Lokalsport
Kreis-Trio überzeugt in Kolumbien

Leichtathletik Bei der U20-WM in Cali holen Tizian Lauria und Sandrina Sprengel zwei Medaillen für das deutsche Team. Tabea Eitel aus Köngen feiert mit Platz acht im Weitsprung-Finale ebenfalls einen Erfolg. Von Martin Moll

Die weite Reise in den Südwesten Kolumbiens, wo in Cali die U20-Weltmeisterschaften der Leichtathleten stattfanden, hat sich für die drei nominierten Athleten aus der Region gelohnt. Während Weitspringerin Tabea Eitel vom TSV Köngen (LG Filder) im Regen von Cali im Finale auf den achten Platz sprang, holten Kugelstoßer Tizian Lauria aus Stetten (VfL Sindelfingen) und Siebenkämpferin Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) die ersten beiden Medaillen für das 75-köpfige deutsche Nachwuchsteam, das mit ein Mal Gold, vier Mal Silber und drei Mal Bronze im Medaillenspiegel deutlich schlechter abschnitt als vor einem Jahr in Tallinn, wo es 15 Medaillen gegeben hatte.

Als Weltjahresbester im Kugelstoßen (21,15 Meter) angetreten, galt Tizian Lauria als großer Medaillenkandidat. Dekoriert hat sich der 19-Jährige schließlich mit der Bronzemedaille – es war der größte Erfolg und die erste internationale Medaille für Lauria, der nach etlichen emotionalen Hoch und Tiefs in den vergangenen beiden Jahren auf dem Höhepunkt seiner zu Ende gehenden Jugendzeit angekommen ist. Nach einem Fehlversuch und zwei 19-Meter-Stößen knackte Lauria im vierten Versuch mit 20,40 Metern erstmals an diesem Tag die 20 Meter-Marke und setzte sich damit an die zweite Position. Doch gleich im fünften Durchgang verdrängte ihn der Jamaikaner Lawrence Kobe mit 20,58 Metern vom Silberrang. Lauria konterte zwar im letzten Durchgang mit 20,55 Metern, doch am Ende fehlten drei Zentimeter. Weltmeister wurde Tarik O´Hagan (USA) mit 20,73 Metern. Der Deutsche U20-Meister Lukas Schober (SG Weißig), wurde überraschend Vierter mit 19,43 Metern.

„Ich bin super stolz auf meine Medaille bei meinem ersten internationalen Einsatz für Deutschland. Ich konnte meinen ersten Platz leider nicht verteidigen, aber das hat ein WM-Finale nun mal so in sich, dass alles passieren kann“, sagte Lauria nach der Siegerehrung und fügte in einem Atemzug hinzu, “ heute hat es für Bronze gereicht, ich hoffe, in der Zukunft kommt irgendwann bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen noch Gold hinzu.“

Eitel hält dem Druck stand

Für Tabea Eitel haben sich in den vergangenen Wochen die Ereignisse überschlagen. Nach ihrem sechsten Platz bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften im Siebenkampf, wurde die 18-jährige Reichenbacherin Mitte Juli völlig überraschend Deutsche Meisterin in ihrer Lieblingsdisziplin Weitsprung mit 6,48 Metern. Bereits sechs Tage später ging es mit dem DLV-Team und ihrem Heimtrainer Florian Bauder (TSV Köngen), der auch Bundestrainer im Bereich Nachwuchs-Mehrkampf ist, nach Florida in ein Vorbereitungstrainingslager und von dort direkt weiter nach Cali.

Eitel blieb im „Flow“ der vergangenen Wochen und hielt dem Druck, der auf ihr lastete, stand. Gleich mit dem ersten Sprung auf 6,21 Meter schaffte sie in der Qualifikation die geforderte Norm für das Finale der besten Zwölf. Mit der gleichen Weite qualifizierte sich auch die zweite Deutsche, Siebenkampfkollegin Libby Buder (SC Potsdam) für den Endkampf. Schade, dass im Finale drei Tage später die Vorboten eines Platzregens für nasse Bedingungen gesorgt hatten. Mit 6,18 Metern erzielte Eitel im zweiten Versuch ihre größte Weite, die sie am Ende auf den achten Platz brachte. Buder wurde mit 6,16 Metern Neunte. „Mit der Weite bin ich nicht zufrieden, mit der Platzierung absolut. Beim zweiten Sprung bin ich etwas weggerutscht und hatte danach etwas Angst“, kommentierte Eitel ihren Wettkampf. Den WM-Titel sicherte sich Plamena Mitkova (Bulgarien) mit einem Sprung auf 6,66 Meter. Silber ging an Natalie Linares (Kolumbien) mit 6,59 Metern, Bronze an Marta Amani (Italien/6,52).

Die Deutsche Siebenkampf-Meisterin Sandrina Sprengel (6015 Punkte) lag nach dem ersten Wettkampftag nach 13,94 Sekunden über 100 Meter Hürden, 1,81 Meter im Hochsprung, 12,07 Meter im Kugelstoßen und 24,35 Sekunden über 200 Meter aussichtsreich an zweiter Position und verteidigte ihren Silberplatz auch am zweiten Tag mit 6,03 Meter im Weitsprung und 42,33 Meter im Speerwerfen vor ihrer deutschen Kollegin Serina Riedel (TSV Zeulenroda). Als diese dann im abschließenden 800-Meter-Lauf in 2.25,56 Minuten die schnellste Zeit auf die Bahn legte, reichte dies, um mit einer Gesamtpunktzahl von 5874 Punkten an Sprengel , die auf 5845 Punkte kam, vorbeizuziehen. Verdiente Siebenkampf-Weltmeisterin wurde Saga Vanninen (Finnland) mit 6084 Punkten.

„ Ich bin etwas angeschlagen, wahrscheinlich durch die Klimaanlagen. Deswegen war mir klar, dass ich meine persönliche Bestleistung nicht angreifen würde können“, sagte Sprengel mit heiserer Stimme und fügte hinzu, „Es ist überwältigend, ich bin einfach nur froh, eine Medaille gewonnen zu haben.“

Nur dank großer Geste am Start

Dass Tizian Lauria überhaupt in Cali dabei sein durfte, verdankte er einer großen Geste des Deutschen Vizemeisters Maximilian Richter (LV Erzgebirge/20,14 Meter). Dieser hatte zusammen mit dem Deutschen U20-Meister, Lukas Schober (20,16 Meter) das Ticket für die WM bei den Deutschen Jugendmeisterschaften gelöst, dann aber seinen Platz zugunsten von Lauria frei gemacht – dieser hatte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften nur außer Wertung starten dürfen, weil er die Callroom-Zeit verpasst hatte (wir berichteten).
Den Weltbesten jedoch zuhause zu lassen, hätte der DLV angesichts einer Weltmeisterschaft kaum vertreten können.
Nicht antreten durfte der Weißrusse Yanheni Bryhi, mit 20,36 Meter Zweiter der Weltjahresbestenliste. mm