Lokalsport

„Ich verliere lieber mit zwanzig Punkten als so“

Knights-Kapitän Richie Williams hat kein Problem mit Selbstkritik

Er ist die Figur im Spiel der Knights, auf der die größte ­Verantwortung lastet. Wenn Teamkapitän Richie Williams einen schwachen Tag erwischt, fällt es schwer, zu gewinnen. So wie am Samstag gegen Gotha.

Der Leitwolf bei den Knights: Teamkapitän Richie Williams
Der Leitwolf bei den Knights: Teamkapitän Richie Williams

Richie, wie würden Sie beschreiben, was sich am Samstag nach dem Spiel in der Kabine abgespielt hat?

Williams: Es war sehr still. Natürlich waren alle furchtbar frustriert. Ich habe den Jungs gesagt, dass wir trotzdem stolz sein können, und dass wir uns auf das konzentrieren müssen, was bis Weihnachten vor uns liegt. Ich habe mich auch für meine Leistung an diesem Abend entschuldigt. Mein Job ist es, den Rhythmus zu bestimmen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich weiß, dass ich das in diesem Spiel nicht immer gut gemacht habe. Das habe ich der Mannschaft gesagt.

Man hatte gegen Ende den Eindruck, Sie wollten das Spiel ganz alleine aus dem Feuer reißen. Wie schon die Spiele zuvor, gab es kaum Erholungspausen. Ist der Druck, der auf Ihnen lastet, manchmal zu groß?

Williams: Überhaupt nicht. Ich stecke in dieser Rolle schon seit ich angefangen habe, Basketball zu spielen und war damit, das kann ich guten Gewissens sagen, auch meist erfolgreich. Ich kann mit diesem Druck umgehen, das ist für mich kein Problem.

Wie haben sie die Schlussminuten am Samstag erlebt. Was lief schief in der Crunchtime?

Williams: Zwei Dinge: Wir haben das, was uns das ganze Spiel ausgezeichnet hat, nicht bis zum Ende durchgehalten. Wir haben in den letzten Minuten nicht gut genug verteidigt, waren nicht eng genug dran, haben dem Gegner offene Würfe ermöglicht. Auf der anderen Seite haben wir selbst schlecht abgeschlossen. Man muss aber sagen, wir hatten schon früher genügend Möglichkeiten, das Spiel für uns zu entscheiden.

Viele halten den derzeitigen Tabellenplatz der Knights für eine Überraschung. Gilt das auch für Sie oder steht die Mannschaft Ihrer Meinung nach dort, wo sie hingehört?

Williams: Für mich steht außer Zweifel, dass wir zu Recht unter den besten vier Teams in der Pro A stehen. Wir haben von den bisher vier verlorenen Spielen zwei durch Buzzer­beater in letzter Sekunde verloren. Ich finde, das sagt am meisten aus über unsere Leistung.

Am Samstag in Nürnberg könnte die Mannschaft zum ersten Mal überhaupt in dieser Saison in Bestbesetzung auflaufen. Was versprechen Sie sich davon?

Williams: Man sollte diese Tatsache nicht überschätzen. Für Andi (Center Andreas Kronhardt, Anm. d. Red.) ist es das erste Spiel nach langer Pause. Man darf auf ihn nicht gleich Druck ausüben und erwarten, dass er sofort wieder der ist, der er vor seiner Verletzung war.

Wie lange braucht man als Spieler, um so eine Niederlage zu verdauen? Wie haben Sie den restlichen Abend am Samstag verbracht?

Williams: Es dauert lange, bis man runterkommt. Ich verliere lieber mit 20 Punkten als so. Ich bin ziemlich schnell aus der Halle nach Hause, habe noch etwas fern geschaut und wie immer nach Spielen mit meiner Mutter und meinem Bruder in den USA telefoniert. Die haben beide das Spiel verfolgt. Für mich ist das immer der beste Weg, nach so einem Abend Ruhe zu finden.