Lokalsport

​Keine Ausreden

VfL und Weilheim greifen nach dem Handball-Bezirkspokal

Für die einen ist danach Schluss. Für die anderen geht es erst richtig los. Die Vorzeichen vor dem Final Four im Handball-Bezirkspokal sind für die Nachbarklubs aus Weilheim und Kirchheim nicht nur deshalb grundverschieden.

Zählt inzwischen zu den Routiniers: Marcel Metzger stand mit dem VfL Kirchheim 2012 schon einmal im Halbfinale des Bezirkspokals
Zählt inzwischen zu den Routiniers: Marcel Metzger stand mit dem VfL Kirchheim 2012 schon einmal im Halbfinale des Bezirkspokals.Foto: Markus Brändli

Kirchheim/Weilheim. Seinen Ausstand hat er schon am Dienstag nach dem Training beglichen. In harter Währung, wie es sich im Jubeljahr zum deutschen Reinheitsgebot gehört. Heute Abend, spätestens nach Abpfiff des Finales, ist dann endgültig Schluss. Ob Alen Dimitrijevic und der Bezirksliga-Dritte aus Weilheim danach das große Fass anstechen werden, hängt davon ab, ob der Kopf mitmacht. Nach Saisonende heißt es im Pokal noch einmal, sich zusammenreißen und konzentrieren. Auch wenn‘s schwerfällt.

So oder so – Für Dimitrijevic ist es sein letzter Einsatz als Trainer des TSV Weilheim. Er wird sich eine Auszeit nehmen, ein Jahr lang die weibliche D-Jugend der Spielgemeinschaft Rot-Weiß Neckar in seinem Heimatort Zizishausen betreuen. Die Mannschaft, in der seine elfjährige Tochter spielt. Er wird diesen Job vermutlich genauso ernst nehmen, wie zuletzt auf der Bank in der Bezirksliga. Und wie heute Abend, wenn im Halbfinale mit dem Gastgeberteam aus Esslingen der Tabellennachbar aus der Liga wartet. „Ich habe den Pokalwettbewerb nie als Pflicht verstanden“, bekennt Dimitrijevic. In anderen Worten: Er würde sich gerne mit der Trophäe in der Hand aus Weilheim verabschieden. Auch wenn er sagt: „Zweiter zu werden und die Relegation zu spielen, wäre wichtiger gewesen.“

Dritter gegen Vierter – Das Bezirksliga-interne Halbfinale beschert dem TSV mit dem Team Esslingen den nominell leichtesten Kontrahenten. Zumal einen, den man in dieser Saison bereits zweimal bezwingen konnte. Ein Umstand, der den Leichtsinn zum zweiten Gegner macht, wie der Trainer weiß. „Als Heimmannschaft werden die sich zerreißen“, sagt Dimitrijevic und meint: „Kirchheim wäre mir lieber gewesen.“

Eine Liebe, die allerdings nicht erwidert wird. VfL-Coach Engelbert Eisenbeil ist mit dem vermeintlich schwereren Los TSV Dettingen nämlich ganz zufrieden. Er sagt auch, warum: Der Tabellenachte der Landesliga, Staffel 2, spielt ein ähnliches Abwehrsystem wie die SG Bettringen. Der Zweite des Bezirks Stauferland ist in der Folgewoche am Himmelfahrtstag erster Gegner in der Relegation. Die Rückkehr in die Landesliga ist für die Kirchheimer das Ziel, das über allem steht. Das Final Four also nur eine Last? Natürlich sei der Terminkalender in diesem Fall nicht ideal. „Aber wir haben danach fünf Tage Zeit“, meint Eisenbeil. „Bei nur zweimal 20 Minuten Spielzeit im Halbfinale kannst du dich völlig verausgaben, das ist kein Problem.“

Für den VfL ist es bereits der vierte Einzug in der noch jungen Geschichte des Final Four. Linksaußen Marc Pradler, heute der Senior im Team und schon 2008 dabei, kennt die dunkle Stunde, als man als Gastgeberteam im Halbfinale um Haaresbreite am Bezirksligisten TV Reichenbach scheiterte. „Damals fehlte uns als Außenseiter ein einziges Tor“, erinnert sich Pradler, der als Ersatzmann auch heute Abend auf der Bank sitzen wird. Die Reichenbacher schnappten sich anschließend im Finale gegen die SG Lenningen auch den Pott. Im Landesligajahr 2012 scheiterte der VfL mit Coach Ralf Wagner nach Siebenmeterschießen im Halbfinale erneut, diesmal an der HSG Ebersbach/Bünzwangen, einem Bezirksligisten. Ein Jahr später kam es gegen den Landesliga-Kontrahenten HSG Ostfildern noch dicker: Wieder war im Halbfinale Schluss. Diesmal endete die Mission für die VfL-Stammkräfte Sebastian Smetak und Roman Keller mit Augen-Cut und Mittelfußbruch im Krankenhaus.

Solch üble Erinnerungen hat man in Weilheim nicht. Für den TSV ist es der erste Einzug in die Finalrunde und die Vorfreude entsprechend groß. So groß, dass für heute ein Reisebus für die Fans angemietet wurde (Abfahrt 14 Uhr, Wühlehalle), in dem auf der Rückfahrt ein paar Plätze frei bleiben könnten: „Wenn wir den Pott holen“, sagt Alen Dimitrijevic, „dann wird der Fahrer wohl ohne die Mannschaft die Heimreise antreten müssen.“