Lokalsport

Fingerzeig für Fiktion von der Landesligarückkehr

Gefühlswelten VfL euphorisch – Weilheimer um Optimismus bemüht. Von Klaus Schlütter

Kirchheim. Die Fußballfans in Kirchheim haben eine Fiktion. Ihr VfL kehrt in die Landesliga zurück und liefert sich in der nächsten Saison mit dem TSV Weilheim wieder spannende Derbys um die Vorherrschaft in der Teckregion. Solche Träume müssen keine Schäume sein. „Wir reiten gerade auf einer Euphoriewelle“, sagt Frank Posch, der Co-Trainer der „Blauen“.

Im Derby gegen SG Erkenbrechtsweiler-Hochwang feierte der ehemalige Oberligaklub beim 3:1 seinen sechsten Bezirksliga-Sieg in Folge. „Er war verdient“, musste selbst SG-Trainer Dieter Hiller neidlos anerkennen. „Wir konnten aufgrund unserer angeschlagenen Spieler und der verletzungsbedingten Ausfälle nicht an unsere Leistungsgrenze gehen.“ Neuester Patient im ohnehin überfüllten SG-Lazarett ist Hakan Demir mit einem Bänderriss. Im Heimspiel gegen Neuhausen muss auch Sven Petto zuschauen. Er sah glatt Rot, weil er bei einem Einwurf Dominic Cseri den Ball ins Gesicht warf.

Über diese Strafe gab es keine zweierlei Meinungen. Wohl aber über das Verhalten von Marc Weger. Der Schiri hatte auf Abstoß entschieden. Da meldete sich der SG-Verteidiger: „Ich habe den Ball noch berührt.“ Es gab Eckball, und den verwandelte Andreas Elsäßer zum 1:1 – bittere Strafe für eine faire Geste.

Beim VfL herrscht momentan eitel Sonnenschein. Der Nachwuchs, den Abteilungsleiter Oliver Klingler in seiner Doppelfunktion als Juniorentrainer hervorgebracht hat, entwickelt sich prächtig. Acht stehen im Kader, fünf sind in der Regel im Einsatz. Jugend forsch(t) heißt das Motto, angeleitet von ein paar Leitwölfen, zu denen demnächst auch Kai Hörsting wieder stoßen wird. Nach einer Verletzungs-Odyssee saß der Rekordtorschütze erstmals wieder auf der Auswechselbank, kam zu einem knapp viertelstündigen Einsatz.

Kontrastprogramm derweil beim TSV Weilheim am vergangenen Freitag: Immer, wenn es laut schepperte im Strutstadion von Ebersbach, entlud ein Weilheimer seinen Frust mit einem kräftigen Schlag gegen die blecherne Wand der Trainerbank. Entweder aus Enttäuschung über seine Auswechslung. Oder aus Wut über einen schrägen Pfiff von Schiedsrichter Felipe Merino-Katsaras. Bei schummriger Beleuchtung fehlte dem Unparteiischen aus Tübingen gelegentlich der richtige Durchblick. So bekam Ferdi Er für ein Foul der harmlosen Sorte die Gelbe Karte. Dagegen ertönte nach zwei Knochenbrecher-Fouls der Ebersbacher nicht mal ein Pfiff. Günther Friess war auf 180. Der Sportliche Leiter giftete lautstark Richtung Referee („Wir sind doch hier kein Freiwild“) – und musste sich für den Rest der Partie unter die Zuschauer mischen.

Platzverweis auch für André Kriks drei Minuten vor Schluss. Als der bereits verwarnte Weilheimer Stürmer nach eigenem Foul meckerte, musste er raus und fehlt nächsten Sonntag im Heimspiel gegen den TSV Köngen.

Entsprechend gefrustet war das Weilheimer Trainerteam. Während die Spieler beim Auslaufen ihre Runden drehten, analysierten Chris Eisenhardt und Danell Stumpe am Mittelkreis das Spiel. „Ärgerlich waren die beiden Gegentore nach Standards, vor denen wir vorher noch gewarnt hatten. Trotzdem, die Mannschaft lebt. Sie hat sich nach dem 0:2-Rückstand erfolgreich zurückgekämpft“, sah Eisenhardt das Positive. Für Stumpe fühlte sich das Remis wie eine Niederlage an: „Bei den vielen Chancen, die wir ausgelassen haben.“

Was soll da erst der SC Geislingen sagen? Der tief gefallene Mitfavorit kassierte im Landesliga-Kellerduell in Blaustein seine sechste Niederlage in Folge (0:1) und hat als Schlusslicht den Anschluss endgültig verloren. Jasko Suvalic, der Uli Haug als Trainer ablöste, hat bereits erkannt: „Einige Spieler verkennen die Lage. Es fehlt die Bereitschaft, mehr zu tun.“ Markus Breuning (45.) hieß diesmal der Undertaker, der für Grabesstimmung in der Fünftälerstadt sorgte.

Der TSV Weilheim behielt Kontakt nach oben, weil sich auch die Spitzenteams Dorfmerkingen (1:1 in Boll) und Bettringen (0:0 in Hofherrnweiler) mit einem Punkt zufrieden geben mussten.

Auffallend an diesem Spieltag: die hohe Zahl an Gelben Karten – zwölf in Ebersbach, elf in Bad Boll, acht in Eislingen, jeweils sieben in Waldstetten und Nürtingen.