Gestatten: Amphimallon solstitale, auch Junikäfer genannt, ist mein Name - oder zumindest soll ich so ein gerippter Käfer werden, der knapp zwei Zentimeter groß und von brauner Farbe ist. Momentan bin ich aber im ersten Larvenstadium und nahezu unersättlich.
Tatsächlich ist es dieses werdende Insekt, das für reichlich Ungemach auf dem Hauptspielfeld im Jesinger Sportgelände Lehenäcker sorgt. Die Engerlinge genannten Larven, die im vergangenen Frühsommer als Eier auf dem Spielfeld abgelegt worden waren, laben sich nämlich liebend gerne an den Graswurzeln des Rasenplatzes neben der Sporthalle.
Der Rasen würde sich nach dem Wurzelfraß eigentlich wie ein Teppich abrollen lassen - wenn da nicht die Vögel für sogenannten Sekundärschaden sorgen würden. Die Larven stellen für Vögel geradezu eine Delikatesse dar, die eifrig aus dem Boden gepickt wird - was einem „Umgraben“ der Grünfläche nahezu gleichkommt. Immerhin: Die Nahrungskette scheint in diesem Mikrokosmos bestens zu funktionieren.
Rund zwei Drittel des Jesinger Spielfeldes sind von den Schädlingen befallen, die im Überlebensfall in etwa zwei Jahren als Junikäfer das Licht der Welt erblicken würden. So lange kann und will man in Jesingen freilich nicht warten. Schließlich soll für 18 Fußballmannschaften des TSV sowie die Frisbee-Drittligaspieler des SVL Kirchheim ein ordentlicher Trainings- und Spielbetrieb gewährleistet sein. „Der Platz ist seit Oktober 2018 unbespielbar, da mussten wir handeln“, weiß Peter Martsch, Jesinger Fußball-Abteilungsleiter.
„Handeln“ hieß in erster Linie, alternative Trainingsstätten zu suchen. Die fand Martsch mit Unterstützung des Schul- und Sportamtes für die aktiven Mannschaften zweimal wöchentlich auf dem alten Kunstrasenplatz am Stadion und für die Jugendteams in Ohmden und Holzmaden. „Das kostet uns zwar Geld“, so Martsch, „aber das ist es wert.“ Erleichternd hinzu kommt, dass fast 40 Prozent der Jesinger Jugendspieler eben in diesen Orten wohnen.
Als Spielfeld der Aktiven soll ab Mitte März der außer für die Bambini-Teams gesperrte Nebenplatz in den Lehenäckern zum Einsatz kommen. „Würden wir alle Trainings- und Spieleinheiten dort absolvieren, wäre das Spielfeld rund 30 Stunden pro Woche genutzt und daher im Handumdrehen kaputt“, glaubt Martsch, dessen Auswärtsplanungen für die Trainingseinheiten bis April gehen. „Ab Mai haben wir wieder Hoffnung auf das Hauptspielfeld“, macht er in Optimismus.
Dieses positive Denken bezieht der 34-Jährige aus den Lösungsansätzen des städtischen Grünflächenamtes. Zum Einsatz gegen die Larven kommt im Frühjahr eine zweite Welle sogenannter Nematoden. Die Fadenwürmer, die mit Wasser in den Rasen eingeschwemmt werden, setzen sich ab einer Temperatur von zwölf Grad in den Engerlingen fest, geben ein Bakterium frei und zerstören sie, bevor die Nützlinge zur nächsten Larve wechseln. Der maximale Erfolg sollte sich nach sechs Wochen eingestellt haben - genug Zeit, um bis Mai noch neuen Rollrasen auszubringen, der dann unbeschadet anwachsen kann.
Zum Frust und der zusätzlichen Arbeit von Verein und Stadtverwaltung kommt auch ein finanzieller Aspekt. „Bislang haben wir rund 5 000 Euro für die Bekämpfungsmaßnahmen ausgegeben“, so Stadt-Pressesprecherin Jana Fiegenbaum.