Lokalsport

Heißes Eisen Hitze

„Ein Spiel dauert 90 Minuten.“ Denkste: Gestern waren alle Spiele von der Bundes- bis hinunter zur Kreisliga erst nach 96, 98 oder 100 Minuten zu Ende.

Kirchheim. Ursache dafür war allerorten die extreme Hitze. Bei Temperaturen bis zu 35 Grad im Schatten und 45 auf dem Platz bestand die Gefahr gesundheitlicher Schäden von Kreislaufkollaps bis Sonnenstich. Der DFB hatte deshalb ein bis zwei Trinkpausen pro Halbzeit empfohlen, was die Mannschaften dankbar annahmen. Dazu die üblichen Nachspielzeiten wegen diverser anderer Unterbrechungen.

Vom zweiten DFB-Ratschlag, die Spiele auf die Abendstunden zu verlegen, machten die Vereine in der Region keinen Gebrauch. Obwohl Spielfluss und Tempo und sogar die Fans litten. Neidlingens Pressesprecher Robert Kuch: „Ich habe selbst beim Zuschauen Schweißausbrüche bekommen.“

„Es war ja länger klar, dass es so heiß werden würde. Verband oder Bezirk hätten mal ein Zeichen setzen können“, findet Jesingens Trainer Klaus Müller. Der Bezirksvorsitzende Karl Stradinger gibt den Schwarzen Peter an die Vereine zurück: „Es ist kein einziger Antrag auf Spielverlegung eingegangen. Hätte der Wunsch bestanden, hätten wir mit Sicherheit nicht Nein gesagt.“

Ein Glück, dass die Hitzeschlachten bei den Betroffenen keine gesundheitlichen Schäden verursachten. Dafür gab es groteske Ergebnisse, mit beeinflusst durch die extremen äußerlichen Bedingungen. Wie sonst ist es zu erklären, dass der VfL Kirchheim in der Bezirksliga glücklich zwar, aber gegen Frickenhausen, den alten Rivalen aus besseren Zeiten, 2:0 führte und in der letzten halben Stunde völlig unterging? Spielertrainer Markus Schweizer führt den Einbruch auf mit zunehmender Spieldauer verloren gegangene Konzentration zurück: „Wir haben zu schnell den Ball verloren.“ Hinzu kam der verletzungsbedingte Ausfall von Innenverteidiger Lucca Ruoff zur Pause: „Danach fehlte ein Stück Stabilität.“

Genau umgekehrt lief es für die SGEH beim FV Plochingen. Die Mannen von der Alb lagen schon 0:3 und 1:4 zurück, als sie sich endlich ihrer Kämpferqualitäten besannen. Ungeachtet der Hitze drehten sie in der zweiten Halbzeit den Spieß komplett um. Kurz vor dem Abpfiff markierte Marco Parrotta das umjubelte 5:4-Siegtor. „Ein Sieg des Willens und der richtigen Einstellung“, fand Spielführer Marc Weger, der verletzungsbedingt nur zuschauen konnte. Und das mit dem allerletzten Aufgebot – vier Spieler sind im Urlaub, zwei gesperrt. Kommenden Donnerstag kommt es im Hardtwaldstadion zum Gipfeltreffen mit dem TSV Deizisau, der wie die SGEH nach drei Spielen die maximale Ausbeute von neun Punkten auf dem Konto hat.

In der Kreisliga A grüßen die SF Dettingen ebenfalls mit weißer Weste von der Tabellenspitze. Abteilungsleiter Christian Renz nach dem 3:1 gegen Jesingen: „Ein Spiel auf Augenhöhe gegen einen Gegner, gegen den wir uns in der Vergangenheit schon immer schwer getan haben.“ Gästetrainer Klaus Müller haderte mit „dem ominösen Tor zum 2:1“. Unmittelbar davor habe Tim Lämmle seinen Verteidiger Alexander Schroeder weggestoßen. „Das war die Vorentscheidung. Danach taten wir uns bei den Temperaturen schwer, dem Rückstand hinterherzulaufen“, bilanzierte Müller.

An einem Nachmittag gleich zweimal gerannt ist der schnelle Dettinger Flügelflitzer Benjamin Hubert. Erst verhalf er der „Zweiten“ mit zwei Toren zu einem 4:4 gegen den TSV Jesingen II. In der Halbzeit ging er raus, um später in der „Ersten“ eingewechselt zu werden. Ausgerechnet Hubert war dann in der 60. Minute der Schütze des oben genannten „ominösen“ Tors zum 2:1.Foto: Genio Silviani