Lokalsport

„Jugend forscht“ bis Saisonende

Nach mutmaßlichem Aus im Titelrennen will der TSV Weilheim die Runde so gut wie möglich zu Ende bringen

Zehn Spiele ohne Niederlage sind eine beeindruckende Serie. Trotzdem müssen sich die Landesliga-Kicker des TSV Weilheim langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass es mit dem erhofften Aufstieg in die Verbandsliga wieder nichts wird. Zehn Spieltage vor Schluss drohen sie das Spitzenduo SV Ebersbach und Calcio Leinfelden-Echterdingen aus den Augen zu verlieren.

Weilheim. Nach dem 1:1 gegen Waldstetten am Gründonnerstag ist bei neun beziehungsweise acht Punkten Rückstand auf die beiden Aufstiegsanwärter die Hoffnung, einen der ersten beiden Plätze zu erreichen, auf ein Minimum gesunken. Die Gründe liegen auf der Hand: unnatürlich viele und langfristige Ausfälle wichtiger Spieler. „Wir müssen mit dem leben, was wir haben, jammern deshalb aber nicht rum“, sagt der Sportliche Leiter Günther Friess. „So kriegen die Jüngeren die Chance, zu spielen. Mit ihnen werden wir versuchen, die Runde so gut wie möglich zu Ende zu bringen.“

Einer von ihnen, der bei ständiger Spielpraxis große Fortschritte gemacht hat, ist Mike Tausch (Foto: Jörg Bächle). Der 22-jährige Mittelfeldspieler war nicht nur wegen seines Kopfballtors der auffälligste Mann in der Partie gegen die Abwehrkünstler aus Waldstetten. Friess: „Er ist einer der eigenen Jungen, der die anderen mitzieht.“

Aus der Jugend des VfL Kirchheim hervorgegangen sind zwei Spieler, die maßgeblich daran beteiligt waren, dass der SV Ebersbach und Calcio Leinfelden-Echterdingen dem TSV Weilheim an Ostern die Hacken zeigten. Auf tiefem Geläuf im Eybacher Tal war Ebersbachs 24-jähriger Schlussmann Timo Schurr (bis 2013 beim VfL) beim 1:0-Sieg gegen den SC Geislingen wieder einmal der Held des Tages. Bereits zum zwölften Mal in dieser Saison hielt die Null. Dafür gab‘s ein Sonderlob von Trainer Dinko Radojevic: „Wir haben einen sehr, sehr guten Torwart“, freut sich der SVE-Trainer.

Mit nur neun Gegentreffern in 19 Spielen unterstreicht der Tabellenführer aus dem Filstal die an sich widersprüchliche These, dass mehr Spiele über eine stabile Defensive als über die Offensive entschieden werden. Dazu hat Radojevic, der im sechsten Jahr bei den „Ebern“ das Sagen hat, folgende Erklärung: „Auch ich habe umdenken müssen. Ohne gute Abwehr ist es schwer, sich vorne zu behaupten. Wir haben in der Sommerpause die richtigen Leute geholt und im Training entsprechend reagiert. Die Viererkette hat sich gesteigert. Die vordere Reihe arbeitet jetzt viel mehr nach hinten als früher.“

Beim Echterdinger Derby leitete der Ex-Kirchheimer und Weilheimer Fatih Özkahraman (27) mit seinem elften Saisontor in der 18. Minute den schmeichelhaften 2:1-Erfolg von Calcio ein. Ein enttäuschter TV-Trainer Aleksandar Kalic: „Wir waren klar besser, aber zwei Standards haben gegen uns entschieden. Es ist einfach nur blöd gelaufen.“ Gestern legte die Mannschaft dem ehemaligen Kirchheimer Jugendleiter mit dem 4:3-Sieg in Blaustein doch noch drei Punkte ins Osternest. Kapitän Marcel Helber (25), ein weiterer Spieler mit „blauer“ Vergangenheit, führte gekonnt Regie.

In der letzten Viertelstunde wurde für Özkahraman Shkemb Miftari (22) eingewechselt. Der ehemalige Drittligaspieler der Stuttgarter Kickers ist reumütig zu Calcio zurückgekehrt. Er fühlte sich zu Höherem berufen, hatte im Winter um Vertragsauflösung gebeten. Doch die Rückkehr ins Profigeschäft zerschlug sich – keine Interessenten. Daher der Salto rückwärts.

Zurück zum SV Bonlanden ist Klaus Kämmerer als Nachfolger des glücklosen Trainers Klaus Fischer. Der Mann mit dem markanten Künstlerkopf – oben Freilichtbühne, seitlich wallende weiße Lockenpracht bis auf die Schultern – war zwischen 2005 und 2007 bereits einmal auf den Fildern tätig. Friseure macht er arbeitslos, aber müde Kicker wieder munter. Mit zwei Siegen in den ersten beiden Spielen unter seiner Leitung war der gefallene Mitfavorit aus dem Gröbsten raus. Gestern in Buch hatte Kämmerer mit seinen Jungs allerdings Pech. Ein Eigentor besiegelte die 1:2-Niederlage. Die abstiegsbedrohten Bucher haben sich mit sechs Punkten aus zwei Spielen das perfekte Ostergeschenk gemacht, haben als Tabellenvorletzter nur noch drei Punkte aufs rettende Ufer.