Lokalsport

Kuchen-Jäger träumen vom Happy End

Fußball-Bezirksligist VfL Kirchheim kann drei Spieltage vor Schluss den Relegationsplatz erreichen

Der Patient VfL Kirchheim hat die Intensivstation verlassen. Am spielfreien Bezirksliga-Wochenende, drei Spieltage vor Schluss, kann Spielertrainer Markus Schweizer mit einem Seufzer der Erleichterung feststellen: „Wir haben es zum ­ersten Mal selber in der Hand, den Abstieg zu verhindern.“

Zusammenrücken für die Rettung: Beim VfL Kirchheim ist die Hoffnung auf den Bezirksligaverbleib zurückgekehrt. Foto: Markus Brän
Zusammenrücken für die Rettung: Beim VfL Kirchheim ist die Hoffnung auf den Bezirksligaverbleib zurückgekehrt. Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Mit 13 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz 13 und einem verheerenden Torverhältnis hat Schweizer die Mannschaft in der Winterpause übernommen. „Mission impossible“ lautete die allgemeine Einschätzung der Experten, ein unmögliches Unternehmen. Doch unerschrocken, ausgestattet mit einem guten Schuss Selbstvertrauen und viel Optimismus, machte sich der Polizeiobermeister ans Werk. Mit im Rettungsboot Zwillingsbruder Michael – beide kamen vom TSV Weilheim – und ein runderneuerter Spielerkader. Die Aufholjagd begann.

Jetzt ist „Crunchtime“ und die Jäger aus Kirchheim haben mit fünf Siegen aus zehn Spielen den Rückstand auf den gejagten FTSV Kuchen tatsächlich wettgemacht. Beide weisen 22 Punkte auf und nur im Torverhältnis hat der Konkurrent um den Relegationsplatz noch knapp die Nase vorn. Aber das würde keine Rolle spielen, sollte der VfL das direkte Duell in Kuchen am vorletzten Spieltag gewinnen. „Die Relegation war von Anfang an unser Ziel“, sagt der 29-jährige Coach.

Noch ist es nicht so weit. Nächsten Samstag müssen die Blauen nach Nellingen, am letzten Spieltag kommt Schlusslicht TSVW Esslingen an die Jesinger Allee. Kuchen hat zu Hause Rechberghausen und auswärts RSK Esslingen vor der Brust.

Es könnte also klappen mit den Entscheidungsspielen um den Klassenverbleib – wenn da nicht die Gefahr von oben wäre, für den VfL eine Art höhere Gewalt. Aus der Landesliga müssen aller Voraussicht nach vier Mannschaften ins Gras beißen. Mit dem FC Germania Bargau steht der erste Absteiger so gut wie fest. Wird er jedoch von drei Vereinen aus der Neckar-Fils-Region begleitet, reicht Rang 13 in der Bezirksliga nicht mehr zur Relegation. Dann wäre die ganze Aufholjagd für Kirchheim für die Katz. Deshalb gilt für alle, deren Herz für den VfL schlägt: Ausnahmsweise mal Daumendrücken für FC Eislingen, TSV Bad Boll, TSV Deizisau, FC Frickenhausen und TSV Köngen.

Unabhängig vom Ausgang der Rettungsmission laufen beim VfL bereits die Vorbereitungen auf die nächste Saison. „Wir planen zunächst für die Kreisliga, alles andere wäre unverantwortlich“, betont Schweizer. Die meisten Spieler haben zugesagt, zu bleiben. Darunter die wichtigen, zu denen auch sein Bruder und er selber gehören. Verstärkungen für den dünnen Kader sind willkommen.

Das gilt auch für die Mannschaft hinter der Mannschaft. Die Abteilungsleitung mit Oliver Klingler, Claus Maier, Karl Magg und Armin Meissner „ist qualitativ hochwertig besetzt und hält mir den Rücken frei“, könne aber noch die eine oder andere helfende Hand vertragen. Da sind Idealisten mit einer Passion für den Verein gefragt, denn finanziell kommt der VfL nach wie vor auf dem Zahnfleisch daher. Eine Nichtabstiegsprämie für die Mannschaft ist deshalb auch kein Thema, zumal Markus Schweizer meint: „Geld halte ich für die falsche Motivation.“

Sollte es für den VfL ein Happy End geben, will der Trainer „die geile Zeit“ bis zur Rettung in einem Video der Nachwelt erhalten. Der passende Titel ist schon vorprogrammiert: „Das blaue Wunder.“