Lokalsport

„Gleiche Spielregeln für alle“

Offener Brief der Körperwerk-Gesellschafter Marcus Kinkelin und Andreas Söll

Die Pläne für das Sportvereinszentrum des VfL stoßen auf Kritik. So haben Marcus Kinkelin und Andreas Söll, Gesellschafter des Kirchheimer Körperwerks, einen offenen Brief formuliert, der gestern dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung zuging. Kinkelin und Söll sehen sich als private Betreiber einer physiotherapeutischen Einrichtung mit integriertem Trainingsbereich benachteiligt.

Kirchheim. „Politische Entscheidungen dürfen sich nicht an Einzelinteressen orientieren, sondern sollten zum Wohle der Allgemeinheit getroffen werden. Aus diesem Grund ist gegen den geplanten Sportpark des VfL Kirchheim sicher nichts einzuwenden – dient doch ein professionell geführter Sportverein mit vielfältigen Angeboten und moderner Infrastruktur der Bevölkerung als Motivation zur sportlichen Betätigung. Dies sollte von allen Seiten unterstützt werden.

Mit großem Interesse und einiger Verwunderung verfolgen wir die Beiträge in der lokalen Presse über das Konzept des geplanten Vereinszentrums. Wir sind dabei der Meinung, dass ein 400 Quadratmeter großes Fitnessstudio mit angegliederter Physiotherapiepraxis nichts mit den originären Aufgaben eines Sportvereins zu tun hat. Sicher ist nur, dass damit massiv in die privatunternehmerische Konkurrenzsituation der lokalen Unternehmen auf diesem Gebiet eingegriffen wird.

Die Tatsache an sich, dass ein Verein in Konkurrenz zu bestehenden Wirtschaftsunternehmen tritt, wäre nicht einmal zu kritisieren, wenn hierfür auch die gleichen Rahmenbedingungen gelten würden. Diese beinhalten unter anderem, dass über Grund und Boden verfügt beziehungsweise gekauft werden muss, eine entsprechende Eigenkapitalquote von in der Regel mindestens 20 Prozent vorgewiesen werden kann und den Kreditinstituten gegenüber die notwendigen Sicherheiten (hierzu reicht das zu errichtende Gebäude nie und nimmer aus) übertragen werden. Ein privater Unternehmer also, der ein solches Projekt realisieren möchte, kann dies in der Regel nur mit höchsten Risiken und jahrzehntelanger Verschuldung bewältigen. Eine Sicherheit gibt es für ihn nicht. Ebenso wenig eine finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand.

Wenn nun die Vereinsführung des VfL Kirchheim in Kooperation mit dem WLSB ein Sportzentrum mit Kos­ten von geschätzt vier Millionen Euro bauen möchte, zugleich aber betont, über keine finanziellen Eigenmittel zu verfügen, die Kommune den Baugrund inklusive der Parkplätze bereitstellen und auch noch die für die Finanzierung notwendige Bürgschaften leisten und sich gar an den Finanzierungskosten beteiligen soll, so stellt dies für uns eine eklatante Wettbewerbsverzerrung und Benachteiligung der betroffenen Privatunternehmen dar, die in keinster Weise hinnehmbar ist.

Der WLSB-Präsident spricht von Konkurrenz, „die das Geschäft belebe“. Unter den angeführten Rahmenbedingungen ist dies nicht weniger als ein Affront gegenüber den lokalen Wirtschaftsunternehmen. Faire Konkurrenz lebt davon, dass für alle die gleichen Spielregeln gelten. Im Sport genauso wie im Wirtschaftsleben.

Wir möchten Sie deshalb auffordern, die Rolle der Kommune bei einem solchen Projekt kritisch zu überdenken. Es kann und darf nicht Aufgabe der Stadt sein, dass durch eine derartige Förderung eines Vereinsprojekts ein völlig ungerechtfertiger Wettbewerbsnachteil für die betroffenen Firmen entsteht. Für ein persönliches Gespräch stehen wir jederzeit bereit.“