Lokalsport

Gänsehautatmosphäre bei 30 Grad

Kreisligafußball Für das Naberner Fußballwunder gibt es auch Beifall vom Konkurrenten Unterlenningen. Der TSV Jesingen muss sich auf die Spiele der Abstiegsrelegation vorbereiten. Von Reimund Elbe

Die Rettung am letzten Spieltag: Der SV Nabern spielt auch nächste Saison in der Kreisliga A.Foto : Markus Brändli
Die Rettung am letzten Spieltag: Der SV Nabern spielt auch nächste Saison in der Kreisliga A.Foto : Markus Brändli

Der Fußball-Wahnsinn hat seit gestern einen neuen Namen: Nabern. Mit lächerlich anmutenden vier Punkten aus der Winterpause gekommen, schoss sich der leidensfähige A-Ligist am letzten Spieltag per 4:2 über den TSV Raidwangen (damit abgestiegen) in vereinsinterne und lokale Fußball-Geschichtsbücher - noch nie hat ein Kreisligist im Bezirk Neckar/Fils nach solch einer geringen Punktezwischenbilanz noch den direkten Ligaverbleib fixiert. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll“, zeigte sich selbst der ansonsten wortgewandte SVN-Spielleiter Axel Maier Sekunden nach dem Abstiegskrimi um erste Worte verlegen, um dann doch noch ein „Wahnsinn“ nachzuschieben.

Der Spannungsbogen bei 30 Grad im Schatten vor der Naberner Saisonrekordkulisse von 405 Zuschauern war in der Tat nicht zu toppen. Abzulesen war das an SVN-Funktionären wie Uli Feil. Die gesamte zweite Halbzeit verbrachte das Naberner Urgestein nahe des Raidwangener Tors, hielt sich abwechselnd die Hände vors Gesicht, drehte sich vom Geschehen weg, blickte verzweifelt gen Himmel, ballte die Fäuste bei einer vergebenen Chance oder rief Motivierendes auf den Platz.

Nach dem Abpfiff durch Schiedsrichter Marc Engelfried wurde schließlich nicht nur Feil zum Freudentänzer. Der Jubel bei den Geretteten - grenzenlos. Naberns Spieler Mudrik Abdalla Makame setzte im Übermut auf dem Rasen gar zu einem Fünffach-Flickflack an, bejubelt von Mitspielern und Fans. „I‘m a jumper“ sagte der junge Kicker aus Sansibar lachend, um gleich unter Beifall die nächsten Überschläge anzuvisieren und anschließend auf einem kleinen Elektroroller eine Platzrunde durch die singende und applaudierende Meute zu drehen.

Extraovationen kassierte auch Kevin Herbert. Erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt, wurde der Angreifer mit den Treffern zum 3:2 sowie 4:2 zum Matchwinner. „Ich bin vor dem Tor ganz ruhig geblieben“, blickte der nervenstarke Naberner strahlend auf die entscheidenden Szenen zurück. Sprudel- und Sektduschen bildeten den Auftakt zu einem stimmungsvollen und stimmgewaltigen Abend auf dem Oberen Wasen. „Glückwünsche an Nabern“ übermittelt der Unterlenninger Abteilungsleiter Marc Schmohl. ein echter Leidensgenosse aus Vorrundenzeiten.

Zwar hatte der TVU immer ein paar Pünktchen mehr auf dem Konto als das Team von Marcel Geismann, „wir galten aber von Beginn der Runde bei vielen Experten als Abstiegskandidat Nummer eins“, erinnert sich Schmohl. Gestern führten die Unterlenninger auf dem Bühl zur Pause gegen die TSV Oberensingen II 4:0, hatten sich allerdings bei ihrem Defensivakteur Nikolas Allgaier zu bedanken, welcher beim Stande von 0:0 einen Fernschuss per Kopf weg von der Torlinie beförderte. „Besonderer Dank gilt unserem neuen Trainer Klaus Müller“, sagte der Unterlenninger Abteilungsleiter, „er hat uns neuen Schwung verliehen und ich glaube auch, dass es ihm bei uns gut gefällt.“

Die Unterlenninger, sogar Tabellenachter geworden, ließen die Saison gestern Abend mit einem launigen Fest auf dem Bühl ausklingen. Müllers Ex-Verein TSV Jesingen plagen ganz andere Sorgen. Nach dem 3:11-Debakel in Grafenberg muss der einstige Bezirksligist in die Relegation. Zurück in der Kreisliga A ist bekanntlich der TSV Ötlingen, was gestern beim letzten Heimspiel mit diversen Showelementen gefeiert wurde. So hatte TSVÖ-Multifunktionär Klaus Geißler mit dem Platzsprühwagen „TSV Ötlingen/Kreisliga B-Meister“ groß in den Rübholz-Rasen verewigt. Beim Einlauf des Teams zum Match gegen die SG Reudern/Oberensingen (8:2) standen zudem die Kicker der zweiten Mannschaft mit Fackeln Spalier. Auf Verwunderung bei Insidern stieß allerdings, dass just diese Ötlinger „Zweite“ das für 11 Uhr morgens anberaumte Saisonabschluss-Spiel in Neckartailfingen abgesagt hatte. Diese Tatsache war der nicht ganz runde Abschluss einer ansonsten durchaus gelungenen Ötlinger Fußball-Saison.