Nürtingen. Der 51-jährige Eninger Christian Brauße leitet seit 16 Jahren das integrative Café Regenbogen in Nürtingen. Am Dienstag hat seine Tochter Franziska mit dem Bahnrad-Vierer der Frauen in der Mannschaftsverfolgung olympisches Gold gewonnen. Im Finale gegen Großbritannien setzte das deutsche Quartett zudem dem kurz zuvor aufgestellten Weltrekord der Britinnen eine neue Marke entgegen.
Herr Brauße, wie stolz ist man als Vater einer frischgebackenen Olympiasiegerin und Weltrekordhalterin?
Natürlich bin ich unheimlich stolz. Man freut sich einfach mit. Das ist der Lohn für die ganze Arbeit, die Franziska in diesen Sport reingesteckt hat. Sie hat dafür auf so viel verzichtet.
Wie haben Sie das Rennen am Dienstagvormittag gesehen?
Ich hatte ehrlich gesagt Schwierigkeiten, in diesem Moment meine Gäste zu bewirten. Ich arbeite ja hier in der Backstube mit geistig Behinderten und kann ja nicht einfach sagen, ich guck jetzt mal in Ruhe Fernsehen. Aber wir haben das Ganze gut vorbereitet und ich konnte das Finale sehen. Die Siegerehrung habe ich mir dann beim Schnittlauchschneiden angeschaut.
Wie überraschend kam dieser Erfolg für Sie?
Natürlich hatte ich im entscheidenden Moment einen erhöhten Ruhepuls. Ich bin bei der Qualifikation schon fast vom Hocker gefallen. Da sind die vier mit 4.07 Minuten schon Rekord gefahren. Dass sie später im Finale noch schneller sein werden (4.04,249 Minuten über 4 000 Meter, Anmerkung der Redaktion), damit hat natürlich niemand gerechnet. Heute habe ich aber schon eine Sprachnachricht von Franzi bekommen. Da war sie gerade auf dem Weg zurück ins olympische Dorf und sie hat gemeint, es war einfach der perfekte Tag für sie und ihre Mannschaft.
Wann sehen Sie Ihre Tochter jetzt wieder? Und was gibt’s vom Papa für Olympia-Gold?
Am morgigen Freitag fährt Franziska ja noch einmal ein Rennen auf der Bahn. Dann besagt die Corona-Verordnung in Japan, dass sie zwei Tage später gleich wieder zurück nach Hause reisen muss. Sie hat mich schon gefragt, ob ich sie dann am Flughafen abholen werde. Dann höre ich mir an, was sie so zu erzählen hat. Aber natürlich werden wir für sie etwas Besonderes vorbereiten.
Alexander Schmid