup. Von Klaus Schlütter

Der kleinste Bezirksliga-Standort unter der Teck erlebt zwei große Fußballtage. Die Kicker aus der 1 800-Seelen-Gemeinde Neidlingen – von Ex-Abteilungsleiter Marlon Lamour einst „blaue Gallier“ getauft – feiern bereits am Freitag ihr 50-jähriges Bestehen mit einem launigen Ortsduell Ober- gegen Unterdorf (Anpfiff um 18.30 Uhr), gefolgt von einem bunten Heimatabend. Am Samstag steigt dann auf den Plätzen im Lindachtal eines von vier Vorrunden-Turnieren des landesweiten „Erdinger Meister-Cups“, anschließend das Fest zu 50 Jahre Fußball unterm Reußenstein.

Gegründet wurde die Neidlinger Fußballabteilung am 21. Mai 1971 an einem Ort, den es heute so nicht mehr gibt: Im Gasthaus „Krone“ hob der damals fünfköpfige Vorstand mit seinem Chef Albert Eisenhut, Stellvertreter Hans Kurz und Kassier Karl Drexler das Kind aus der Taufe. Von den Gründervätern leben nur noch Sportwart Hans Heilemann und Schriftführer Ernst Ruoff.

In dem halben Jahrhundert bis heute war der Verein äußerst erfolgreich: Meister der C-Klasse 1976 unter Trainer Otto Heinisch, Meister der B-Klasse 1980 mit Spielertrainer Kurt Ambacher, Aufstieg in die Bezirksliga 1990 mit Trainer Herbert Bucher. Danach ging es die Spielklassen rauf und runter bis zum Wiederaufstieg in die Bezirksliga 2017, in der die Mannschaft von und mit Spielertrainer Patrick Kölle seither einen Stammplatz hat. Dreimal gewannen die Neidlinger den Teckbotenpokal: 1982, 1995 und 2019 – beim letzten Mal auf eigenem Platz.

„ Mehr als ein Verein“

In all den Jahren hat der TVN seinen Slogan „Mehr als ein Verein“ vorgelebt und präsentiert sich nach wie vor als große Familie. Ein Beleg dafür: Alle Nachwuchsklassen von den Bambini bis zur A-Jugend kommen ohne Verstärkung von Nachbarklubs oder Spielgemeinschaften aus, was für kleinere Vereine heute schon fast die Ausnahme ist.

Als der Verein zum „Highlight“-Spiel Oberdorf gegen Unterdorf aufrief, hoben sich viele Hände. Zahlreiche alte Bekannte sind mit von der Partie, knapp 20 auf jeder Seite. Für das Unterdorf (die Grenze markiert das Rathaus) zum Beispiel Kurt Ambacher, einst Trainer und 620-facher Spieler, jetzt Ski-Abteilungsleiter. Oder Heiko Burkhardt, Kapitän der Aufstiegs­elf im
 

Hier wird man öfter gefragt, ob man im
Ober- oder Unterdorf wohnt.
Steffen Kuch
Der Abteilungsleiter über die
geographischen Besonderheiten
im Reußenstein-Ort
 

Jahr 2000, Harald Hepperle, Ex-Spieler und Torhüter, Frank Mutschler, Stürmer mit 107 Toren in 362 Spielen. Er spielt heute zum ersten Mal Seite an Seite mit seinem Sohn Jens. Von den Noch-Aktiven am Ball sind Felix Kaiser, Christian Kuch und Christoph Hepperle. Gemanagt wird das Team von Dennis Heilemann.

Von „oben“ im Flecken greifen ein: Die Legenden Bernd Ruoss, (417 Spiele, 96 Tore), Torhüter Stefan Hitzer (598 Spiele, ebenfalls gemeinsam mit dem Sohn), Oliver Sekan (567 Spiele, 238 Tore) oder auch Andreas Hitzer, der am Freitag in Doppelfunktion am Werk ist: erst Fußball, danach Musik auf der Bühne. Hitzer ist der Kopf der Stimmungsmaschine, genannt Lindach-Quartett. Für die Musik auf dem Rasen sorgen aktuelle Spieler wie Lukas Pflüger, Luca Friess und Martin Kirschmann, von der Bank aus dirigiert von Michael Aust.

„High Noon“ für Erdinger Cup

Am Samstag ist dann „High Noon“, wenn pünktlich zur Mittagszeit der Erdinger Meister-Cup an den Start geht. 16 Titelträger von der Hobby-Liga, wie etwa die „Herzbuben Wendlingen“, über die Gewinner der Kreisligen A und B bis zur Bezirksliga. Eingeteilt ist das Feld in zwei Gruppen. Gespielt wird mit fünf Spielern pro Mannschaft im Kleinfeld über jeweils zehn Minuten. Die Gruppensieger qualifizieren sich für das Landesfinale am Sonntag, 25. Juni, in Jesingen. Dann steigen auch die Meister der Landes-, Verbands- und Oberliga in den Wettbewerb ein.

Als einzige Mannschaft aus der Teckregion greift der AC Catania Kirchheim als Meister der Kreisliga B6 in der Gruppe B nach den Sternen. Sage und schreibe 129 Saisontore haben die Catanesi erzielt, den Rekordsieg von 29:0 gegen die „Dritte“ aus Wolfschlugen, die danach aufgelöst wurde, nicht einmal eingerechnet. In der Torausbeute übertroffen wurden die Italiener allerdings vom VfB Neuffen mit 182 Treffern. Der Titelträger der Staffel B5 will wie Catania dem Favoriten und A2-Meister TSV Oberboihingen den Gruppensieg streitig machen.

Ein deutscher Torschützenkönig

In der Gruppe A liegt das Hauptaugenmerk auf MK Makedonia Stuttgart und seinem Mittelstürmer Aleksandar Stoilov, dem Mann mit dem unglaublichen Torriecher. 84 Treffer in dieser Saison – keiner in ganz Deutschland, von der Bundes- bis zur Kreisliga, war erfolgreicher als der 22-Jährige. Vielleicht hat es der VfB Stutt­gart inzwischen bereut, dass er den damals Zwölfjährigen nach einem Probetraining wieder nach Hause geschickt hat.