Lokalsport

Frickenhausen setzt auf blutjunge Truppe

Tischtennis Der Zweitligist aus dem Neuffener Tal hat seine neue Mannschaft vorgestellt, die ab Herbst wieder an bessere Zeiten anknüpfen soll. Von Uwe Bauer

Ein Eigengewächs als neue Nummer eins: Liang Qiu kehrt vom TTC Grenzau zurück nach Frickenhausen. Foto: Wolfgang Heil
Ein Eigengewächs als neue Nummer eins: Liang Qiu kehrt vom TTC Grenzau zurück nach Frickenhausen. Foto: Wolfgang Heil

Die neue Saison in der Zweiten Tischtennis-Bundesliga kann kommen, der TTC Frickenhausen fühlt sich bestens gewappnet. Grade eben erst knapp dem Abstieg entronnen, peilen die TTCler jetzt höhere Gefilde an - wieder mit einer völlig neuen, blutjungen Truppe. „Wir wollen auf jeden Fall nicht mehr hinten rumspielen“, ist Manager Jürgen Veith zuversichtlich.

Dabei hallt die vergangene Saison noch immer nach beim TTC Frickenhausen. Kein Wunder, denn die hatte es ja auch in sich, Relegation mit dem bekannten Happy End inbegriffen. Bis zum letzten Ballwechsel hatte das Team aus dem Neuffener Tal um die Zugehörigkeit zur Zweiten Bundesliga zittern müssen.

Die Relegation taugt freilich auch als Mutmacher für den zweifachen Deutschen Meister. Nicht nur sportlich, auch logistisch. „Das war beste Werbung für den Tischtennissport“, glaubt Jürgen Veith. Obendrein gab es schon einen ersten wichtigen Fingerzeig in die Zukunft, denn mit Liang Qiu hat die neue Nummer eins im Täle schon maßgeblich mitgeholfen, dass der TTC zweitklassig geblieben ist. „Er hat sich ganz toll eingebracht“, lobt Veith den 22-Jährigen für dessen Coaching-Unterstützung von der Bande aus.

„Dass Liang zurückkommt, hat uns schon vor der Relegation Auftrieb gegeben. Wir freuen uns riesig auf ihn“, sagt der TTC-Funktionär über das Eigengewächs, das die letzten beiden Spielzeiten beim Erstligisten TTC Grenzau unter Vertrag war und nun als die Galionsfigur gilt bei der Frickenhäuser Rasselbande. Die wird Ende August/Anfang September, wenn der DTTB-Pokal und der erste Spieltag der Zweiten Liga anstehen, im Schnitt grade mal 20,6 Jahre alt sein. Liang Qiu ist mit seinen 22 Lenzen sogar der „Oldie“. Veith: „Wir haben wieder eine Youngster-Truppe.“

Insgesamt umfasst der TTC-Kader sieben Spieler. Neben Topmann Liang Qiu (Jahrgang 1995) tragen der portugiesische Nationalspieler Diogo Chen (1996), der Japaner Hibiki Tazoe (1996), der erstmals in Europa spielen wird, der Grieche Angelakis Konstantinos (1997), bislang in der dritten französischen Liga zu Hause, der Schüler-Europameister von 2011, Maikel Sauer vom TTC Grenzau II (1996), und die Japaner Hiromi Tanaka (1996) und Fumiya Igara­shi (1999) das TTC-Trikot. Trainiert wird unter Anleitung von Jianxin Qiu im Butterfly-Center in Nürtingen, in dem immer wieder auch zahlreiche internationale Topspieler Übungseinheiten absolvieren.

„Es sind zwar drei Japaner dabei, aber das heißt nicht, dass wir für sie viel Geld ausgeben“, versichert Jürgen Veith, „wir haben wenig zur Verfügung und müssen jeden Cent zweimal umdrehen und gucken, was wir machen.“ Beim Trio aus dem Land der aufgehenden Sonne profitiert der TTC wieder einmal vom eng gewobenen Netzwerk von Jianxin Qiu.

Etat im sechsstelligen Bereich

Gleichwohl gibt’s ein Zweitligateam nicht für einen Nuller, das Ganze verschlingt viel Geld. „Im unteren sechsstelligen Bereich hat sich der Etat mittlerweile eingependelt“, nennt Veith eine Größenordnung. Im Mittelfeld der zehn Teams umfassenden Liga liege der TTC damit.

Liang Qiu ist dennoch überzeugt, dass die neue Mannschaft eine gute Rolle spielen wird. „Ich denke schon, dass wir oben mitspielen werden“, strahlt er 22-Jährige großen Optimismus aus, wenngleich die Zweite Liga mit den Aufsteigern FSV Mainz 05 und TTC Grün-Weiß Bad Hamm noch stärker eingeschätzt wird als zuletzt. Für die Vizepräsidentin Stephani Sterr und die Sportliche Leiterin Doris Schmid zählt indes nur eines: „Auf keinen Fall mehr Relegation.“

Neu-Präsident Unger: „Patriarch nicht zeigemäß“

Neuer Präsident des TTC Frickenhausen ist seit Montagabend Erich Unger. Der 63-Jährige sieht sich nur als Teil des Gesamtkonstrukts im Verein. „Es ist nicht mehr zeitgemäß, in einem Verein als Patriarch aufzutreten“, sagt Unger, „dann funktioniert gar nichts mehr.“

Die Kluft zwischen erster und zweiter TTC-Mannschaft soll nach dem Willen Ungers und seiner Mitstreiter analog zur Entwicklung bei den Damen deutlich kleiner werden. „Die Erste in der Zweiten Liga, die Zweite in der Kreisklasse - das ist eigentlich ein No-Go“, hat Unger erkannt. „Die erste Mannschaft und der Rest des Vereins sind in den letzten Jahren zu weit auseinandergedriftet“, stellt auch Manager Jürgen Veith fest, „das müssen wir im Auge behalten.“

Anstrengungen unternimmt der TTC seit Langem auch, um in der Gunst der Zuschauer wieder besser wegzukommen. „Es muss uns gelingen, wieder jüngere Leute in die Halle zu locken“, sagt Veith, „vor allem die, die selbst Tischtennis spielen. Vom Zuschauen lernt man doch auch.“

Weil viele Spiele der unteren Klassen samstags stattfinden, hält der TTC am Sonntag als Heimspieltag fest - bislang ohne die erwartete Resonanz. „Ich finde es schade, dass der hervorragende Sport, der in Frickenhausen geboten wird, nicht angenommen wird“, rätselt auch Herbert Schulze, kommissarischer Ressortleiter Öffentlichkeitsarbeit beim Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern. uba