Lokalsport

Geduldsprobe mit Happy End

Segelfliegen: Spannende Luftrennen zum Auftakt des 48. Hahnweidewettbewerbs

Schwierige Wetterbedingungen haben am ersten Wertungstag des 48. Hahnweidewettbewerbs Piloten und Wettbewerbsleitung gleichermaßen auf die Probe gestellt. Am Ende belohnten spannende Flüge über der Schwäbischen Alb das lange Warten auf die Startfreigabe. Während manche Favoriten ihrer Rolle gerecht wurden, legten andere den Startstein für spannende Aufholjagden.

Daumen hoch: Der erste Wertungstag des Hahnweidewettbewerbs hat Lust auf mehr gemacht. Foto: Deniz Calagan
Daumen hoch: Der erste Wertungstag des Hahnweidewettbewerbs hat Lust auf mehr gemacht. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Geduld war die Eigenschaft, die den ersten Wertungstag des 48. Internationen Hahnweidewettbewerb zuerst auf die Probe stellte: Bereits auf dem Weg zur Startaufstellung am Samstag lenkten tief hängende Wolken die skeptischen Blicke der 150 Piloten aus zwölf Nationen in den Himmel über der Hahnweide. Pünktlich zum Pilotenbriefing sorgte ein Schauer für Sorgenfalten auf den Gesichtern der Teilnehmer. Wettbewerbsmeteorologe Jupp Dahlem blieb davon unbeeindruckt und prognostizierte für den frühen Nachmittag mit dem Einzug einer frischen Luftmasse in das Wettbewerbsgebiet entlang der Schwäbischen Alb fliegbare Wetterbedingungen.

Kurz nach drei Uhr brachten die zahlreichen Starthelfer der Fliegergruppe Wolf Hirth das Feld mit kürzeren Unterbrechungen in die Luft und auf die für die fünf Wertungsklassen unterschiedlich lang ausgeschriebenen Strecken. Dass sich das Warten gelohnt hat, bewies der Belgier Bert Schmelzer, Teilnehmer der 18-m-Klasse, eindrucksvoll: Er umrundete die vorgegebenen Wendepunkte Oberlenningen, Klippeneck, Gingen/Fils und den Dettinger Buckel mit einem Stundenmittel von 125,4 km/h und flog so souverän zum Tagessieg. Der Engländer Derren Francis, der zum sechsten Mal zum Teilnehmerfeld des Hahnweidewettbewerbs gehört, wurde mit fünf Minuten Rückstand Tageszweiter. Nach der Landung bezeichnete er die Wetterbedingungen als „taktisch anspruchsvoll“ und erklärte damit, weshalb es manchen Piloten gelang, beeindruckende Schnittgeschwindigkeiten zu erzielen, während es immerhin 48 Teilnehmern nicht gelang, die gestellten Aufgaben zu umrunden. Uneinheitliche Wetterbedingungen mit guten Aufwinden und Durststrecken im Wechsel erforderten schnelles Umschalten zwischen dynamischem Vorfliegen und vorsichtigem Vortasten.

In der Offenen Klasse gelang dies dem Österreicher Franz Josef Eder am besten, der mit einem Stundenmittel von 98,4 km/h den Schweden Jim Acketoft sowie den Lokalmatador Holger Karow, Mitglied der Fliegergruppe Wolf Hirth, auf die Plätze zwei und drei verwies. Mit 28 Teilnehmern aus sieben Nationen ist die Königsklasse des Segelflugs dieses Jahr ausgesprochen stark vertreten. Allein zehn Piloten aus sieben Nationen nutzen den Hahnweidewettbewerb als Vorbereitung auf die diesjährige Weltmeisterschaft in Finnland. Einen durchwachsenen Auftakt in diese Vorbereitung hatte der amtierende Weltmeister Laurent Aboulin. Der Franzose fand nach einem späten Abflug keinen Aufwind und musste bereits nach 21 Kilometern seinen Motor ausfahren, um eine Außenlandung zu vermeiden.

Als selektiv erwiesen sich die 177 Kilometer, auf die die Standardklasse entlang der Wendepunkte Rottweil und das Fluggelände Gruibingen Nortel geschickt wurde. Von den 23 Piloten, die die Strecke in Angriff nahmen, kamen neun Teilnehmer mit Zeitwertung wieder zurück zur Hahnweide. Der Rest musste auf Flugplätzen entlang der Strecke, Äckern und Wiesen landen oder – wenn vorhanden – einen ausfahrbaren Motor zur Hilfe nehmen. Tagesschnellster mit 91,9km/h war Thomas Hynek, der nach der Öffnung der Startlinie als erster Pilot der Standardklasse abflog.

In der 15-m-Klasse, die mit 16 Piloten das kleinste Teilnehmerfeld stellt, erflog Steffen Schwarzer, Mitglied der deutschen Nationalmannschaft mit einem Stundenmittel von 101,5km/h den ersten Tagessieg. Nach knapp zwei Stunden trennte ihn nur eine Sekunde vom Zweitplatzierten David Bauder, der für die Sportfluggruppe Donauwörth-Monheim an den Start geht. Auf die Plätze fünf und sieben kamen die beiden Hahnweidepiloten Michael Eisele (Fliegergruppe Neckartal Köngen) und Andreas Lutz (Fliegergruppe Wolf Hirth).

Franz Gall, Mitglied des Sportfliegerclub Stuttgart, konnte in der Doppelsitzerklasse den ersten Tag für sich entscheiden. Mit über 18 Minuten Vorsprung verwies der Hahnweidepilot, der die Doppelsitzerklasse auf der Hahnweide bisher viermal für sich entscheiden konnte, die Konkurrenz souverän auf die Plätze. Zweitbestes Hahnweideteam wurden die für die Fliegergruppe Wolf Hirth an den Start gehenden Piloten Joe Riedelsheimer und Christoph Ludwig mit Platz neun.

Der gestrige Sonntag bescherte den Pilotinnen und Piloten den zweiten Flugtag in Folge. Dank einer optimistischeren Wetterprognose schickte Marc Puskeiler das Feld viertel vor zwölf auf Strecken zwischen 370 und 425 km entlang der Schwäbischen Alb. Bei Redaktionsschluss waren die Piloten – vereinzelte Außenlandungen ausgenommen – noch mitten im freundschaftlichen Duell am Himmel über Baden-Württemberg. Die nächsten Tage werden zeigen, wie sich die Piloten aus der Region gegen Nationalmannschaftsmitglieder aus ganz Europa behaupten werden und wie es den Nachwuchspiloten gelingen wird die alten Hasen herauszufordern.