Lokalsport

Gleichberechtigung als oberstes Gebot

Premiere des Frauenturniers im Holzmadener Rahmenprogramm als Zeichen gegen die Krise

Die Premiere des Frauenturniers im Rahmenprogramm des Teckbotenpokals ist für den krisengeschüttelten Frauenfußball ein echter Stimmungsbringer.

Der Frauen-Fußball ist in der Krise. Rückgängige Teamzahlen, vor allen Dingen im Jugendbereich, sorgen aktuell für Negativschlagzeilen. Inmitten dieser Szenerie wirkt es geradezu trendbrechend, dass in diesem Jahr erstmals ein Frauen-Turnier im Rahmenprogramm des Teckbotenpokals integriert ist – grundsätzlich sehr zur Freude des Vorkämpfers für die weibliche Kickerei im Bezirk Neckar/Fils, Heinz Thumm. „Die Frauenteams haben beim Teckbotenpokal eine großartige Gelegenheit, sich vor vielen Zuschauern zu präsentieren und Werbung für den Frauenfußball zu machen“, erklärt der Bempflinger.

Werbung, die angesichts der nicht vergnügungssteuerpflichtigen Lage bitter nötig ist. Auch die Holzmadener Turnier-Organisatoren bekamen den Gegenwind zu spüren. Fast 30 Vereine habe er angeschrieben, ehe „überhaupt sechs Zusagen vorlagen“, erinnert sich Thomas Kärcher aus dem Organisationsteam. „Wenige Wochen vor Turnierbeginn hat sich dann auch noch das Damenteam des TSV Weilheim aufgelöst und wir mussten spontan Ersatz finden.“

Der ehemalige VfL-Regionalligakicker wurde dank guter Beziehungen fündig. Mit dem Bezirksligisten SGM Dettingen/Owen sagte ein Team zu, das eigentlich wegen urlaubsbedingter Personalnöte zunächst abgesagt hatte. Für Holzmadens Fußball-Abteilungsleiter Marius Remmler war die Kehrtwende „ein starker Zug der SG“, das Feld wieder komplett.

So durften Remmler und Co. am Montagabend „ganz besondere Augenblicke“ (Kärcher) erleben – die ersten Spiele des Frauenturniers. Wobei der erste Treffer gleich einer der unbeabsichtigten Art war. Abwehrakteurin Lena Maier von der SGM Dettingen/Owen drückte den Ball, allerdings hart bedrängt, beim Spiel gegen den TB Neckarhausen ins eigene Tor – am Ende hieß es 0:6.

An der Spielgemeinschaft aus Dettingen und Owen scheint die Krise trotzdem vorbeizugehen. „Auch bei uns fallen natürlich immer wieder Spielerinnen länger aus, weil sie zum Beispiel nach dem Abitur für eine Weile ins Ausland gehen“, berichtet SGM-Trainer Michael Pfeffer, „aber wir freuen uns bereits jetzt auf die kommende Bezirksliga-Runde.“ Defensivspielerin Judy Marth geht’s ähnlich. „Für uns ist es natürlich motivierend, dass wir im Rahmen des Teckbotenpokals vor solch einer Kulisse spielen dürfen“, erklärt die 21-jährige Uhingerin.

Und auch Gastgeber TSV Holzmaden bietet aktiv der Krise die Stirn. Neben dem vom Verein erstmals im Rahmen des Teckbotenpokals installierte Turnier für Fußballerinnen tut sich noch mehr. „Vergangene Woche haben sich im Brühl Spielerinnen zu einem ersten Training getroffen“, berichtet Herbert Kirschmann, Vorsitzender des TSV Holzmaden, sichtlich erfreut, „wir werden ein Frauenteam in der Freizeitliga melden.“

Ein mittelfristiger Start im regulären Ligabetrieb sei nicht ausgeschlossen. Die Kickerinnen kommen laut Kirschmann aus der näheren Region, auch einige Holzmadenerinnen hätte Interesse gezeigt. „Wir müssen den Frauen und Mädchen einfach das Gefühl geben, dass sie bei uns gleichberechtigt behandelt werden, das ist das oberste Gebot“, ist sich der Vereinsvorsitzende sicher.

Vielleicht ist diese Einstellung der Schlüssel, um den Negativtrend auch in anderen Klubs zu durchbrechen.