Lokalsport

Kommentar: Knallhart durchgreifen!

Ein Kommentar von Max Pradler zum Kampf gegen das Reklamieren.

Max Pradler

Der Ton macht die Musik: Dieser Grundsatz gilt nicht nur im normalen Leben, sondern auch im Sport. Um den Respekt und das sportsmännische Auftreten wieder vermehrt in den Vordergrund zu rücken, hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) daher Anfang des Jahres beschlossen, dass die Schiedsrichter künftig bei Disziplinlosigkeiten der Spieler wie Meckern oder Lamentieren direkt zur Gelben Karte greifen sollen. Die ersten Paradebeispiele in der Bundesliga ließen zwar nicht lange auf sich warten, aufgrund der frühzeitigen Corona-Pause kommt die Regelung aber zumindest im Amateurbereich erst jetzt so richtig zum Tragen.

Und das ist längst überfällig! In keiner Sportart ist das Diskutieren mit dem Schiedsrichter so gängig, wie beim Fußball. Eine Unsitte, die seit vielen Jahren flächendeckend von den Amateurligen bis hin zur Königsklasse die Runde macht. Dabei zeigen so einige Sportarten, dass es auch anders geht. Im Handball, Basketball oder Eishockey sind die Unparteiischen tabu. Auch beim Tennis obliegt dem Referee nicht nur visuell eine übergeordnete Position.

Keine Frage, Emotionen gehören zum Sport nicht nur dazu, sie sind sogar erwünscht. Es macht doch schließlich unheimlich Spaß zuzusehen, wie sich Athleten mit voller Hingabe ihrer Leidenschaft widmen und um Sieg oder Niederlage kämpfen. Selbstverständlich dürfen die Spieler den Schiri auch mal auf etwas aufmerksam machen oder hadern, aber trotz allem muss das in einer vernünftigen Art und Weise geschehen und keineswegs abfällig oder provokant. Ansonsten wäre ja auch das ganze System infrage zu stellen. Oder was käme als Nächstes? Bleiben die Spieler dann bald aus Trotz auf dem Rasen stehen, obwohl sie eigentlich des Feldes verwiesen wurden?

Kein Auge mehr zudrücken

Oftmals wird den Unparteiischen mangelndes Fingerspitzengefühl vorgeworfen, man könne in emotionalen Situationen doch schließlich auch mal ein Auge zudrücken. Aber das haben sie lange genug. Und weil die Spieler die Gutmütigkeit bis zum Äußersten ausgereizt haben, fühlte sich der DFB nun zum Handeln gezwungen. Vorerst jedenfalls werden die Referees die neue Regelauslegung knallhart durchziehen müssen, denn nur so lernen es die Spieler. Ganz nach dem Motto: Wer nicht hören will, muss fühlen.

Vielleicht könnte der DFB ja zum Ausgleich die Gelben Karten für positive Emotionen abschaffen. Dann dürften die Spieler ihren Gefühlen wenigstens bei wichtigen Toren wieder freien Lauf lassen und beim Jubeln ihr Trikot ausziehen oder sich gemeinsam mit den Ersatzspielern vor den Fans feiern lassen.