Lokalsport
Frischluft für den Jesinger Sportbetrieb

Neubau Die Finanzierung der lange geplanten Freilufthalle des TSV in den Lehenäckern steht. Im Januar rücken die Bagger an. Im Mai könnte, wenn alles glatt läuft, bereits Einweihung sein.
Von Helge Waider

Manche Dinge benötigen mitunter etwas mehr Zeit. Die geplante Jesinger Freilufthalle des Anbieters McArena aus Backnang gehört mit Sicherheit dazu. Dort, wo auf dem Sportgelände Lehenäcker derzeit noch ein sanierungsbedürftiges Kleinspielfeld mit dunkelrotem Kunststoffbelag sein ödes Dasein fristet, soll bis Mitte 2023 eine multifunktional nutzbare Freilufthalle entstehen. Dabei ist der Name Programm, denn im Gegensatz zur sogenannten
 

Die Arena soll sich selbst tragen.
Sven Andler
Das Vorstandsmitglied des TSV Jesingen zur Finanzierung des Neubaus.
 

Kaltlufthalle, die über dünne Seitenwände verfügt und damit für den Sport nur bedingt nutzbar ist, präsentiert sich die Freilufthalle zwar als Stahlbaukonstruktion mit stabilem Dach und seitlichen Banden. Statt Seitenwänden gibt es aber lediglich Fangnetze. Das macht die Nutzung flexibler und hält zudem die Bau- und Betriebskosten günstig.

Die ersten Überlegungen, eine solche Arena in Jesingen zu errichten, gehen auf das Jahr 2018 zurück. Der damalige Jesinger Fußball-Abteilungsleiter Peter Martsch las über die Hallen-Neuheit, nahm Kontakt zum Hersteller auf und stellte das Projekt anschließend im Verein vor. Der folgende Weg durch die Verwaltungsinstanzen war dann – insbesondere wegen eines geforderten Lärmschutzgutachtens – steinig, führte am Ende aber abgesegnet durch einen Hauptversammlungsbeschluss zum Ziel.

Diese Woche traf sich schließlich der zuständige Ausschuss des Vereins mit der Jesinger Ortsvorsteherin Gabriele Armbruster, um dem Projekt auch offiziell den Startschuss zu erteilen. Im Januar sollen die Bagger anrücken, den vorhandenen Kunststoffbelag abtragen und die notwendigen Tiefbauarbeiten erledigen. Im Anschluss startet dann der Bau der nach dem Baukastenprinzip konzipierten 30 mal 15 Meter gro­ßen Arena, deren Kern eine stabile Stahlkonstruktion ist. Der Hersteller legt Wert darauf, dass alle verwendeten Werkstoffe vollständig recycelbar sind.

Extras zur Vermarktung

Ähnlich wie bei der Bestellung eines Autos entschieden sich die Jesinger noch für ein paar „Extras“, die auch der Wirtschaftlichkeit dienen. So wurden unter anderem ein verschließbarer Geräteraum sowie ein Aufenthaltsraum geordert. Mit letzterem soll auch die private Nutzung der Arena möglich werden – zum Beispiel für Familienfeste, Kindergeburtstage, Freizeitgruppen oder Gesundheits- und Fitnessangebote. Vereinsintern wollen vor allem die drei Jesinger Abteilungen Fußball, Turnen, Leichtathletik und Ski in der Arena aktiv werden. Fußball-Trainingselemente, Skigymnastik, Qi Gong, Zumba oder Yoga sind nur einige der angedachten Sportarten in der Freilufthalle.

Solarstrom für den Nachbarn

Auf dem Dach der Arena ist die Installation einer Photovoltaik­anlage vorgesehen. „Mit der dort erzeugten Energie könnte in der ener­getisch sanierungsbedürftigen Lehenäcker-Sporthalle, deren Dachkonstruktion keine Installation von Photovoltaikelementen zulässt, ­beispielsweise eine Wärmepumpe betrieben werden“, nennt TSV-Vorstandsmitglied Frank J. Rödel weitere Vorteile.

Ziel des Vereins, so Vorstandsmitglied Sven Andler, sei auch die Entlastung der vorhandenen Kirchheimer Sportstätten – vor allem in der kalten Jahreszeit. „Die Arena soll sich selbst tragen und nicht durch höhere Mitgliedsbeiträge finanziert werden.“ Dazu tragen auch vielfältige Sponsoringmöglichkeiten bei – egal ob auf Banden, Gebäuden oder sogar eingewebt in die Fangnetze.
 

Finanzierung mit Förderspritzen

Die Kosten für den standardisierten Hallenbau aus Stahl belaufen sich auf rund 615 000 Euro. Das Projekt wird vom Würt­tembergischen Landes­sportbund (WLSB) mit 75 000 Euro bezuschusst. Die städtische Förderung beläuft sich auf 112 000 Euro. An Eigenkapital und Eigen­leistungen werden seitens des TSV Jesingen rund 130 000 Euro eingebracht. Der Rest wird über einen Kredit mit 20-jähriger Laufzeit finanziert. Die Tilgung erfolgt je zur Hälfte durch Vermietung und Sponsoring. Den Namen „Keller Lufttechnik Arena“ sicherte sich bereits kurz nach Bekanntwerden des Projekts das gleichnamige Jesinger Unternehmen. Geschäftsführer Horst Keller: „Mein Bruder Frank und ich haben nicht lange überlegt und mit Überzeugung zugesagt.“ Das 1903 gegründete Familienunternehmen ist seit 1948 in Jesingen ansässig und eng mit dem Ort verbunden.
Getreu dem Motto „Papier war gestern“ wird auch die Vergabe der Zeitslots in der Halle digital erfolgen. Die freien Blöcke können unter https://tsv-jesingen.de und https://mcarena.de gebucht und bezahlt werden. Die Gebühren variieren je nach Wochentag und Tageszeit zwischen 30 und 40 Euro je Stunde. wai