Lokalsport

Kein Happy End für den Meister

Turnen Nach dem Titelgewinn im Vorjahr beendet der VfL Kirchheim die Zweitligasaison nach einer 35:47-Niederlage im letzten Wettkampf gegen den TSV Buttenwiesen auf dem fünften Tabellenplatz.

Marcus Bay klatscht mit VfL-Trainer Herbert Leikov ab – der Kirchheimer war mit 93 Punkten bester deutscher Turner der Saison. Foto: Wolfgang Strodel

Die Gegnermannschaft fuhr in diesem Wettkampf noch einmal alles auf und turnte mit einem Türken und einem Österreicher – beide Teilnehmer bei der WM in Antwerpen. Umso bemerkenswerter die Entscheidung des VfL, wie bereits im vorherigen Wettkampf, erneut ohne einen ausländischen Gastturner anzutreten. Der krankheitsbedingte Ausfall von Manuel Hofmann, Spezialist am Pauschenpferd, wog umso schwerer. Dennoch wehte unter den VfL-Turnern eine ukrainische Flagge, denn sie wurden durch den 16-jährigen Dmytro Zalutskyi verstärkt, der in Fellbach mit seiner Familie lebt.

Benjamin Leitner eröffnete am Boden den Wettkampf mit einer sauberen und sicheren Übung. Aufgrund des höheren Schwierigkeitsgrades des Gegners gab er jedoch drei Punkte ab. Gegen Markus Neher setzte der TSV Buttenwiesen den österreichischen Gastturner. Diesen hielt der Kirchheimer in Schach und verlor ebenfalls nur drei Punkte. Auch Marcus Bay konnte aufgrund eines Sturzes in der letzten Bahn keine Punkte holen. Lediglich Yasin El Azzazy sicherte im letzten Duell mit einer spektakulären Übung vier Scorepunkte für den VfL.

Mit einem ungewohnten Rückstand von 4:9 ging es an das Pauschenpferd. Julian Hausch und Markus Neher, der erneut gegen den ausländischen Gastturner antrat, hatten keine Chance und gaben Punkte ab. Der sonst so sichere Pferdturner Henning Weise musste das Gerät verlassen und aufgrund einer unüblichen Härte des Kampfgerichts verlor er zehn Scorepunkte. Marcus Bay ließ sich von seinem Sturz am Boden nicht beirren, punktete mit seiner Bestleistung der Saison als einziger VfL-Turner an diesem Gerät und sammelte fünf Punkte ein.

An den Ringen kam Dmytro Zalutskyi zu seinem fünften Einsatz im VfL-Dress. Aufgrund einer Fußverletzung und dem daraus resultierenden leichten Abgang kam er über ein Unentschieden jedoch nicht hinaus. Der türkische Gastturner zeigte an den Ringen eine kraftvolle Übung, gegen die Julian Hausch das Nachsehen hatte. Marcus Bay, mittlerweile zur Höchstform aufgelaufen, erturnte sich erneut mit einer Bestleistung drei Scorepunkte. Auch Henning Weise sicherte einen Scorepunkt. Mit einem für die VfL Turner ungewohnt hohen Rückstand von 13:30 ging es in die Halbzeitpause.

Die VfL-Mannschaft um Trainer Herbert Leikov wusste um ihre Stärken in der zweiten Hälfte, dennoch war ihnen auch bewusst, dass für einen Sieg noch etwas Glück dazu kommen müsste. Die Stärke der VfL-Turner im Sprung wurde in den folgenden Duellen deutlich sichtbar. Yasin El Azzazy erzielte die höchste Wertung an diesem Gerät und sicherte sogar zwei Punkte gegen den ausländischen Gastturner des TSV. Markus Neher führte seinen Tsukahara in gestreckter Position mit einer vollständigen Schraube in makelloser Ausführung vor, wodurch er drei Scorepunkte zum Konto des VfL beitrug. Marcus Bay zeigte denselben Sprung mit einer zusätzlichen Schraube und ließ seinem Gegner damit keine Chance – der VfL verkürzte den Rückstand auf 22:34.

Am Barren legte Manuel Halbisch vor und zeigte mit einer sicheren Übung, dass auf ihn stets gesetzt werden kann. Sein Gegner turnte schwierigere Teile in guter Ausführung, weshalb die Punkte bei der Heimmannschaft blieben. Das Duo Marcus Bay und Markus Neher bewies Stärke und verkürzte den Zwischenstand auf 28:39. Mittlerweile war klar, dass dieser Wettkampf nur noch mit Mühe hätte gedreht werden können. Dennoch ließen sich die VfL-Turner nicht unterkriegen und gaben noch einmal alles. Yasin El Azzazy und Julian Hausch konterten geschickt die Übungen ihrer Gegner und brachten das Ergebnis auf 35:38. Die Nervosität des TSV wurde spürbar, und auch im Publikum wurde es ruhiger. Die Heimmannschaft hatte jedoch noch ihren türkischen Nationalturner in der Hinterhand. Zu allem Überfluss stürzte Markus Neher unglücklich bei seinem Flugteil und auch Marcus Bay hatte keine Chance. Damit war der Wettkampf zugunsten des TSV entschieden.

Topscorer des Tages wurde erneut Marcus Bay, der am Ende der Saison mit 93 Punkten bester deutscher Scorer der 2. Bundesliga Süd wurde. Yasin El Azzazy präsentierte sich ebenfalls in Bestform und sammelte zehn Scorepunkte für den VfL.

Unter dem Strich sind die VfL-Turner und Trainer dennoch zufrieden mit ihrer Leistung und ihrer Platzierung in der Tabelle. Erneut haben sie bewiesen, wie sie ohne ausländischen Gastturner mithalten können. Nun gilt es bis zur nächsten Saison neue Teile zu lernen und den Kader durch die eigenen Leute noch breiter aufzustellen. Ob und wie die ausländische Position für die nächste Saison besetzt wird, bleibt abzuwarten. hw