Lokalsport

Leben mit dem Widerspruch

Basketball Nach dem Ende einer erfolgreichen Saison beginnen für die Knights zwei Wochen, die über die Zukunft entscheiden werden. Von Bernd Köble

Das war‘s: Die Knights verabschieden sich als Halbfinalist aus der Saison in der Pro A.Foto: Tanja Spindler
Das war‘s: Die Knights verabschieden sich als Halbfinalist aus der Saison in der Pro A.Foto: Tanja Spindler

Der ehemalige Fußball-Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld hat diese Woche längst Überfälliges formuliert. Er hat einen Kollegen geadelt, der, wie er meint, zu wenig Beachtung fände. Einer der seit Jahren aus wenig viel macht. Der im Stillen Erfolge feiert, obwohl er Jahr für Jahr seine Besten ziehen lassen muss. Dorthin, wo das große Geld lockt. Die Rede ist von Christian Streich, dem Trainer des SC Freiburg in der Fußball-Bundesliga.

Wollte man Hitzfelds Laudatio auf den Zweitliga-Basketball übertragen, wäre der Weg zu Michael Mai ein kurzer. Auf die Frage, wer in der Pro A zum Trainer des Jahres gekürt wird, dürfte sich erst eine Antwort finden, wenn der Meister feststeht. Ob Kirchheims Coach eine Chance hat? Fraglich. Dass er sie verdient hätte, bezweifelt in Kirchheim kaum jemand. Der Amerikaner ist ein Mann der leisen Töne, auch wenn‘s im Spiel vernehmbar laut wird. Er hat sich breit vor die Mannschaft gestellt, als vor Weihnachten der Erfolgsfaden riss und die ersten die Charakterfrage stellten. Er stand hinter der Mannschaft, als in den letzten Wochen die Kräfte in Kopf und Körper zu erlahmen drohten. Nebendran steht Michael Mai meist dann, wenn der Applaus auf der Bühne am lautesten ist. Dabei trägt der Mann mit der religiösen Überzeugung und dem schüchternen Blick den größten Anteil am Erfolg. Als Übungsleiter und Teammanager in Personalunion war er nicht nur der Steuermann durch eine wilde Saison. Die Mannschaft trägt seine Handschrift.

Wer seinen Ehrgeiz kennt, weiß, wie es in ihm brannte, als er am Mittwoch nach der dritten Halbfinalniederlage sich zu dem Satz drängen ließ: „Wir können mit dieser Saison zufrieden sein.“ Eine der erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte und das zum zweiten Mal in Folge. Was er in diesem Augenblick verschwieg: Der Preis für eine Niederlage ist für ihn immer zu hoch - egal, gegen wen.

Schicksalstag 9. Mai

Am Mittwoch gibt es ein letztes gemeinsames Essen mit der Mannschaft. Danach ist für die meisten Urlaub. Nicht für den Trainer, der wie jedes Jahr nach Saisonende für seinen zweiten Arbeitgeber in den USA in die Vorbereitung der europäischen Jugendcamps im Sommer startet. Willkommene Abwechslung nach einer nervenaufreibenden Saison - sinnvolle Arbeit für zwei Wochen, in denen andere an den Hebeln sitzen. Michael Mai muss die Zukunft gestalten. So will es sein Vertrag. Doch dem Lotsen auf der Kommandobrücke sind zum Start die Hände gebunden. Spätestens bis 10. Mai muss klar sein, ob die Kirchheimer in ihre zehnte Saison in der Pro A starten werden. Bis zu diesem Stichtag ist es möglich, die Mannschaft ohne finanziellen Verlust vom Spielbetrieb abzumelden. Am 9. Mai treffen sich die Gesellschafter zur entscheidenden Sitzung. Knights-Frontfrau Bettina Schmauder - kein Mensch, der zu übertriebener Dramatik neigte - nennt es einen „Schicksalstag“. Ein Drittel des benötigten Etats steht zur Stunde noch aus. Seit Wochen laufen Gespräche mit Sponsoren auf Hochtouren. Ohne Klarheit keine Saisonvorbereitung, auch wenn angesichts des Berges von Aufgaben die Zeit drängt. Die Suche nach einem hauptamtlichen Jugend-Koordinator, nach einer zusätzlichen Kraft für die Geschäftsstelle, wie sie die Liga ab dem Sommer vorschreibt, und die Gespräche mit jenem Teil der Mannschaft, der möglichst bleiben soll. All das könnte in zwei Wochen beginnen.

Der Widerspruch, der in der Freude über das Erreichte und der Sorge um die Zukunft liegt, lässt auch Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt nicht kalt: „Sportlich war die Saison ein weiterer Schritt nach vorn“, sagt er. „Die Mannschaft hat Unglaubliches geleistet, worauf hier alle stolz sein können.“ Jetzt ist er dabei, die Saison abzuwickeln, alles andere ruht. „Sobald klar ist, wie unser Budget aussieht, werden wir uns an die Arbeit machen,“ sagt er. Mit etwas Glück am 10. Mai.

Wünsche, Optimismus, Zweifel

Bernd WeilerKreisbau-Vorstandssprecher
Bernd WeilerKreisbau-Vorstandssprecher

Angelika Matt-Heidecker

Kirchheims OB und Dauerkartenbesitzerin

„Ich hoffe von ganzem Herzen, dass es weitergeht, weil es etwas ganz Besonderes ist, was hier an Sport geboten wird. Wir prüfen, wo die Stadt dies im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen kann. Wir brauchen aber Sicherheit für mindestens drei Jahre, weil es schließlich auch um Investitionen in der Halle geht.“