Lokalsport

Im Wasser zu Hause

Schwimmen Der Bissinger Lukas Helbing nimmt an den amerikanischen Universitätsmeisterschaften teil.

Plainview/Bissingen. Lukas Helbing ist dankbar. „Wäre ich nicht in die USA gegangen, hätte ich womöglich das Schwimmen für mein Studium aufgeben müssen“, sagt der Bissinger. Trotz seines Wirtschaftsstudiums kann er elf Mal in der Woche trainieren und zu Wettkämpfen fahren – der 19-Jährige hat ein Stipendium an der Wayland Baptist University (WBU) in Plainview, Texas.

Dort ist der Stellenwert des Sports höher als in Deutschland. Studienkosten, Unterbringung auf dem Campus, die Fahrten zu Wettkämpfen: „Das wird alles vom Stipendium abgedeckt“, freut sich Helbing, dessen Stundenplan sich nach dem Schwimmen ausrichtet, die Professoren sind hilfsbereit, die Klassen klein. Das alles erlaubte es dem Wirtschaftsstudent, sich frühzeitig für die Meisterschaften des Hochschul-Sportverbands NAIA im kommenden März zu qualifizieren.

Die Liebe zum Wasser wurde Helbing praktisch in die Wiege gelegt. Bei den SF Dettingen begann er mit sechs Jahren, Vater Tom Helbing war damals dort Abteilungsleiter. „Schwimmen liegt bei uns in der Familie“, sagt der 19-Jährige. Auch die Mutter und seine Großmutter waren Schwimmtrainerinnen. Mit 14 wechselte er zum TSV Bernhausen, da er auf den Fildern mehr Trainingszeiten bekommen konnte. Im Sommer 2015 qualifizierte sich der Bissinger für die deutschen Jahrgangsmeisterschaften. Zwar reichte es dort nur für den 23. Platz über 50 Meter Brust, doch danach verhalf ihm eine Vermittlungsagentur in die USA. Seit Januar 2016 schwimmt Helbing nun für die WBU.

„Das alles kam sehr kurzfristig“, erzählt der Bissinger, „aber meine Eltern stehen voll hinter mir.“ In den Staaten fasste er schnell Fuß. „In Texas sind die Leute sehr freundlich“, berichtet Helbing. Man komme rasch in Kontakt und er lebte sich gut im Schwimmteam ein. „Gut die Hälfte der Mannschaft ist international.“ Darunter zwei weitere Deutsche, Schwimmer aus Kolumbien, Trinidad, Kroatien oder Barbados.

Schon nach zwei Monaten war er für die NAIA Nationals 2016 qualifiziert. Dazu trug wohl auch die rigorose Vorbereitung bei: Montags, mittwochs und freitags beginnt das Training um 5 Uhr, dienstags und donnerstags um  6. Nach Frühstück und Vorlesungen geht es am Nachmittag weiter, abends wird gelernt. Auch am Samstag folgen zwei Stunden Training. Freizeit hat Helbing daher kaum, denn auch die Studienleistungen müssen stimmen – sonst könnte der Verlust des Stipendiums drohen.

Der Stress scheint dem 19-Jährigen jedoch nicht viel auszumachen. Bis Dezember 2019 will er seinen Bachelor haben, vielleicht macht er dann mit dem Master weiter. Sein Traum wäre, an der Wallstreet zu arbeiten, oder für eine große Bank in Deutschland. Auch sportlich ist noch lange nicht Schluss. „Für den Deutschen Schwimm-Verband zu starten wäre ein Traum“, schwärmt der Student von Olympia 2020 oder 2024. Andererseits sagt er dazu selbst noch, dass diese Träume unrealistisch sind. Die Einstellung des Bissingers passt aber. Selbst jetzt, wenn er über die Feiertage zurück in Deutschland ist, trainiert Helbing im Bernhausener Gartenhallenbad. Auch im Urlaub ist er surfen oder fährt Wasserski. Denn eines ist für Helbing klar: „Wasser ist immer mit dabei.“

Viel Zeit hat der 19-Jährige jedoch nicht in der Heimat. Am 28.  Dezember geht es schon wieder los. Zwölf Tage Höhentraining in Colorado Springs stehen auf dem Programm. Was ihm in den Vereinigen Staaten besonders fehlt? „Das deutsche Essen“, lacht Lukas Helbing, „da drüben ist alles so fettig.“

Sebastian Großhans