Geht der goldene Herbst bei den Knights in gesegnete Weihnachten über? Der sechste Saisonerfolg am Samstag gegen die Artland Dragons schürt Erwartungen. Trotz einer verkürzten Rotation und dem erneuten Ausfall der beiden deutschen Guards Aleksa Bulajic und Besnik Bekteshi traten Kirchheims Korbjäger beim 90:80 in Quakenbrück als ein in jeder Hinsicht gereiftes Team auf. Auch wenn es gegen die zuletzt stark verbesserten Drachen aus dem Artland ein hartes Stück Arbeit war, abgezockter und cooler hatte man die Perovic-Truppe in kritischen Spielsituationen bis dahin kaum erlebt.
Am Samstag ist Trier zu Gast, darauf folgt ein freies Wochenende. Die Rückkehr zum Spielbetrieb Anfang Dezember in Paderborn könnte dann zu einer markanten Wegmarke in dieser Saison werden. Mit etwas Glück wird die Mannschaft dann erstmals komplett sein. Das heißt nicht nur mit Bulajic und Bekteshi, der bereits am Samstag zurückerwartet wird. Mit Jordan Loveridge dürfte dann auch ein Spieler mit an Bord sein, der unter der Teck mit besonderer
Dabei zeigt sich die Mannschaft im Moment durchaus gefestigt. Den Sprung von Tabellenplatz 16 auf sechs innerhalb weniger Wochen verdankt sie einem Qualitätssprung auf fast allen Positionen. Von Jonathon Williams und Kapitän Till Pape durfte man das erwarten. Williams findet von Woche zu Woche besser in seine Rolle, war am Samstag mit 28 Punkten Topscorer. Pape ist seit Wochen Inbegriff von Zuverlässigkeit und Konstanz im Kirchheimer Spiel.
Der Mann für die „Drecksarbeit“
Bei zwei anderen kommt die Wandlung eher überraschend: Elijah Strickland und Luka Kamber sind längst mehr als bloße Lückenfüller. Kamber, der beim Start mit Corona zu kämpfen hatte und angesichts der häufigen Personalwechsel Mühe hatte, seinen Platz zu finden, ist inzwischen der Mann, der erfolgreich die Drecksarbeit erledigt und dabei trotzdem noch Gelegenheiten findet, seine Offensivqualitäten aufblitzen zu lassen. Nach dem Ausfall von Bulajic und Bekteshi fiel ihm fast unbemerkt eine Schlüsselrolle zu. Mit Loveridge hat Igor Perovic ab Dezember folglich die Qual der Wahl, wen er in der Startfünf aufs Parkett schickt.
Brechen vor Weihnachten also goldene Zeiten an? „Mit Jordan werden sich Rollen verändern und ein anderer Konkurrenzkampf entstehen,“ gibt Sportchef Chris Schmidt zu bedenken. „Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt.“ Schmidt rechnet trotz allem mit einem schwierigen Dezember, wie er sagt. „Die Mannschaft hat sicher großes Potenzial,“ stellt er fest. „Aber es gibt auch etliche Fallstricke.“ Trainer sind von Natur aus kurzsichtiger. Für Igor Perovic zählt im Moment nur der Samstag, und da heißt der Gegner Trier. Sollte Bekteshi nicht rechtzeitig fit werden, bedeutet das erneut: Es fehlt ein deutscher Ballhandler. Dass Perovic keiner ist, der schnell abhebt, ist hinlänglich bekannt. „Im Moment sind zwei Dinge wichtig,“ meint der Trainer. „Auf dem Boden bleiben und hart arbeiten.“
Loveridge in Mexiko im Finale
Jordan Loveridge muss seine Reise nach Deutschland verschieben, die Knights müssen eine Woche länger auf ihren Neuzugang verzichten als erwartet. Der 27-Jährige steht mit Astros de Jalisco seit Sonntag im Playoff-Finale der ersten mexikanischen Liga LNBP. Das Positive aus Kirchheimer Sicht: Loveridge ist eine der herausragenden Figuren im Team aus Guadalajara und scheint in Topform zu sein. Im ersten von insgesamt fünf Halbfinalspielen gegen Soles de Mexicali war der Amerikaner mit 30 Punkten Topscorer des Spiels. Am Ende zog seine Mannschaft mit 3:2 Siegen ins Finale ein und trifft dort am Donnerstag und Freitag im Hin- und Rückspiel auf Fuerza Regia.
Chris Schmidt kann die Verspätung verkraften. Mit dem Finaleinzug habe man zwar nicht gerechnet, meint der Geschäftsführer der Knights. „Durch den freien Spieltag am Monatsende ändert sich für uns aber nichts.“ Worauf sich nun alle Hoffnungen konzentrieren: Dass Loveridge verletzungsfrei durchs Finale kommt. bk