Lokalsport

Lastwagen-Racing ist wie eine Droge

Mit viel Herzblut bestreitet das „Tankpool24 Truck Racing Team“ Läufe zur Europameisterschaft

Es ist wie ein Virus: Einmal befallen, lässt es einen nicht mehr los. Bei Markus Bauer steckt das Virus mit dem Namen Truck Racing sehr tief: Seit über 16 Jahren ist der Teamleiter eines Kirchheimer/Nürtinger Autohauses mit dem Truck-Rennsport verbandelt – früher als Teammanager beim damaligen M-Racing-Team aus Dettingen/Teck, später mit dem ersten eigenen Team – bis zum temporären Ausstieg 2003.

Lastwagen-Racing ist wie eine Droge
Lastwagen-Racing ist wie eine Droge

Nürtingen. In dieser Zeit machte die Sportart, die Anfang der 1990er-Jahre ihren Höhenflug startete und auch schon mal schlicht übersetzt „Lastwagen-Europameisterschaft“ genannt wird, alle Höhen und Tiefen mit. Markus Bauer hat im Laufe der Jahre schon viel erlebt: den kometenhaften Aufstieg zur hoch professionellen Rennserie ebenso wie den Niedergang nach dem Ausstieg der großen Werksteams 2002.

Nachdem sich die Rennserie, finanziell wie reglementseitig stark abgespeckt, nach einigen Fehlversuchen 2006 auf eher bescheidenem finanziellen Niveau wieder etabliert hatte, stieg auch der Nürtinger Bauer mit Marketingauftritten in die Serie wieder ein, um schließlich 2010 einen gebrauchten Mercedes-Benz-Renntruck zu erwerben und das MB-Motorsport-Team zu gründen. Bauer ist der Rennstallchef. In diesem Jahr sind die Nürtinger unter dem Namen „Tankpool24 Truck Racing Team“ in der als Europameisterschaft ausgefahrenen Rennserie (unter dem Dach des Automobilweltverbands FIA) inmitten der Saison eingestiegen.

Zwei Alleinstellungsmerkmale hat das Nürtinger Team in der aktuellen Rennserie: Zum einen ist der Renntruck der einzige mit dem Untertürk­heimer Stern im Kühlergrill, zum anderen sitzt mit Steffi Halm die einzige Frau im Truck-Race-Zirkus am Volant des 1000-PS-Boliden. Die 27-jährige Ammerbucherin ist Neueinsteigerin im Truckrennsport und hat ihre Wurzeln im Kartsport. Von dort ging es klassisch über die Formel-Klassen zum Tourenwagensport, wo sie auch heute noch parallel zum Truckracing in der Mini-Challenge startet.

Der Unterschied beider Serien ist extrem: Von einer guten Tonne Fahrzeuggewicht sowie rund 220 PS im Mini steigt Halm auf 5,5 Tonnen Gewicht im Renntruck um – der freilich in der Beschleunigung dem Tourenwagen klar das Nachsehen gibt: Weniger als fünf Sekunden benötigt der Truck für den Spurt von 0 auf 100 Stundenkilometer – das ist gutes Sportwagenniveau. Nur die Höchstgeschwindigkeit der Trucks ist begrenzt. Aus Sicherheitsgründen dürfen maximal 160 km/h gefahren werden.

Die Truck-EM umfasst zehn Rennwochenenden in acht Ländern mit je vier Rennen. Das MB-Motorsport-Team, in dem Mechaniker wie Manager unentgeltlich arbeiten und zur An- und Abfahrt ihren Urlaub einsetzen, stieg zum zweiten Rennen im italienischen Misano ein. Bis zum Saisonhöhepunkt Mitte Juli auf dem Nürburgring, wo über 200 000 Zuschauer dem Spektakel beiwohnten, hatte sich Steffi Halm schon ordentlich akklimatisiert. Munter fährt die Ammerbucherin im Mittelfeld mit, was angesichts des Mankos, dass das Team – anders als die Wettbewerber von MAN und Renault – noch keinerlei Werksunterstützung genießt, durchaus respektabel ist. In der Eifel gelang ihr sogar der erste Podestplatz – wenn auch nur in einer separaten Sponsorenwertung.

Beim letzten Rennen am vergangenen Wochenende im russischen Smolensk mussten die schwäbischen Truckracer freilich passen. Der Trip mit insgesamt über 5 000 Kilometern war schlichtweg nicht finanzierbar. Schließlich handelt es sich um ein Amateurteam: Die Mechaniker, die alle aus Nürtingen oder dem Umland stammen, arbeiten zum Nulltarif. Sie machen das Konzept und das Fortbestehen des „Tankpool24 Truck Racing Teams“ erst möglich.

Das nächste Rennen für Bauer, Halm und Co. steht Ende August im tschechischen Most auf dem Programm. Mit der Hoffnung auf eine gute Platzierung steigt auch die Hoffnung von Teamchef Markus Bauer auf einen Wiedereinstieg von Mercedes in den Truckrennsport.