Lokalsport

Jugend forsch im Lindachstadion

Verletztenmisere beim TSV Weilheim ist die Chance schlechthin für eigene Nachwuchstalente – Unklarheiten bei Nachfolge von Trainer Alex Hübbe

Personalgeschwächt und trotzdem im Spaß-Modus: Obwohl Weilheims Landesligakicker beim 1:1 gegen Bonlanden verletzungsbedingt ohne halbe Stammelf zwei Punkte verloren, herrscht gute Laune unter der Limburg. Aus gutem Grund: Eigene Jungtalente machen den Verantwortlichen Mut. Weniger erbaulich: Das Hickhack um die Nachfolge von Alex Hübbe.

Wohl dem, der wie der TSV Weilheim auf qualitativ gute Ersatzspieler setzen kann. Foto: Jörg Bächle
Wohl dem, der wie der TSV Weilheim auf qualitativ gute Ersatzspieler setzen kann. Foto: Jörg Bächle

Weilheim. Jugend forsch im Lindachstadion. Nachdem am Freitag gegen Bonlanden mit Martin Kirschmann und Ferdi Er verletzungsbedingt zwei Stützen in der Weilheimer Viererkette wegbrachen, sprangen zwei 19-jährige Nachwuchskicker in die Bresche. Tim Stiefelmeyer und Robin Rueff standen das erste Mal gemeinsam in der Startelf, kassierten für ihre ansprechende Leistung gleich mal Lob von den zum Zuschauen verdammten Teamkollegen. „Die beiden machen das richtig gut da hinten“, befand der an Krücken daherkommende Michele Latte in der Halbzeitpause.

Übrigens: Trotz „Oldie“ Daniel Heisig (29) betrug der Altersschnitt der TSVW-Abwehr, in der noch der 22-jährige Christoph Bauer mitwirkte, gerade mal 22. Zum Vergleich: Gegner Bonlanden schickte eine im Schnitt 24 Jahre alte Abwehr aufs Feld, die deutlich mehr Probleme hatte als die der Limburgstädter.

Da der Weilheimer Jugendstil erst aufgrund der zahlreichen Verletzungsausfälle en vogue kam, ist kaum davon auszugehen, dass sich daran in den restlichen fünf Spielen bis zur Winterpause (Buch, Geislingen, Stammheim, Hofherrnweiler, Dorfmerkingen) viel ändert. „So gesehen ist das Verletzungspech der anderen die Chance schlechthin für die jungen Spieler“, macht Trainer Alexander Hübbe auch Nachwuchskräften wie Can Kanarya und Tim Sternemann Hoffnung auf weitere Einsätze. „Wir werden weiter auf die Jugend setzen“, betont Co-Trainer Chris Eisenhardt, der am Freitag nach Absprache mit Hübbe erstmals gemeinsam mit Danell Stumpe das Coaching an der Seitenlinie übernahm – ein weiterer Schritt des Trios auf dem Weg zur angestrebten Übergabe des Trainerjobs von Hübbe an Eisenhardt und Stumpe zur Saison 2016/17.

Ob es so kommt, ist allerdings noch offen. Eisenhardt war bislang davon ausgegangen, den Job gemeinsam mit Stumpe schon sicher zu haben. „So ist es uns kommuniziert worden“,spricht der ehemalige VfL-Oberligaspieler auch für Hübbe und Stumpe. Die TSVW-Verantwortlichen wollen sich jedoch offenbar nicht festlegen. „Es ist noch nichts fix“, betont Günther Friess, neben Hans-Peter Bauer und Manfred Hermann für die Abteilungsleitung verantwortlich – droht den Weilheimern eine Trainerdiskussion?

Die hat zumindest der freitägliche Gegner schon hinter sich. Klaus Fischer hatte sich infolge des mauen Bonlandener Saisonstarts bekanntlich mit Rücktrittsgedanken getragen, die nach Aussprache mit Klubchef Kurt Adam jedoch wieder vom Tisch sind. Zumal das 1:1 in Weilheim den Filderstädtern wieder Mut gemacht hat. „Wir freuen uns über diesen, zugegebenermaßen, unerwarteten Punktgewinn. Damit können wir erstmal in Ruhe weiterarbeiten“, so Fischer, der die vor der Saison gestellten Aufstiegsansprüche ohnehin ad acta gelegt hat. „Wir dürfen an nichts anderes denken als den Klassenerhalt.“ Einen weiteren Schritt Richtung rettendes Ufer kann der Tabellenelfte im Heimspiel kommenden Sonntag gegen den TSV Köngen machen. Fehlen wird dann Mittelfeldmann Nico Presthofer, der gegen Weilheim Gelb-Rot sah. „Das trifft uns sehr, er ist unser Spielmacher“, klagt Fischer.

Derweil wird Calcio Leinfelden-Echterdingen seiner Favoritenrolle nach Stotterstart in die Saison mehr und mehr gerecht. Die Filderstädter ließen sich auch von einem frühen 0:2-Rückstand in Ebnat nicht entmutigen. Der ehemalige Weilheimer und Kirchheimer Stürmer Fatih Özkahraman leitete mit seinem zehnten Saisontreffer eine fulminante Aufholjagd ein, die in einem 5:2-Erfolg endete. Mit 13 Punkten aus den letzten fünf Spielen hievte sich Calcio damit auf Rang drei. Gegner Ebnat trägt dagegen nach diesem Spieltag und dem 5:2-Auswärtscoup vom bisherigen Schlusslicht TSV Buch in Waldstetten, die Rote Laterne.

Mit dem zweiten 2:2 in Folge (dieses Mal in Blaustein) scheint der Motor des SC Geislingen nach zuvor fünf Siegen in Serie ins Stocken geraten zu sein. Die Elf von Trainer Uli Haug fiel auf Platz vier zurück.

An der Spitze thront weiterhin der SV Ebersbach, der die SF Dorfmerkingen zu Hause mit 4:0 abkanzelte. Allem Anschein nach fangen die bisherigen Minimalisten der Liga nun doch noch das Toreschießen an. 4:0 lautete auch der Endstand am siebten Spieltag zu Hause gegen Stammheim. Damit hat die Mannschaft von Trainer Dinko Radojevic in diesen zwei Spielen fast so viele Treffer wie in den übrigen neun Partien erzielt (10). Drei Gegentreffer (alle wurden übrigens zu Hause kassiert) bedeuten nach wie vor mit Abstand Ligabestwert.

Mit einem Punkt Rückstand sitzt den Ebersbachern weiterhin, ebenso überraschend, der TSV Bad Boll im Nacken. Die Boller ließen sich auch in Köngen nicht aufhalten und feierten beim 4:1 den vierten Sieg in Serie. Daniel Zuljevic, mit nunmehr zwölf Treffern der Toptorjäger der Liga, leitete mit einem Doppelpack den nächsten Dreier ein. Den Köngener Ehrentreffer besorgten die Kurörtler auch noch selbst. Kevin Gromer traf kurz vor Schluss ins eigene Netz.

Kunterbunt ging es derweil in Echterdingen bei der Partie zwischen dem heimischen Turnverein und Furore-Aufsteiger TSG Hofherrnweiler-Unterrombach (5.) zu. „Wir hätten zur Pause 3:0 statt nur 1:0 führen müssen, dann wäre der Kittel schon geflickt gewesen. Nach der Pause hat der Schiedsrichter dann nichts mehr im Griff gehabt. Das war ein Witz, was da gepfiffen wurde“, war Echterdingens Trainer Aleksandar Kalic nach dem Abpfiff angefressen. Nach einem Allerweltsfoul seines Kapitäns David Hertel geriet die Partie aus den Fugen. Nicht weniger als neun gelbe Karten kassierte die Elf von den Fildern. Ein Wunder, dass bei den Gastgebern keiner vorzeitig duschen musste. „Ich musste drei Spieler Gelb-Rot gefährdet vorzeitig vom Platz holen, das hat uns vollkommen aus dem Tritt gebracht“, so Kalic weiter. Das Schiedsrichtergespann um Patrick Stephany verhängte auch gegen die TSG fünf Verwarnungen sowie eine Rote Karte wegen Notbremse und in der Schlussminute noch eine Gelb-Rote Karte, welche die Krönung unter eine wahren Kartenflut war.

Da geriet das Ergebnis von 2:2 fast zur Nebensache. Die Echterdinger Führung wurde mit einem „lächerlichen Elfmeter“ (Kalic) egalisiert. Auch der erneute Führungstreffer hielt nicht bis zum Schluss. Hofherrnweiler erzielte in Unterzahl aus abseitsverdächtiger Position fünf Minuten vor Spielende das 2:2 durch Marco Ganzenmüller und feierte dieses wie einen Sieg. Es war die erste Punkteteilung für den TVE in dieser Saison. „So haben wir den Anschluss nach oben verpasst und stehen mit bedröppelten Mienen da“, konnte Kalic das eigene Unvermögen und strittigen Entscheidungen nicht fassen.