Sportarten mit längerem direkten Körperkontakt haben es in der Corona-Krise besonders schwer. Ringen zum Beispiel, der Kampf- und Kraftsport mit Ganzkörpereinsatz. Die Saison wurde bereits kurz nach dem Auftakt mit der Verfügung des Teil-Lockdowns gleich wieder abgebrochen. Für die Ringer der Kampfgemeinschaft Kirchheim/Köngen verlängert sich damit die Wettkampfpause auf fast zwei Jahre.
„Wir sind komplett auf Eis gelegt“, sagt Frank Kiedaisch, Abteilungsleiter der VfL-Ringer, die gemeinam mit dem TSV Köngen die KG bilden. Die Verantwortlichen beider Vereine hatten zwar fristgerecht für die Saison gemeldet und die Ringer der Kampfgemeinschaft in den Sommerferien auch noch in Kirchheim trainiert, um sich auf die Runde vorzubereiten. Dann gab es einen positiven Corona-Fall im Team. Der Ringer musste 14 Tage in Quarantäne, hatte aber niemanden angesteckt, die anderen wurden negativ getestet. Die Athleten sprachen sich gegen eine Saisonteilnahme aus und die Mannschaft wurde Ende August zurückgezogen. „Die Ansteckungsgefahr ist im Ringen sehr groß“, weiß Köngens Abteilungsleiter Tillmann Müller, „da liegen zwei Sportler sechs Minuten aufeinander, das war uns zu gefährlich.“ Letztlich stünden Gesundheit und berufliche Zukunft im Vordergrund. „Wir sind nicht im Leistungsbereich“, sagt Kiedaisch, da müsse man nichts erzwingen.
Zwei Hallen, ein Problem
Darüberhinaus war das geforderte Hygiene-Konzept in den beiden Hallen, in denen die KG ihre Heimkämpfe bestreitet, nicht umzusetzen. In der Alleenschulturnhalle in Kirchheim gibt es beispielsweise bloß einen Eingang, Sportler, Schiedsrichter und Zuschauer hätten aber unterschiedliche Hallenzugänge benutzen sollen. Zudem hätte sich der Unparteiische in einer Kabine mit einer Mannschaft umziehen müssen, da es bloß zwei Umkleiden gibt. Auch in der Burgschulturnhalle in Köngen scheiterte die Umsetzung an technischen Voraussetzungen.
Trainingsstart im Frühjahr?
Wie alle Ringer-Begeisterten hoffen auch die Verantwortlichen im VfL und TSVK nun, dass die KG schnellstens wieder auf die Matte zurückkehren darf. „Mit hoffentlich sinkenden Infektionszahlen im Frühling könnten wir wieder mit dem Training starten“, sagt Frank Kiedaisch, „aber Ringen ist eben direkter Körperkontakt“, gibt der VfL-Abteilungsleiter zu bedenken.
Zudem ist es ein direkter Kontaktsport, der ein hohes Maß an Technik voraussetzt. „Deshalb können unsere Sportler vielleicht durch Konditions- und Krafttraining in der Zwischenzeit etwas tun, aber sonstige ringerische Übungen, die Technik und so weiter gehen nicht.“ Zwar gibt es auch Ringerpuppen als Übungsgeräte, die ersetzen jedoch einen Partner nicht und außerdem besitzt laut Frank Kiedaisch niemand aus der Mannschaft eine.
Eine Prognose, wie der Liga- betrieb 2021 aussehen könnte, mag der VfL-Abteilungsleiter nicht geben. Die Saison dauert von September bis Weihnachten, die Pandemie könnte bis dahin im Griff sein. Allerdings drohen der KG mögliche Spätfolgen: „Ringen und viele Kleinsportarten könnten auf der Kippe stehen, falls Mitglieder bis dahin abspringen“, unkt Frank Kiedaisch, der trotzdem guter Dinge ist, dass die Kinder 2021 wieder kommen und auch die Aktiven eine Mannschaft stellen werden, die mit den Kollegen vom TSV Köngen auf die Matte gehen - sollte die Saison im September 2021 tatsächlich beginnen, hätte die KG zwei Jahre lang keinen Wettkampf bestritten.
Drei hochkarätige Abgänge
Unabhänig davon, wann es soweit ist, steht Trainer Eduard Hanzelmann nach drei Abgängen vor großen personellen Herausforderungen: Punktegarant Mirways Karimi ist zum SV Ebersbach gewechselt, Marius Kohnle hat es beruflich nach Österreich verschlagen und Nico Müller studiert in Frankreich. Letzterer, Sohn des Köngener Abteilungsleiters, ist inzwischen allerdings wieder zurück, die Vorlesungen finden online statt.