Lokalsport

Fußballbezirk steht ohne Sportgericht da

Streit Weil der WFV die Kompetenz des Sportgerichts beschnitt, treten die Richter zurück.

Fußballschiedsrichter im Kreis Göppingen sollen Fahrtkosten falsch abgerechnet haben - das sorgt nun für großen Ärger. Symboldil
Fußballschiedsrichter im Kreis Göppingen sollen Fahrtkosten falsch abgerechnet haben - das sorgt nun für großen Ärger. Symboldild

Göppingen. Der Fußballbezirk Neckar/Fils steht ohne Sportgericht da. Nach Streitigkeiten mit der Schiedsrichtergruppe Göppingen und Kompetenzgerangel mit dem Württembergischen Fußballverband (WFV) ist das sechsköpfige Gremium unter Leitung von Siegfried Bippus (Unterensingen) zurückgetreten.

Das Verhältnis zwischen der Schiedsrichtergruppe Göppingen und dem Vorstand des Fußballbezirks Neckar/Fils ist bereits seit Längerem belastet. Vor fünf Jahren trat der damalige Schiedsrichterobmann Jürgen Schwöbel zurück, nachdem ihm dieser Schritt vonseiten des Bezirksvorstands nahegelegt worden war.

Damals ging es unter anderem um das Vorgehen des Bezirkssportgerichts im Zuge der Ermittlungen gegen zwei Unparteiische, die ihre Fahrtkosten falsch abgerechnet hatten und deshalb gesperrt wurden. Laut Schwöbel hatte der Bezirksvorstand die Referees beobachten lassen, was der damalige Schiedsrichter-Obmann als „kriminalistische Aktion“ bezeichnete, zumal es sich nur um geringe Beträge handelte.

Auch im jüngsten Fall geht es um falsch abgerechnete Fahrtkosten eines Referees. Der Bezirksvorsitzender Karl Stradinge, über dessen Tisch die Rechnungen im Bereich Göppingen gehen, bemerkte dies und leitete den Fall an Siegfried Bippus, Vorsitzender des Bezirkssportgerichts, weiter, der die Ermittlungen aufnahm.

Davon bekam der neue Göppinger Schiri-Obmann und Schwöbel-Nachfolger Achim Frank Wind und verständigte den Württembergischen Fußballverband, verbunden mit der Forderung, dass der WFV sich künftig um „Verfahren gegen Schiedsrichter wegen vorsätzlichen Überschreitens der Spesensätze“ kümmern soll.

Der WFV kam dem Wunsch Franks nach. „Wir haben die Zuständigkeiten für Verfahren im Zusammenhang mit falschen Kilometergeld-Abrechnungen bei Schiedsrichtern in unser Haus geholt“, bestätigt WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister. Begründen wollte er diesen Schritt nicht. Weil der WFV dem Bezirkssportgericht diese Verfahren entzog und damit dessen Kompetenz beschnitt, trat das gesamte sechsköpfige Gericht geschlossen zurück.

Der zurückgetretene Bezirkssportgerichts-Chef Bippus wollte keine Stellungnahme abgeben. Auch der Göppinger Schiedsrichter-Obmann Frank gab unter dem Hinweis auf das schwebende Verfahren keinerlei Auskunft zu dem Fall.

Stradinger verteidigt Bippus

Unterdessen hat Bezirkschef Karl Stradinger sein Vorgehen und das seines obersten Richters verteidigt. „Wenn Vereine benachteiligt werden, muss man einschreiten. Herr Bippus hat sich immer an die Vorgaben gehalten“, lobt er. Insgesamt gebe es nur wenige Fälle, in denen es wegen falscher Abrechnungen Ärger gegeben hat. „Von 100 sind es vielleicht ein oder zwei“, sagt er. Allerdings sei auffällig, dass alle Fälle aus dem Bereich der Schiedsrichtergruppe Göppingen kommen. Dennoch hoffe er, so Stradinger, dass alles wieder ins Reine kommt.

Fest steht jedoch, dass der Graben zwischen Frank und Stradinger tief ist. In einem mehrseitigen Brief an die Vereine und Schiedsrichter im Bezirk beschuldigte der Bezirksvorstand um Stradinger den Göppinger Obmann, mehrfach gelogen zu haben und stellte klar, dass man „dem offenkundigen Bestreben von zwei Schiedsrichtergruppen (neben Göppingen ist der Bereich Esslingen gemeint) im Bezirk Neckar/Fils quasi einen rechtsfreien Raum für Schiedsrichter mit der Folge auch einer Unantastbarkeit für Schiedsrichterabrechnungen zu schaffen“ auch künftig entschieden entgegenwirke.

Krisengipfel in Stuttgart

Am kommenden Mittwoch findet in der WFV-Geschäftsstelle in Stuttgart ein Krisengipfel statt. Neben führenden Vertretern des WFV werden Stradinger, die zurückgetretenen Mitglieder des Bezirkssportgerichts sowie die Schiedsrichter-Obleute aus Göppingen, Esslingen und Nürtingen teilnehmen.Wolfgang Karczewski