Lokalsport

Herzklopfen am Himmel über Dubai

Eine völlig ungewohnte Kulisse für Segelflugsport erleben derzeit der Kirchheimer Tilo Holighaus und fünf weitere internationale Segelflieger am Himmel über Dubai. Mit den World Air Games wird in den Vereinigten Arabischen Emiraten die gesamte Spanne der nicht-olympischen Luftsportarten an einem Ort präsentiert.

Beeindruckend: Blick aus Tilo Holighaus´ Cockpit auf Dubai-Stadt.
Beeindruckend: Blick aus Tilo Holighaus´ Cockpit auf Dubai-Stadt.

Dubai. Vom Modellflug über das Wingsuitfliegen bis zum Motor- und Segelkunstflug – für jeden Piloten ist der Luftraum über einer Großstadt eine spektakuläre Umgebung, um Luftrennen auszutragen.

So ungewöhnlich wie der Ort der Veranstaltung ist auch das Wettbewerbsformat. Nicht ein stundenlanger, möglichst schneller Flug über eine lange Distanz ist die sportliche Herausforderung für die Segelflieger, sondern mehrere kurze Flüge im Matchrace-Format – immer zwei Piloten gegeneinander bestimmen über die Platzierung.

Neben der für die Zuschauer spannenderen Wettbewerbsform sprachen auch die Wetterbedingungen für die Matchraces. In der feuchtwarmen Luft am persischen Golf war mit ausgeprägter Thermik ohnehin nicht rechnen. Bei den Ausscheidungsrennen über jeweils 25 Kilometer lange Strecken entscheidet also fast ausschließlich das handwerkliche Pilotengeschick. Die Segelflugzeuge müssen möglichst sauber, sprich ohne leistungsraubende „Schrägsteher“, manövriert werden. Dass dies keineswegs gleichbedeutend mit langsamem Dahinschleichen ist, davon zeugen Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 195 km/h.

Zu Beginn der Halbfinale liegt Weltmeister Sebastian Kawa aus Polen in Führung, gefolgt von Werner Amann (Österreich) und Tilo Holighaus. Geflogen wird auf baugleichen Discus 2c mit 18 Metern Spannweite, gebaut in Kirchheim bei Schempp-Hirth.

Neben dem sportlichen Reiz war für den passionierten Thermikjäger Holighaus auch der Austragungsort Dubai von ganz besonderem Reiz. Die ersten Wertungsflüge waren bereits absolviert, da ergab sich eine Barriere ganz anderer Art: Ein mächtiger Sandsturm behinderte den Start auf dem Flugplatz außerhalb von Dubai-Stadt – jahreszeitlich nicht untypisch für die Region, für die Segelflieger jedoch ein Novum.

Nachdem zu Wochenbeginn ein Wettbewerbstag neutralisiert worden war, reagierten Holighaus und sein Team blitzschnell: Sie organisierten gemeinsam mit Streckenweltrekordhalter Klaus Ohlmann, der eigentlich als Zuschauer in der Wüstenstadt weilt, die erforderlichen Genehmigungen und einen Flugzeugschlepp, der Ohlmann und Holighaus im Doppelsitzer an den Rand der Millionenstadt am Persischen Golf zog.

Eine weitere Überraschung erwartete die Segelflugpiloten über den Wolkenkratzern der Stadt. Die Skyline der Stadt wirkt wie eine Gebirgskette, die sich Aiolos in den Weg stellt: Sie liefert Aufwind. „Tatsächlich hob es uns an der Skyline in die Höhe. Vor der Kulisse zu fliegen ist einfach atemberaubend, unbeschreiblich. Ich habe immer noch Herzklopfen“, frohlockte der 45-jährige Kirchheimer Ingenieur, der es nach der Vorrunde bis ins Halbfinale schaffte, dort jedoch am Österreicher Werner Amann scheiterte.