Lokalsport

Korbjäger schütteln den Rost ab

Basketball-Oberliga: VfL nach vierwöchiger Spielpause mit beeindruckendem Sieg in Böblingen

Ein hartes Stück Arbeit: Die Kirchheimer Oberliga-Basketballer haben bei der starken SV Böblingen durch einen überzeugenden Schlussspurt 87:76 gewonnen.

In Schach gehalten: Böblingens Topscorer Marques Charlton (hier gegen Shkelzen Bekteshi und Arber Shabani) hatte nach der Pause
In Schach gehalten: Böblingens Topscorer Marques Charlton (hier gegen Shkelzen Bekteshi und Arber Shabani) hatte nach der Pause einen schweren Stand gegen die Kirchheimer. Foto: Gaetano di Rosa

Böblingen. „Das war kein schönes, aber ein äußerst intensives, hartes, spannendes und insgesamt tolles Basketball-Spiel.“ VfL-Coach Bekim Kukiqi war die Erleichterung anzumerken nach diesem Duell zweier für die sechste Liga extrem hochkarätig besetzter Mannschaften, die wohl beide auch in der fünfthöchsten Klasse mitspielen könnten.

Dabei war die meiste Zeit die Heimmannschaft in Führung, was Kukiqi aber kein bisschen beunruhigte: „Ich habe dem Team immer wieder klar gemacht: Die Zeit läuft für uns, wir sind das bessere Team, konditionell und spielerisch. Wir werden unseren Rost schon abschütteln.“

Dieser Rost – durch die Herbstferien und den Rückzug der SV Holzgerlingen hatte der VfL vier Wochen lang kein Spiel mehr gehabt, Testspiele waren ebenfalls keine auszumachen. Und das nach der ersten Niederlage in der Ära Kukiqi, dem 82:83 in Konstanz.

Die SV Böblingen war da ganz anders drauf, stand voll im Rhythmus und wartete mit einer personellen Überraschung auf: Statt Liga-Topscorer Jeremee Davis (33 Punkte pro Spiel) stand Marques Charlton (23  Jahre) auf dem Parkett – und der ist womöglich noch einen Tick besser.Kukiqi: „Trotz seiner nur 1,80 Meter ist er kaum zu stoppen, hat einen irren Wurf.“ Nach dem guten VfL-Start (10:7, 4.) legte der US-Amerikaner los und brachte seine Farben mit zwei Dreiern 13:10 in Führung. Zwischen der 5. und der 25. Minute machte er 25 seiner 35 Punkte, traf fünf Dreier. Der VfL versuchte das so gut wie möglich zu verteidigen, doch ohne großen Erfolg. Umso wichtiger also, in der Offensive dagegenzuhalten.

Das tat vor allem Shkelzen Bekteshi. Der hätte eigentlich gar nicht da sein dürfen, seine Firma hatte für das Wochenende ein Seminar in Frankreich angesetzt – und nach dem Terror vom 13. November abgesagt. Dazu machte ihm ein dicker Knöchel zu schaffen, den er sich unter der Woche beim C-Trainer-Lehrgang in Albstadt zugezogen hatte. Bekteshi ließ sich von all dem nicht beirren, legte 26  Punkte bei fünf Dreiern mit nur acht Versuchen auf.

Dennoch: Nach einer weiteren aberwitzigen Charlton-Serie – elf Punkte nach der Pause vom 41:41 zum 45:52 aus Kirchheimer Sicht – musste Kukiqi sich etwas Neues ausdenken. In der fälligen Auszeit bettelte Desmond Strickland darum, seinen Landsmann bewachen zu dürfen. Der Coach ging darauf ein – und aus war’s mit der Herrlichkeit. Nur noch acht Punkte von Charlton landeten im Kirchheimer Korb, kein einziger Dreier dabei. Kukiqi: „Das war ein Wahnsinns-Job von Desmond.“

Vor dem Schlussviertel lag der VfL dennoch 62:64 zurück – da brachte Kukiqi Damian Morrow. „Er hat so fantastisch trainiert, sich so reingehängt, da musste ich ihm diese Chance geben.“ Morrow, zuvor schon fast ausgemustert, brachte frischen Schwung und vor allem ein noch höheres Tempo ins Spiel und war klar mitverantwortlich für den entscheidenden 18:4-Lauf vom 64:69 (33.) zum 82:73 (39.).

Den Sargnagel hämmerte dabei Bekteshi in die Gastgeber: Beim 76:73 traf er seinen vierten Dreier, das 79:73 etwa 90 Sekunden vor Schluss ließ sichtbar die Luft raus.

Was bedeutet dieser Sieg für die Zukunft? Sehr viel! Denn erstens wird Böblingen noch eine wichtige Rolle spielen, kann dem einen oder anderen der Topteams ein Bein stellen – sofern das Team von Trainer Leopold Dejworek zusammenhält.

Und zweitens hat der VfL seine kleine Krise nach der Konstanz-Katastrophe hinter sich gelassen, als Team eindeutig an Substanz gewonnen. Kukiqi: „Wie die Jungs die vollen 40 Minuten zusammen gekämpft haben, war überragend. Darauf können wir aufbauen.“ut

SV Böblingen: Belai (1), Charlton (35/5), Drjeke, Feldberg, Hunter (22), Karsch, Navermann, Neboh (2), Sanders (10/1), Tscher­nenko (4).

VfL Kirchheim: Auerbach, S. Bekteshi (26/5), Gibbs (14), Lawson (5/1), Morrow (4), Pascucci (2), Scott (11), A. Sengül, Shabani (11(2), Strickland (14/1)