Lokalsport

Kleiner Mann - große Ziele

Kampfsport Der zehnjährige Marco Hillgruber will Weltmeister im Kickboxen werden. Den Landestitel hat er schon.

Ein starkes Team: Der zehnjährige Marco Hillgruber und sein Trainer Marco Cefalu.Foto: Jean-Luc Jacques
Ein starkes Team: Der zehnjährige Marco Hillgruber und sein Trainer Marco Cefalu.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Jab, Punch, ausweichen, Kick. Kein Wort verstanden? Marco Hillgruber schon. Der zehnjährige Kickboxer aus Kirchheim schlägt die Technik-Kombination wie kein anderer im Raum. Das, obwohl er hier der Jüngste im Erwachsenen-Training ist. Der frischgebackene Landesmeister versteht es, auszuteilen - zumindest im Training. Ein Schlag mit der vorderen Faust, ein zweiter mit der hinteren, dem Angriff des Gegners ausweichen und mit einem Fußkick kontern. Die Anweisungen seines Trainers und Vorbilds Marco Cefalu befolgt der Freihof-Schüler konzentriert.

Während sich andere Jungen in seinem Alter vor allem für Fußball interessieren, hat das Ausnahmetalent vor vier Jahren die Freude am Kickboxen entdeckt. Schon als Kleinkind hatte es Marco sozusagen faustdick hinter den Ohren. „Da passte man einmal nicht auf und schon wurde man von ihm geboxt“, erzählt seine Mutter und lacht. Auch mit dem Papa gab es für die kleine Kämpfernatur nicht Schöneres, als sich zu balgen. Auffallend schon damals: „Dabei ging es bei ihm immer fair zu“, sagt der Vater. Auch Freunde, Trainingskollegen und Trainer schätzen die hilfsbereite und verantwortungsvolle Art des Blondschopfs. „Die Unterstützung, die er von uns bekommt, war für ihn nie eine Selbstverständlichkeit“, meint Marco Cefalu, der hofft, dass sein Schützling noch möglichst lange Teil der Kirchheimer Kampfsport-Akademie auf dem Riethmüller-Areal bleibt.

Wer so früh Persönlichkeit entwickelt, der kann sich auch große Ziele setzen. Das größte ist der Weltmeistertitel. Sein Trainer sieht ihn dafür auf einem guten Weg: „Wenn er so weitermacht, ist das drin.“ Im Oktober ist die WM der World Kickboxing and Karate Union (WKU) für alle Altersklassen in Bregenz. „Alleine daran teilnehmen zu können, wäre schon toll für ihn“, sagt Cefalu. Dafür trainiert der Zehnjährige viermal die Woche in der Akademie. Jeden Morgen vor Schulbeginn absolviert er ein kurzes Fitnessprogramm mit Kräftigungsübungen und einer kurzen Dehneinheit. Der Aufwand lohnt: Vergangenes Wochenende gewann der Zehnjährige bei einem Turnier im pfälzischen Trier in der Klasse bis 30 Kilo sowohl in der Kategorie Leichtkontakt als auch Kicklight die Goldmedaille. Bundestrainer Guido Rödel, der alle Kämpfe des Kirchheimers verfolgt hatte, berief ihn daraufhin in den WM-Kader.

Plakate im Schulflur

Zur Schule fährt Marco mit dem Rad. Sein Lieblingsfach ist - wie könnte es anders sein - Sport. Nebenbei spielt er noch Saxofon und geht zum Ringen. In der Schule hat sich sein Talent herumgesprochen: Die Schulrektorin würdigte seinen ersten großen Erfolg im Kickboxen mit mehreren Plakaten an der Schule.

Doch auch ein baden-württembergischer Meister muss manchmal gegen einen allseits bekannten und äußerst schwierigen Gegner ankämpfen: den inneren Schweinehund. Sein Rezept dagegen: einfach weitermachen. „Er ist ein ganz normaler Junge, der auch mal keine Lust zum Trainieren hat und lieber Blödsinn macht. Das ist auch gut so“, meint sein Trainer. „Aber bei ihm halten diese Phasen nie lange an.“ Dagegen spricht Marcos Kampfgeist. Ehe man sich versieht, verschwindet er wieder im Trainingsraum. Sparring steht auf dem Programm. Das Gelernte im Kampf umsetzen. Jab, Punch, ausweichen, Kick. Aline Müske